Die weltweit beobachteten Rücküberweisungen (Englisch: remittances) betrugen 2015 etwa 600 Milliarden US-Dollar. Hinzu kommen erhebliche Zahlungen mittels informeller Kanäle wie dem Hawala-System
Die größten Summen wurden nach Indien, China, in die Philippinen,
geschickt. Dies liegt unter anderem daran, dass diese Länder eine hohe absolute Zahl von Emigranten haben, Indien und Mexiko jeweils geschätzte 13 Millionen. Anteilig an der Wirtschaftsleistung spielen
Die umfangreichsten Rücküberweisungen erfolgen zumeist aus großen oder besonders wohlhabenden Volkswirtschaften, in denen viele Arbeitsmigranten leben. So liegen die USA deutlich vor den darauf folgenden Ländern Russland, Schweiz, Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Warum Rücküberweisungen?
Ein zentrales Motiv für Rücküberweisungen ist die Verbesserung der Einkommenssituation der eigenen Familie in Höhe und Stabilität. Letzteres gilt insbesondere für ländliche Haushalte in agrarisch geprägten Entwicklungsländern, die sowohl von an die Erntezeit gekoppelten Einkommen als auch von jährlichen Einkommensschwankungen (z.B. durch Dürren) abhängig sind. Um höhere Einkommen oder finanzielle Sicherheit zu erzielen, kann schon eine Migration innerhalb des eigenen Landes, zum Beispiel in die nächste Stadt, ausreichen. Solche internen Rücküberweisungen sind in den oben genannten Zahlen nicht enthalten. Der stete Zufluss von Einkommen aus Rücküberweisungen sorgt dafür, dass der Konsum essenzieller Güter wie Nahrung oder Kleidung, aber auch Bildungsausgaben nicht mehr an Unwägbarkeiten, wie den Ernteerfolg, geknüpft ist. Dies kommt einer Versicherung gleich und lässt sich beispielhaft nach Naturkatastrophen beobachten, wenn die an den betroffenen Ort gesendeten Rücküberweisungen typischerweise ansteigen
Migranten sind dabei vor allem am Wohl der Empfänger ihrer Transfers interessiert. Es gibt aber auch weitere Motive für Rücküberweisungen: Beispielsweise können Migranten damit ein Familienmitglied, das zur Pflege der Eltern am Herkunftsort zurückbleibt, für seine Tätigkeit entlohnen.
Sind Haushalte nicht in der Lage, die Migration mehrerer Familienmitglieder zu finanzieren, so wird oft in den Weggang des am besten geeignet erscheinenden Familienmitglieds investiert. Rücküberweisungen stellen dann einen Investitionsertrag dar und Zahlungen werden unter anderem genutzt, um Schulden abzubezahlen, die zur Finanzierung der Migration aufgenommen wurden.
Effekte von Rücküberweisungen
Nicht nur die Motive finanzieller Rücküberweisungen sind vielfältig, sondern auch ihre Wirkungen. Rücküberweisungen reduzieren Armut und ermöglichen so beispielsweise Kindern einen längeren Schulbesuch.
In vielen Entwicklungsländern, in denen finanzielle Mittel der öffentlichen Hand extrem knapp sind, gibt es Gruppen von Migranten, die gemeinsam und oft sogar in Vereinigungen organisiert für bestimmte Zwecke Zahlungen in ihre Herkunftsorte oder -regionen leisten. Derartige kollektive Rücküberweisungen dienen üblicherweise der Verbesserung lokaler öffentlicher Güter, insbesondere lokaler Infrastruktur, wie z.B. Schulen oder auch religiöser Gebäude.
Neben finanziellen Rücküberweisungen gibt es auch sogenannte soziale Rücküberweisungen, die sich auf die Herkunftsländer auswirken. Durch neue Erfahrungen im Ausland können sich Informationen, Wissen, Ansichten und Werte von Migranten verändern. Bei einer Rückkehr ins Herkunftsland oder auch durch den Kontakt mit Familie und Freunden ist es möglich, dass dies einen politischen und sozialen Wandel in den Heimatgemeinden von Migranten auslöst. So kann Migration beispielsweise Korruption verringern, die politische Teilhabe fördern oder politischen Wandel begünstigen.
Dieser Artikel ist Teil des Kurzdossiers
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