Die Schlüsseldebatten über Migration konzentrieren sich auf die Auswirkungen der Wanderungsbewegungen auf Rücküberweisungen (Remittances), die Bevölkerungsentwicklung und die Diaspora.
Rücküberweisungen
Während der zwei postkommunistischen Jahrzehnte waren Rücküberweisungen die Rettungsleine des Landes. Angefangen von $150 Millionen US-Dollar im Jahr 1992 stiegen sie Jahr für Jahr bis auf einen Höchstwert von $1,3 Milliarden US-Dollar 2007. Seit dem Zeitpunkt sinken sie jedoch. In den frühen 1990er Jahren deckten Rücküberweisungen fast das gesamte Handelsdefizit und stellten 22 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Bis 2009 sind diese Zahlen gesunken, sie sind aber immer noch relevant. Rücküberweisungen decken nach wie vor 33 Prozent des Handelsdefizits und stellen 9 Prozent des BIP. Auf der Mikroebene betrachtet waren und sind Rücküberweisungen der Schlüssel zum Überleben vieler albanischer Familien. Sie verschaffen ihnen Zugang zu besserer Bildung und Gesundheitsversorgung und ermöglichen es ihnen, in die Landwirtschaft zu investieren oder in kleine familiengeführte Unternehmen.
Bevölkerungsentwicklung
Migration hatte für die Entwicklung der Bevölkerung Albaniens drei wesentliche Folgen: Bevölkerungsverlust, Umverteilung und Alterung. Zahlen aus den zwei postkommunistischen Bevölkerungszählungen belegen dies. Der Zensus aus dem Jahr 2001 bezifferte den Bevölkerungsverlust durch Abwanderung seit 1989 auf 700.000 Personen. Bis 2011 verlor das Land weitere 8 Prozent seiner Wohnbevölkerung im Jahr 2001. Diese Entwicklung wurde ebenfalls hauptsächlich der Abwanderung zugeschrieben.
Gleichzeitig hat auch die interne Migration ein großes Ausmaß angenommen und die Kombination der beiden Wanderungsbewegungen (internationale Migration und Binnenwanderung) hat zu Tragfähigkeitsproblemen geführt, die aus einer ungleichen Bevölkerungsverteilung innerhalb des Landes resultieren. Während sich beispielsweise die Bevölkerung der Gemeinde Leskovik im gebirgigen Südosten des Landes so sehr verringert hat, dass sich die Bevölkerungsdichte nur mehr auf zwei Einwohner pro Quadratkilometer beläuft, resultieren die Probleme der Hauptstadt Tirana aus einer Überbevölkerung. Die Bevölkerungsdichte liegt hier bei rund 10.500 Einwohnern je Quadratkilometer und damit sehr weit über dem Landesdurchschnitt von etwa 100 Einwohnern pro Quadratkilometer.
Diaspora
Im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung des Landes, ist die albanische Diaspora sehr groß, insbesondere, wenn auch die historischen albanischen Communities im Ausland berücksichtigt werden. Oftmals werden alle im Ausland lebenden Albanerinnen und Albaner zu dieser Diaspora gezählt, einschließlich derjenigen, die aus dem Kosovo, Mazedonien und Montenegro stammen. Auch diese Migranten verstehen Albanien wiederum als das wahre Zentrum eines umfassenden albanischen Mutterlandes. Damit besteht vor allem eine symbolische Beziehung zu Albanien, die aber beispielsweise wohlhabenden Albanern aus der Diaspora in den USA und in der Schweiz Investitionsmöglichkeiten in Albanien eröffnet. In den vergangenen Jahren hat sich die Aufmerksamkeit zunehmend auf Hochqualifizierte und Fachkräfte gerichtet, die von der albanischen Regierung und internationalen Entwicklungspartnern als besonders wichtige Akteure im Entwicklungsprozess des Landes gesehen werden, da sie über Fachwissen, technologisches Knowhow und breite Netzwerke verfügen.