In den Jahren unter kommunistischer Herrschaft wurde fast allen Emigranten, die es schafften, aus Albanien zu entkommen, in den Aufnahmeländern Asyl gewährt. Im Anschluss an die Mehrparteienwahlen im März 1991, aus denen die Demokratische Partei als klarer Sieger hervorging, veränderte sich die Haltung der Regierungen in den Aufnahmeländern jedoch schnell und Albaner wurden zunehmend als Wirtschaftsmigranten (auch: Wirtschaftsflüchtlinge) betrachtet. Beispielsweise nahm Italien die 25.000 Albanerinnen und Albaner auf, die im Rahmen des sogenannten ''Boot-Exodus'' im März 1991 an Italiens Küsten landeten, wies die rund 20.000 Albaner, die das Land im August desselben Jahres ebenfalls über den Seeweg erreichten, jedoch ab, da sie nun als Wirtschaftsmigranten betrachtet wurden. Die Nicht-Aufnahme wurde damit begründet, dass Albanien nun ein ''demokratisches Land'' sei.
Während der letzten beiden postkommunistischen Jahrzehnte gab es für die breite Mehrheit der albanischen Staatsangehörigen keine Möglichkeit, legal in die EU oder andere industrialisierte Länder zu migrieren. Asylmigration war daher eine der wenigen Möglichkeiten für Albanerinnen und Albaner, ihrem Leben in Albanien zu entkommen. Viele von ihnen hatten gute Gründe, einen Asylantrag zu stellen. Diese reichten von der Flucht vor Blutfehden, Menschenschmugglern, Homophobie und geschlechtsspezifischer Gewalt bis hin zu ethnisch motivierter Verfolgung (z.B. der Roma) oder politischer Unterdrückung. Das UN Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) schätzt, dass zwischen 1990 und 2010 rund 180.000 Albanerinnen und Albanern (179.805) Flüchtlingsstatus zugesprochen wurde.
Tabelle 5: Albanische Flüchtlinge nach Aufnahmeland, 1996-2005, Top-5 Asyldestinationen
Land | Anzahl | % |
---|---|---|
USA | 34.394 | 42 |
Deutschland | 8.642 | 11 |
Frankreich | 8.221 | 10 |
Kanada | 8.109 | 10 |
Ver. Königr. | 4.962 | 6 |
Andere | 17.239 | 21 |
Gesamt | 81.567 | 100 |
Quelle: UNHCR (2005)
Das visumfreie Reisen in den Schengenraum für Inhaber eines albanischen biometrischen Reisepasses, welches im Dezember 2010 in Kraft trat, hat zu einem Anstieg der Asylgesuche in den Schengenstaaten geführt. Allein 2012 wurden mehr als 5.000 Anträge von albanischen Staatsangehörigen gestellt.