"Im Boden liegt zu Beginn des 21. Jahrhunderts mehr Profit als auf den Goldfeldern", so behaupten die Fundamentalisten der Finanzmärkte. Das heizt seit der Weltfinanzkrise 2008 die
Fast geräuschlos hat sich zu diesem Trio der Landaufkäufer aus Finanzwirtschaft, Energie- und chemischer Industrie eine vierte Kraft gesellt: der bisher als unverdächtig eingestufte Markt für Klimagase. Seine Akteure haben die Land- und Forstwirtschaft für sich entdeckt und suchen Neuland, um über Pflanzen Treibhausgase einzusammeln. Mit Hilfe von Klimazertifikaten können die an Klimabörsen in Geldwert umgemünzt werden.
Verschärft wird die Konkurrenz um die Äcker der Welt durch Länder, für die die Frage des Bodens eine Frage des Überlebens ist. Seit der
Die Jagd auf die Äcker der Welt findet nicht ohne Strategie und Planung statt. Im Fadenkreuz der Landsucher stehen "Failed States", zerbrochene oder zerbrechende Staaten. Die finden sie in Afrika ebenso wie in Südamerika, Südostasien und auf dem Territorium der ehemaligen Sowjetunion. Besonders gut läuft das Geschäft mit dem Boden in Afrika. Graziano da Silva, der Generaldirektor der Welternährungsorganisation FAO, verlangte bei seiner ersten öffentlichen Stellungnahme im Januar 2012 nach "einem Sheriff", der die unkontrollierte Landnahme in Afrika unter Kontrolle bringen solle. Aber die Kräfteverhältnisse in den UN-Organisationen sprechen dagegen. Gefördert und gestützt werden die Bodengeschäfte nicht nur von korrupten Regimes, sondern auch von internationalen Organisationen. Allen voran geht die Weltbank. Sie legte im Herbst 2010 eine Weltkarte der käuflichen Böden vor. Nach außen wurde diese Vermessung der Welt als eine Aktion im Interesse der jeweiligen Länder und Regierungen deklariert. Tatsächlich ist es ein Wegweiser für alle, die auf der Suche nach profitablem "Neuland" sind.
Auch ohne die Spekulanten ist der Boden, die Grundlage unserer Ernährung, schon knapp und er wird laufend knapper. Zum einen durch die Art, wie die industrielle Landwirtschaft mit ihm umgeht. Durch ihre Wirtschaftsweise ging bereits mehr als die Hälfte des fruchtbaren Bodens der Welt verloren. Zum anderen pumpt die industrielle Wirtschaftsweise immer mehr Wasser aus den endlichen Grundwasservorräten. Für 50 Prozent des globalen Wasserreservoirs meldet die Welternährungsorganisation "Wasserstress", das heißt, es wird mehr Wasser abgepumpt als der Regen nachliefern kann. Durch chronischen Wassermangel drohen immer mehr ehemals grüne und fruchtbare Landstriche zu verwüsten.
Verschärft wird die Lage durch den Klimawandel. Er wirkt als Brandbeschleuniger, denn er schränkt das Angebot an fruchtbarem Boden weiter ein. Den schwindenden Anbauflächen auf der einen Seite steht eine wachsende Nachfrage gegenüber. Wenn es nach der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen FAO geht, dann müssten die Ernten weltweit in den nächsten 40 Jahren um 70 Prozent steigen, um die
Statt Boden wiederzugewinnen, setzen die Bundesregierung wie auch die anderen Industriestaaten auf freiwillige Selbstverpflichtungen. Unter der Führung Japans entstanden 2012 die "Voluntary Guidelines on the Responsible Governance of Tenure of Land, Fisheries and Forests in the Context of National Food", ein Knigge in Sachen Benehmen auf dem Bodenmarkt. Doch was nützt ein freiwilliger Benimmkodex, wenn es für die einen um Milliardengewinne und für die anderen ums nackte Überleben geht?
Dieser Artikel ist Teil des Kurzdossiers