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Ortsbesuch auf dem Campus Rütli – ein Rundgang

Jens Twiehaus

/ 8 Minuten zu lesen

Im Frühjahr 2006 erschütterte ein Brandbrief verzweifelter Lehrerinnen und Lehrer der Rütli-Schule in Berlin-Neukölln die Öffentlichkeit. Teils aggressive Schüler trafen auf überforderte Lehrkräfte, die vor den Problemen kapitulierten. Rütli wurde zum Inbegriff eines gescheiterten Bildungssystems. Die Idee zu dem Film "Neukölln Unlimited" entstand aus dieser Debatte heraus – aber wie steht es heute um die Schule?

Campus Rütli in der Rütlistraße 41-45 in Berlin-Neukölln, aufgenommen im Juli 2014 (© picture-alliance, KITTY KLEIST-HEINRICH TSP)

Sascha Wenzel hat exakt zwei Stunden Zeit. 120 Minuten, um über die deutsche Bildungspolitik zu sprechen und eine Schule mitten in Berlin, die schon fast jeder aufgegeben hatte. Wenzel würde das niemals so formulieren, er ist ein unaufgeregter Mann mit ruhiger Stimme und vollem Terminkalender. Grundschullehrer ist er eigentlich von Beruf, doch ein gewöhnliches Lehrerleben ist für den 50-Jährigen unvorstellbar. Er ist verantwortlich für den pädagogischen Neustart der einst bekanntesten deutschen Problemschule, der Rütli-Schule in Berlin-Neukölln.

Am 30. März 2006 begann an der Rütli-Schule eine neue Zeit. Lehrerinnen und Lehrer der Schule hatten einen Brief geschrieben, adressiert an den damaligen Berliner Bildungssenator Klaus Böger (SPD) und andere Mitarbeiter der Senatsverwaltung. Es sind 14 starke Absätze, geschrieben voller Wut und Verzweiflung. In dem Brief heißt es: "In vielen Klassen ist das Verhalten im Unterricht geprägt durch totale Ablehnung des Unterrichtsstoffes und menschenverachtendes Auftreten. Lehrkräfte werden gar nicht wahrgenommen, Gegenstände fliegen zielgerichtet gegen Lehrkräfte durch die Klassen, Anweisungen werden ignoriert. Einige Kollegen/innen gehen nur noch mit dem Handy in bestimmte Klassen, damit sie über Funk Hilfe holen können."

Brigitte Pick war damals noch Schulleiterin der Rütli-Schule, an diesem Tag aber außer Dienst. "Du, deine Schule ist in der Zeitung", erfuhr sie bald übers Telefon. Pick ahnte schon lange, dass einmal so etwas passieren wird. Doch nun brach in den Medien der Sturm über ihre Schule los. Rütli wurde plötzlich zum Inbegriff für scheiternde Integration und Gewalt an deutschen Schulen. Schnell war in der Öffentlichkeit von einem "Brandbrief" die Rede. Die Rütli-Schule war plötzlich Thema in den Fernsehnachrichten. Fotografen standen vor dem Schultor, Reporter kamen mit Mikrofonen, Kameraleute filmten die Fenster der Klassenzimmer. Ihre Präsenz stachelte einige Schüler umso heftiger an herumzupöbeln, mit Papierkörben zu werfen und zu provozieren.

QuellentextBrief der Rütli-Schule

Mit folgendem Brief wandte sich die kommissarische Schulleiterin der Berliner Rütli-Schule, Petra Eggebrecht, am 28. Februar 2006 an die zuständige Schulrätin in Neukölln, Ulrike Fischer (gekürzte Version):

Sehr geehrte Frau Fischer,

die Fülle der zu besprechenden Einzelfälle ließ bei Ihrem Besuch am 24.2.06 keine Zeit über die Gesamtsituation in unserer Schule zu sprechen.

Wie in der Schulleitersitzung am 21.2.06 geschildert, hat sich die Zusammensetzung unserer Schülerschaft in den letzten Jahren dahingehend verändert, dass der Anteil der Schüler/innen mit arabischem Migrationshintergrund inzwischen am höchsten ist. Er beträgt zurzeit 34,9%, gefolgt von 26,1% mit türkischem Migrationshintergrund. Der Gesamtanteil der Jugendlichen n.d.H. beträgt 83,2%. [...]

In unserer Schule gibt es keine/n Mitarbeiter/in aus anderen Kulturkreisen.

Wir müssen feststellen, dass die Stimmung in einigen Klassen zurzeit geprägt ist von Aggressivität, Respektlosigkeit und Ignoranz uns Erwachsenen gegenüber. Notwendiges Unterrichtsmaterial wird nur von wenigen Schüler/innen mitgebracht. Die Gewaltbereitschaft gegen Sachen wächst: Türen werden eingetreten, Papierkörbe als Fußbälle missbraucht, Knallkörper gezündet und Bilderrahmen von den Flurwänden gerissen. Werden Schüler/innen zur Rede gestellt, schützen sie sich gegenseitig. Täter können in den wenigsten Fällen ermittelt werden. Laut Aussage eines Schülers gilt es als besondere Anerkennung im Kiez, wenn aus einer Schule möglichst viele negative Schlagzeilen in der Presse erscheinen. Die negative Profilierung schafft Anerkennung in der Peer-Group. Unsere Bemühungen die Einhaltung der Regeln durchzusetzen treffen auf starken Widerstand der Schüler/innen. Diesen Widerstand zu überwinden wird immer schwieriger. In vielen Klassen ist das Verhalten im Unterricht geprägt durch totale Ablehnung des Unterrichtsstoffes und menschenverachtendes Auftreten. Lehrkräfte werden gar nicht wahrgenommen, Gegenstände fliegen zielgerichtet gegen Lehrkräfte durch die Klassen, Anweisungen werden ignoriert. Einige Kollegen/innen gehen nur noch mit dem Handy in bestimmte Klassen, damit sie über Funk Hilfe holen können.

Die Folge ist, dass Kollegen/innen am Rande ihrer Kräfte sind. Entsprechend hoch ist auch der Krankenstand, der im 1. Halbjahr 05/06 höher war als der der Schüler/innen. Ein Zeichen der unerträglichen Belastung. Einige Kollegen/innen stellen seit Jahren Umsetzungsanträge, denen nicht entsprochen wird, da keine Ersatzkräfte gefunden werden.

Auch von den Eltern bekamen wir bisher wenig Unterstützung in unserem Bemühen Normen und Regeln durchzusetzen. Termine werden nicht wahrgenommen, Telefonate scheitern am mangelnden Sprachverständnis.

Wir sind ratlos. [...]

Wenn wir uns die Entwicklung unserer Schule in den letzten Jahren ansehen, so müssen wir feststellen, dass die Hauptschule am Ende der Sackgasse angekommen ist und es keine Wendemöglichkeit mehr gibt. Welchen Sinn macht es, dass in einer Schule alle Schüler/innen gesammelt werden, die weder von den Eltern noch von der Wirtschaft Perspektiven aufgezeigt bekommen, um ihr Leben sinnvoll gestalten zu können. In den meisten Familien sind unsere Schüler/innen die einzigen, die morgens aufstehen. Wie sollen wir ihnen erklären, dass es trotzdem wichtig ist, in der Schule zu sein und einen Abschluss anzustreben? Die Schüler/innen sind vor allem damit beschäftigt, sich das neueste Handy zu organisieren, ihr Outfit so zu gestalten, dass sie nicht verlacht werden, damit sie dazugehören. Schule ist für sie auch Schauplatz und Machtkampf um Anerkennung. Der Intensivtäter wird zum Vorbild. Es gibt für sie in der Schule keine positiven Vorbilder. Sie sind unter sich und lernen Jugendliche, die anders leben, gar nicht kennen. Hauptschule isoliert sie, sie fühlen sich ausgesondert und benehmen sich entsprechend.

Deshalb kann jede Hilfe für unsere Schule nur bedeuten, die aktuelle Situation erträglicher zu machen. Perspektivisch muss die Hauptschule in dieser Zusammensetzung aufgelöst werden zugunsten einer neuen Schulform mit gänzlich neuer Zusammensetzung. [...]

Mit freundlichen Grüßen

i. V. P. Eggebrecht kommissarische Schulleiterin

Aus: Der Brief des Kollegiums der Rütli-Schule vom 28.03.2006 (gekürzt)

"Viele Ressourcen stecken schon im System"

Das Fernsehen war schon länger nicht mehr da. An der Rütli-Schule ist der Neuaufbau in vollem Gange. Aus Grund-, Haupt- und Realschule ist eine Einheit geworden. Eine Gemeinschaftsschule im Ganztagesbetrieb hat das alte Nebeneinander ersetzt. "Campus Rütli" steht an allen Gebäuden, das klingt ein bisschen intellektuell und nach einer großzügigen Anlage. Finanziert wird das Projekt von zwei Stiftungen, der Freudenberg- und der Karl-Konrad-und-Ria-Groeben-Stiftung, sowie von der Berliner Senatsverwaltung. Dort, wo 2006 die Kamerateams ihre Positionen bezogen haben, soll ab 2015 für rund 20 Millionen Euro ein neues Grundschulgebäude entstehen. Gleichzeitig betont Sascha Wenzel, dass es beim "Campus Rütli" nicht nur ums Finanzielle geht, sondern schon viel erreicht ist, wenn zukünftig alle zusammen- statt neben- oder gegeneinander arbeiten: "Es wird oftmals viel Geld herausgeblasen für einzelne kurzfristige Projekte in der Bildung. Dabei stecken doch so viele Ressourcen schon im System, die einfach nicht vernünftig verwendet werden", so Wenzel.

Das Geld. Es ist ein wichtiges Thema an der Rütli-Schule, nicht nur wenn Politikerinnen und Politiker über Neubauten entscheiden. Geld ist vor allem Thema, weil es den Schülerinnen und Schülern an allen Ecken und Enden fehlt. Die Rütli-Schule ist von Armut geprägt. 76 Prozent der Schülerinnen und Schüler leben von sogenannten staatlichen Transferleistungen, in der Regel Hartz IV. Solche Bedingungen herrschen auch in vielen anderen Teilen Berlins. An etwa 200 der 800 Schulen der Hauptstadt sei eine deutliche Mehrheit der Schüler arm, sagt Sascha Wenzel. Rütli sei nur eine von Hunderten, vermutlich Tausenden Problem- oder Brennpunktschulen in ganz Deutschland. "Unser größtes Problem sind nicht die Einwanderer. Es ist die Armut", ist Wenzel überzeugt. Kinder leben in zu kleinen Wohnungen, teilen sich ein Bett mit Geschwistern, die Eltern selbst haben selten eine gute Bildung genossen, meistens haben sie seit Jahren keine Arbeit. Die Schule ist für die Kinder und Jugendlichen in diesem Fall nicht nur der wichtigste Ort zum Lernen. Es ist der einzige Lernort in ihrem Leben.

Die Vorzeichen sind also denkbar schwierig in Neukölln, insbesondere im Gebiet um den "Campus Rütli", das Reuterquartier. Schülerinnen und Schüler mit

Die Rütli-Schule im Jahr 2010 (© picture-alliance, Sascha Radke)

Migrationshintergrund stammen gehäuft aus wirtschaftlich benachteiligten Familien. Wer sozioökonomisch schlecht aufgestellt ist, hat oft auch Probleme mit dem Kompetenzerwerb an der Schule, darauf weisen regelmäßig Bildungsstudien hin. Eine "Entmischung" nach bildungsnahen und bildungsfernen Milieus hat sich in Neukölln jahrelang als Problem erwiesen. Insbesondere an den Hauptschulen sammelten sich Schülerinnen und Schüler aus bildungsfernen Milieus, um später nur zu oft die Schule ohne Abschluss zu verlassen. In Berlin ist diese Schulform inzwischen verschwunden, "Gemeinschaftsschule" heißt das neue Konzept. Parallel hat sich in Teilen von Neukölln wie dem Reuter- oder dem Schillerkiez auch das sozioökonomische Schulumfeld geändert, denn nicht nur Studierende, Künstlerinnen und Künstler, auch junge, gut ausgebildete Familien haben den Stadtteil für sich entdeckt. Ob sich dies letztlich in einer Abschwächung der Bildungssegregation niederschlägt oder diese sogar verstärkt, bleibt abzuwarten.

"Zuhören! Sprechen! Diskutieren!"

Im Umbauprozess der vergangenen Jahre hat die Hälfte des Lehrerkollegiums die Rütli-Schule verlassen. "Erst jetzt wissen wir wirklich, wer die Schule gestalten kann", sagt Wenzel, der zugleich betont, dass die Schulverwaltung des Senats noch immer um jeden neuen Lehrer kämpfen muss. In Berlin gibt es ohnehin zu wenig Lehrerinnen und Lehrer und um einen besonders stressigen Job reißen sich nur wenige. "Sie müssen hier mehr Stunden arbeiten als an anderen Standorten", sagt Wenzel ganz direkt. Überstunden gehörten einfach dazu, auch regelmäßige Hausbesuche bei den Familien der Kinder.

Früher war ein solches Engagement der Lehrer nicht vorhanden, konstatiert Brigitte Pick. Sie hat eine scharfe Meinung. Und sicher keine gute, wenn es um deutsche Schulen geht und wie diese mit armen Kindern und Jugendlichen umgehen. "Sie können das System nicht ändern", das sagt die 68-Jährige gar nicht verbittert, sondern sehr überlegt und mit der Erfahrung von vier Jahrzehnten Schuldienst. Von 1983 an war Pick Leiterin der Rütli-Schule. Mehr als 20 Jahre hielt sie durch, auch wenn sie sich oft ärgern musste und für ihre Lehrerkollegen, wie sie zugibt, keine leichte Vorgesetzte war. Wenn sie heute noch einmal ihr Leben von vorne beginnen könne, sagt sie, würde sie nicht noch einmal Lehrerin werden.

Pick ist der Meinung, man habe sich all die Jahre viel zu wenig bemüht um die Schülerinnen und Schüler. Nein, zu wenig Mühe sei noch viel zu weich, gedemütigt habe man Schüler, indem man sie mit ihren Problemen missachtet habe. Und deshalb seien viele erst frustriert und irgendwann völlig desinteressiert gewesen. Irgendwann seien sie dann nicht mehr zum Unterricht gekommen: "Niemand ist zu dusselig, einen Hauptschulabschluss zu bekommen, aber wer schwänzt, der kriegt halt keinen." Zu lange hätten Politiker, die Verwaltung und, ja, auch die Lehrer selbst nur zugeschaut, wie immer mehr Schüler verloren gingen. Eine "Melange aus Hilflosigkeit und eine Aversion vor dem Fremden" habe die Schule bestimmt – und sei schließlich mit dem Brandbrief öffentlich ausgebrochen. "Zuhören! Sprechen! Diskutieren!", ruft Pick. Bei ihr habe die Bürotür immer offen gestanden, wenn Schülerinnen und Schüler das dringende Bedürfnis zum Reden hatten. Doch einige Lehrer hätten die Hände auch schlicht in den Schoß gelegt und nichts dergleichen getan.

"Ein gutes Zeichen, dass fast keiner mehr die Rütli-Schule ohne Abschluss verlässt"

Franziska Giffey kennt dieses Problem. Sie ist die Schulstadträtin des Bezirks. Für sie ist die Entwicklung der vergangenen Jahre eine Erfolgsgeschichte. Zuerst die Sache mit den Abiturienten: Ja, an der neuen Rütli-Gemeinschaftsschule werde jetzt das Abitur angeboten. 23 gehörten dem ersten Abiturjahrgang an, 18 bestanden im Juli 2014 und dürfen jetzt an Universitäten studieren, fünf erhielten die Fachhochschulreife. "Es ist ein unglaublich gutes Zeichen, dass fast keiner mehr die Rütli-Schule ohne Abschluss verlässt!", sagt die SPD-Abgeordnete.

Sie lobt die Lehrerinnen und Lehrer und mit wie viel Kraft sie das Ruder herumgerissen haben. "Was an der Rütli-Schule geschafft wurde, ist das Verdienst der Menschen, die dort arbeiten", sagt sie. "Wir haben ja die gleichen Regeln und das gleiche Geld für den alltäglichen Betrieb wie an den anderen Schulen auch." Allerdings räumt sie ein, dass es auch Lehrerinnen und Lehrer gab, die das neue Konzept nicht mittragen wollten: "Einige Lehrer sind gegangen, weil sie die Veränderungen nicht wollten. Sie wollten sich nicht bewegen, wollten Feierabend um halb zwei – das sind dann aber nicht die Richtigen für das Projekt."

Vehement wehrt sich Giffey gegen Vorwürfe, dass der Bezirk Neukölln seine ganze Kraft in die Rütli-Schule stecke, während die anderen Problemschulen weiter vor sich hinsiechen würden: "Wenn Sie einen Standort entwickeln, haben Sie gleich den Neid der anderen." Doch hinter allem stehe ein umfassender Plan: "Unser Ziel ist, mit dem Campus Rütli einen starken Partner zu entwickeln, der die anderen mitzieht. Am Ende soll jede Schule ein eigenes Profil haben. Alles andere ist doch das Prinzip Gießkanne: überall ein bisschen was fördern, aber nichts so richtig."

Struktur der Schülerschaft weiterhin prekär

Die Lage im Bezirk Neukölln bleibt in den Augen Franziska Giffeys durchaus schwierig. Wachleute stehen heute vor manchen Schultüren – und das schon seit Jahren. Der kriminelle Druck rund um einige Schulen habe kaum abgenommen. Und auch die soziale Struktur der Schülerschaft sei weiterhin größtenteils prekär: "Wir haben Schüler, die von Abschiebung bedroht sind, Schüler die neu hier sind und kein Wort Deutsch sprechen, wir haben Schüler, die drogenabhängig sind. Und mit denen müssen wir arbeiten."

Es scheint noch ein langer Weg, bis selbst ein solches Modellprojekt Früchte trägt. Auch der Reformer Wenzel weiß das. Er muss ständig vermitteln zwischen den Praktikern in den Schulen und der Schulverwaltung. Dabei geht viel Kraft verloren. Am Ende der langen Vermittlungsarbeit stehen dann bisweilen komplizierte Begriffe wie "lerntherapeutische Einzelfallhilfe", "Portfolioarbeit" und "Schlüsselschule", die den Schülerinnen und Schülern und erst recht ihren Eltern, die sich im Alltag oft nur auf Arabisch, Türkisch und Rumänisch verständigen, mühevoll erklärt werden müssten.

Manchmal geht es aber auch unkompliziert. Sascha Wenzel erzählt, wie einmal die amtierende Schulleiterin Cornelia Heckmann bei ihm anrief und von einem neuen Problem berichtete: In fast allen Klassen gebe es Kinder, deren Nachnamen auf "-ic" enden und die zu viele Fehlstunden ansammelten. Dies seien Kinder aus serbischen, kroatischen, montenegrinischen oder bosnischen Familien. Heckmanns Vermutung: Die Schüler kämen sprachlich nicht mit und weder sie noch ihre Eltern verstünden, dass es so nichts werde mit dem Schulabschluss. Wenzel engagierte daraufhin eine Dolmetscherin. Sie ging mit den Lehrerinnen und Lehrern zu den Familien, klopfte an der Tür und erläuterte in deren Muttersprache, dass es ein großes Problem ist, wenn ein Kind nicht im Unterricht erscheint. Die kleine Maßnahme erzielte eine große Wirkung, berichtet Wenzel: Seit den Gesprächen achten die Eltern verstärkt darauf, wohin ihre Kinder gehen. Geschwänzt werde in dieser Schülergruppe seitdem nur noch selten.

Jens Twiehaus ist freier Journalist und Vorsitzender des Netzwerks Externer Link: JungeJournalisten.de.