Deutschland ist Hauptaufnahmeland von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine
Deutschland hat mehr Menschen aufgenommen, die vor
Bezogen auf die Bevölkerungsgröße ergibt sich ein etwas anderes Bild bzgl. der Hauptaufnahmeländer: Hier steht Tschechien mit 30,9 aufgenommenen Kriegsflüchtlingen pro 1.000 Einwohner:innen an der Spitze der Aufnahmeländer innerhalb der EU, gefolgt von Estland (27,8), Polen (25,9), Litauen (24,2) und Bulgarien (22,5). Im Durchschnitt kamen in der EU auf 1.000 Einwohner:innen 8,7 Schutzsuchende aus der Ukraine. 47 Prozent aller vor dem Krieg in die EU geflüchteten Menschen sind erwachsene Frauen, 35 Prozent sind Minderjährige. Bei nur 18 Prozent der Kriegsflüchtlinge handelt es sich um erwachsene Männer. Dies hängt auch mit der Generalmobilmachung in der Ukraine zusammen: Männer im Alter von 18 bis 60 Jahren dürfen das Land nicht verlassen, damit sie zum Kriegsdienst einberufen werden können.
Verschärfung der Debatte zur Asyl- und Migrationspolitik in Deutschland
Die Fluchtzuwanderung sorgt in Deutschland weiterhin für Diskussionen vor allem mit Blick auf knapper werdende Kapazitäten bei der Unterbringung und Versorgung von Geflüchteten. In diesen Debatten stehen allerdings nicht Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine im Fokus, sondern die steigende Zahl von Schutzsuchenden, die zumeist aus außereuropäischen Staaten kommen und einen Asylantrag in Deutschland stellen. Viele Kommunen warnen, dass sie die Aufnahme nach eigenen Angaben kaum noch bewältigen können. Das sei auch der Fall, weil es im Vergleich zu 2016 vielerorts deutlich weniger Menschen gebe, die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagierten. Auf einem Gipfeltreffen in Berlin Anfang Mai Externer Link: sagte der Bund den Ländern für die Aufnahme, Unterbringung und Integration von Schutzsuchenden zwar eine zusätzliche Milliarde Euro zu, wies aber Forderungen der Länder nach einer Finanzierung, die sich dynamisch an steigende Flüchtlingszahlen anpasse, zurück.
Derweil fordern Politiker:innen aus den Reihen der CDU und CSU – zuletzt im Mai der Ministerpräsident von Sachsen, Michael Kretschmer (CDU) – Maßnahmen zu ergreifen, um die Asylzuwanderung zu reduzieren, etwa Sozialleistungen für Asylbewerber:innen zu senken und den Asylartikel im Grundgesetz zu ändern. Anfang Mai sprachen sich im Externer Link: ARD-Deutschlandtrend
Selbst die sich aktuell im Umfragehoch befindende
Zahl der Einbürgerungen 2022 so hoch wie zuletzt vor 20 Jahren
2022 haben sich in Deutschland so viele Menschen einbürgern lassen wie zuletzt im Jahr 2002. Externer Link: Das teilte das Statistische Bundesamt auf der Basis vorläufiger Zahlen mit.
Die Bundesregierung möchte die Hürden für eine Einbürgerung weiter verringern. Externer Link: Im Mai 2023 einigten sich die Koalitionspartner SPD, Grüne und FDP auf einen Externer Link: Gesetzentwurf zur Reform des
Die Externer Link: Oppositionsparteien kritisieren den Gesetzentwurf der Bundesregierung. Während Die Linke in einigen Punkten eine Verschärfung des bisherigen Staatsangehörigkeitsrechts bemängelt, kritisiert die Union (CDU/CSU) das Absenken von Einbürgerungshürden. So würden weitere Anreize für "ungesteuerte Zuwanderung" gesetzt und der Migrationsdruck auf Deutschland erhöht. Auch die AfD spricht sich gegen die Erleichterung von Einbürgerungen aus.
Türkeistämmige Wähler:innen in Deutschland
Recep Tayyip Erdoğan (AKP) bleibt Präsident der Türkei – unter anderem mithilfe von Stimmen in Deutschland lebender türkischer Staatsangehöriger. Bei
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) kritisierte das Abstimmungsverhalten der in Deutschland lebenden türkischen Staatsangehörigen. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter schrieb er auch angesichts der Siegesfeiern von Erdoğan-Anhänger:innen in vielen deutschen Städten: "Die Autokorsos sind keine Feiern harmloser Anhänger eines etwas autoritären Politikers. Sie sind eine nicht zu überhörende Absage an unsere pluralistische Demokratie & Zeugnis unseres Scheiterns unter ihnen." Auch Publizist Eren Güvercin warnte vor Erdoğans "aggressiver Diasporapolitik", die in die deutsche Gesellschaft hineinwirke. Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Gökay Sofuoğlu, wies die Kritik zurück. Statt zu stigmatisieren solle die Politik den Menschen bessere Angebote machen. Viele von ihnen würden sich nicht mit Deutschland identifizieren und sich nicht zugehörig fühlen. Bundestagsabgeordnete Serap Güler (CDU) warnte vor Pauschalurteilen. Einen Grund für die Unterstützung Erdoğans durch türkische Wähler:innen in Deutschland sieht sie darin, dass Deutschland die Integrationspolitik für die türkischstämmige Community verschlafen, während Erdoğan ihnen sehr viel Anerkennung entgegengebracht habe.
Externer Link: Wissenschaftler:innen des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) kommen in einer nicht repräsentativen Befragung
Mit dem Wahlsieg Erdoğans könnte sich nun der Druck Externer Link: auf die rund 3,4 Millionen in der Türkei lebenden syrischen Flüchtlinge erhöhen.
Vor 30 Jahren: Rassistischer Brandanschlag in Solingen
Hochrangige Politiker:innen haben in Solingen auf der offiziellen Gedenkfeier
Transitland Tunesien: Tod auf dem Mittelmeer
Vor Tunesiens Küste haben sich im Mai 2023 mehrere Bootsunglücke ereignet, bei denen viele Migrant:innen ihr Leben verloren haben.
Im Februar 2023 hatte Tunesiens Präsident Kais Saied behauptet, irreguläre Migrant:innen seien eine Quelle von "Gewalt, Kriminalität und inakzeptablen Handlungen“ und ihre Ankunft sei Teil eines "kriminellen Plans, um die Zusammensetzung der demografischen Landschaft in Tunesien zu verändern" und die arabisch-islamische Identität des Landes zu schwächen. Seitdem beobachten Menschenrechtsorganisationen Externer Link: eine Eskalation der Gewalt gegen Migrant:innen aus Subsahara-Afrika. Viele von ihnen versuchen nun, über das Mittelmeer Europa zu erreichen – oft in hochseeuntauglichen Booten.
Im laufenden Jahr sollen vor der tunesischen Küste bereits mehrere hundert Menschen bei Bootsunglücken gestorben sein. Einige Länder wie Guinea und Côte d’Ivoire haben als Reaktion auf Übergriffe auf Schwarze Migrant:innen in Tunesien bereits eigene Staatsangehörige aus dem nordafrikanischen Küstenstaat zurückgeholt. Nach Externer Link: einem Bericht der tunesischen Statistikbehörde hielten sich Anfang 2020 rund 21.800 Menschen aus Staaten des Maghreb sowie weitere 21.500 Migrant:innen aus anderen afrikanischen Staaten, vor allem aus Subsahara Afrika, in Tunesien auf. Externer Link: Nach UN-Angaben lebten Mitte 2020 insgesamt rund 60.000 Migrant:innen in dem Land, was einem Anteil von 0,5 Prozent der Gesamtbevölkerung Tunesiens entsprach.
In den ersten fünf Monaten 2023 sind mehr als Externer Link: 48.000 Menschen auf dem Seeweg nach Italien gekommen (Stand: 28. Mai) – gut 30.000 mehr als im gleichen Zeitraum 2022. Die meisten Boote legten von der tunesischen Küste ab. Die tunesische Küstenwache hat nach eigenen Angaben in den ersten vier Monaten des Jahres 2023 rund 17.000 Migrantinnen und Migranten auf See abgefangen und an der Fortsetzung ihrer Reise nach Europa gehindert; im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es ca. 3.000.
Was vom Monat übrig blieb…
14.000 gefährdete Afghan:innen warten trotz Aufnahmezusage immer noch in Afghanistan, Iran und Pakistan auf eine Einreiseerlaubnis aus Deutschland. Die Bundesregierung hatte die Ausstellung von Visa im Rahmen des im Oktober 2022 gestarteten
Interner Link: Bundesaufnahmeprogramms für von Verfolgung durch die Taliban besonders bedrohte Afghan:innen (u.a. Menschenrechtler:innen, Journalist:innen) Ende März Externer Link: wegen Sicherheitsbedenken vorübergehend ausgesetzt. Hintergrund waren "vereinzelte konkrete Hinweise auf mögliche Missbrauchsversuche". Nachdem zusätzliche Maßnahmen wie Sicherheitsinterviews eingeführt wurden, lief das Aufnahmeprogramm im Juni wieder an.Die Bundesregierung plant, mehr Pflegekräfte aus dem Ausland anzuwerben, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Das ist im Rahmen sogenannter Vermittlungsabsprachen (VA) der Bundesagentur für Arbeit möglich. Die darüber angeworbenen Personen dürfen sich bis zu drei Jahre in Deutschland aufhalten, hier arbeiten und sich um eine Anerkennung ihrer Berufsabschlüsse bemühen. Gelingt dies, ist ein Wechsel in eine Aufenthaltserlaubnis für Fachkräfte mit Berufsausbildung möglich. Externer Link: VA für Pflegekräfte existieren bereits mit Indonesien, Mexiko, dem indischen Bundesstaat Kerala, Jordanien und Brasilien sowie seit 2013 Externer Link: im Rahmen des Triple Win-Programms mit Bosnien und Herzegowina, Tunesien und den Philippinen. 2022 wurden Externer Link: 728 Gesundheits- und Pflegefachkräfte in die Anwerbeprogramme aufgenommen.
Weltweit waren 2021 rund 50 Millionen Menschen Opfer moderner Sklaverei – zehn Millionen mehr als noch 2016. Das geht aus dem neuen Externer Link: Global Slavery Index der Menschenrechtsorganisation Walk Free, der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und der Internationalen Organisation für Migration (IOM) hervor. Migrant:innen sind dabei besonders gefährdet. So ist für migrantische Arbeitskräfte das Risiko, in Zwangsarbeitsverhältnissen ausgebeutet zu werden, mehr als dreimal höher als für nicht-migrantische Arbeitskräfte. Zudem werden Migrant:innen häufig Opfer von
Interner Link: Menschenhandel , ebenfalls eine FormInterner Link: moderner Sklaverei .