Begriffsbestimmung: Was ist Integrationsmonitoring?
Monitoring bezeichnet die systematische und in regelmäßigen Abständen wiederholte Beobachtung, Beschreibung und Analyse von sozialen Sachverhalten mit Hilfe von Indikatoren. Indikatoren sind Kenngrößen, die über nicht oder nur schwer unmittelbar beobachtbare soziale Tatsachen Auskunft geben sollen. Sie erlauben eine genaue Beschreibung von Sachverhalten in Form von Messwerten und eine vergleichende Analyse zu vorab bestimmten bzw. zu früheren Messwerten.
Einführungskontext und Entwicklung in Deutschland: Akteure und Formate
In Deutschland ist seit Mitte der 2000er Jahre eine Integrationsberichterstattung auf kommunaler, Landes- und Bundesebene aufgebaut worden. Dies geschah im Kontext der politischen Anerkennung Deutschlands als Einwanderungsland und der damit einhergehenden Erkenntnis, die
Die Anregungen des Sachverständigenrats wurden zunächst von den Kommunen aufgenommen. Vorreiter war die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden, die 2004 ein lokales
Komplementiert wird diese Berichterstattung durch den Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR), der seit 2010 jährlich Jahresgutachten und repräsentative Bevölkerungsbefragungen von Personen mit und ohne Migrationshintergrund (Integrations- und Migrationsbarometer) vorlegt. Zu nennen sind schließlich auch die etwa alle zwei Jahre erscheinenden Lageberichte der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration über die soziale Lage der Bevölkerung mit Migrationshintergrund, die jährlichen Migrationsberichte des
Konzeptionelle Grundlagen: Beobachtungsfelder, Indikatoren und Methodik
2005 führte das Statistische Bundesamt die "Bevölkerung mit Migrationshintergrund" als Konzept in ihre Bevölkerungs- und Sozialstatistiken ein. Zuvor unterschieden die Statistiken nur zwischen deutschen und ausländischen Staatsangehörigen. Die soziale Lage von Eingewanderten, die sich einbürgern ließen, aber auch Nachkommen von Migrant_innen konnte damit statistisch nicht angemessen abgebildet und analysiert werden. Die neue Kategorie erlaubt es, auch Integrationsprozesse von Personen ohne eigene Migrationserfahrung und mit deutscher Staatsangehörigkeit, die eine familiäre Migrationsgeschichte haben, sichtbar zu machen. Damit findet sie in allen Integrationsmonitorings Verwendung. Der
Die Integrationsmonitorings beobachten im Kern Differenzen zwischen Personen bzw. auch Bevölkerungsgruppen mit und ohne Migrationshintergrund. Sie folgen einem pragmatischen Integrationsverständnis und dem sozialwissenschaftlichen Lebenslagenansatz. Demnach zielt Integrationspolitik darauf ab, "die Partizipation von Personen mit Migrationshintergrund am gesellschaftlichen Leben zu verbessern und dauerhaft ein gutes Zusammenleben von Einheimischen und Migranten zu ermöglichen. Dabei ist das Grundverständnis leitend, dass Integration gleichberechtigte Teilhabe und Chancengleichheit in allen gesellschaftlichen Bereichen bedeutet (…). Ein Fortschritt der Integration bemisst sich demnach daran, dass sich die Lebensbedingungen von Personen mit und ohne Migrationshintergrund aneinander angleichen".
strukturellen Integration (Inklusion in gesellschaftliche Funktionssysteme wie Bildung, Arbeitsmarkt, Politik),
der kulturellen Integration (Sprache, normative Orientierungen),
der sozialen Integration (Gruppenzugehörigkeiten) sowie
der identifikativen (emotionalen) Integration (Identifikation mit der Aufnahmegesellschaft).
Das Indikatorenset orientiert sich an jenen Aspekten, die zentral die Chancen zu einer selbstständigen und gelingenden Lebensführung betreffen (rechtlicher Status, Beherrschung der deutschen Sprache, frühkindliche Bildung, Bildungsabschluss, Ausbildung, Position im Beschäftigungssystem/Arbeitsmarkt, (Nicht-)Abhängigkeit von Sozialtransfers). Hinzukommen Wohnbedingungen, gesundheitliche Lage, (interethnische) soziale Beziehungen und gesellschaftliche Beteiligung. Mittlerweile ist in der einschlägigen Fachdiskussion anerkannt, dass es zwingend Indikatoren bedarf, die den Grad der Offenheit der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund und die Zugangschancen zu den Ressourcen der Gesellschaft einbeziehen. Einbürgerungsquoten und die interkulturelle Öffnung der Institutionen der Aufnahmegesellschaft sind hierfür aussagekräftige Indikatoren.
Die aus der amtlichen Statistik und bei einschlägigen Forschungsinstituten vorhandenen Daten werden ergänzt durch repräsentative Umfragen, welche die Sicht der Bevölkerung mit und ohne Migrationshintergrund abbilden. Ein Beispiel ist die regelmäßige Messung des "Integrationsklimas" (Externer Link: Integrationsbarometer) durch den SVR.
Zentrale Ergebnisse
Die bisher vorliegenden empirischen Befunde der Integrationsberichterstattung zeigen in vielen Feldern Fortschritte in Integrationsprozessen, insbesondere mit Blick auf die "zweite Generation", also in Deutschland aufgewachsene Kinder von Eingewanderten.
Diskussion und Ausblick
Begleitet werden die Integrationsmonitorings durch eine kritische Diskussion, die verschiedene Aspekte thematisiert. So stellt sich die Frage, über wie viele Generationen der Migrationshintergrund erhoben werden soll. Einige Sozialwissenschaftler_innen befürchten beispielsweise, dass das Konzept des Migrationshintergrunds die damit erfassten Personen langfristig als "anders" markiert und damit Grenzziehungen verfestigt und Zugehörigkeit infrage stellt.