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Zukünftige Herausforderungen | Albanien | bpb.de

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Zukünftige Herausforderungen

Julie Vullnetari

/ 2 Minuten zu lesen

Entsprechend der oben genannten aktuellen Entwicklungen in Albanien gibt es wiederum drei elementare Herausforderungen im Hinblick auf Migration mit denen sich Albanien in der nahen Zukunft auseinandersetzen muss.

    • Sinkende Rücküberweisungen


Kurzfristig könnten die Auswirkungen sinkender Rücküberweisungen durch zwei Faktoren abgemildert werden, die sich beide auf die Zuwandererbevölkerung in Griechenland beziehen, wo die meisten albanischen Migranten leben und die auch die größten Summen nach Albanien zurücküberweisen. Erstens, seit sich der Zustand der griechischen Wirtschaft verschlechtert, kehren albanische Migranten zunehmend nach Albanien zurück und bringen dabei auch ihre Ersparnisse mit. Zweitens haben viele albanische Migranten, die beschlossen haben, in Griechenland zu verbleiben, ihre Ersparnisse auf Konten bei albanischen Banken transferiert, da sie den Zusammenbruch des griechischen Bankensektors fürchten. Makroökonomisch betrachtet könnte dies dazu führen, dass die Auswirkungen des Rückgangs der Rücküberweisungen neutralisiert werden. Mikroökonomisch zeigt sich jedoch, dass sowohl Rückkehrer als auch im Ausland verbliebene Migranten ihre Ausgaben verringert haben. Solange sich Griechenland und Albanien weiterhin in einer Rezession befinden, wird dies wohl auch so bleiben.

  • Rückkehrmigration


Obwohl die meisten Zielländer albanischer Migranten von der globalen Wirtschaftskrise betroffen sind, ist es doch die Rückwanderung aus Griechenland, die aktuell an Bedeutung gewinnt. Bei den meisten Rückkehrern handelt es sich um diejenigen, die am stärksten von der Krise betroffen waren, indem sie ihren Arbeitsplatz verloren und finanziell nicht mehr über die Runden kamen. Sie kehren in arme Haushalte in ländlichen Gegenden zurück, die ihnen keine guten Zukunftsperspektiven bieten. Dies bringt Herausforderungen mit sich, wie erhöhte Arbeitslosigkeit und vielleicht sogar soziale Unruhen, vor allem, da Albanien seit Jahren ein Land ist, das wirtschaftlich auf die Rücküberweisungen aus dem Ausland angewiesen ist, da es selbst nur eine schmale Produktions- und Exportbasis aufweist. Diese negativen Effekte könnten durch eine erneute Migration abgefedert werden. Tatsächlich schließen sich Rückkehrer aus Griechenland, aber auch Albaner, die noch in Griechenland leben, den griechischen Auswanderern an, die es in wohlhabendere europäische Länder wie Deutschland oder das Vereinigte Königreich zieht. Letzteres ist besonders aufgrund seiner Nichtzugehörigkeit zur Eurozone und seines relativ stabilen Arbeitsmarktes ein attraktives Zielland, das auch durch die dortige Existenz einer signifikanten albanischen Zuwandererbevölkerung für albanische Migranten zugänglich wird.

  • Zuwanderung


Vorliegende Zahlen verweisen darauf, dass Albanien auch weiterhin ein Auswanderungsland bleiben wird und dass ihm noch ein langer Weg bevorsteht, um ein Einwanderungsland zu werden. Das Verständnis von Albanien als Transit- oder Zuwanderungsland bleibt – zumindest für den Moment – eine durch die EU initiierte politische Rhetorik, die sich aber nicht auf harte Fakten stützen kann, wie vorhandene Zahlen für beide Typen von Wanderungsbewegungen deutlich zeigen. Andererseits ist es sicherlich sinnvoll, sich auf eine möglicherweise wachsende Zuwanderung bereits im Vorhinein vorzubereiten.

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Julie Vullnetari ist Postdoktorandin am Sussex Centre for Migration Research der Fakultät für Global Studies der Universität von Sussex, Vereinigtes Königreich. E-Mail: E-Mail Link: jvullnetari@gmail.com