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Eine neue Sicht auf den deutschen Nachbarn | bpb.de

Eine neue Sicht auf den deutschen Nachbarn

Ines Michalowski

/ 2 Minuten zu lesen

So löste sich der multikulturelle Konsens in den Niederlanden bereits zum Ende der 1990er Jahre auf und führte in den frühen 2000er Jahre zur Einsetzung einer Untersuchungskommission durch das Parlament . Der Ausschuss sollte der Frage nachgehen, warum die niederländische Integrationspolitik der vergangenen dreißig Jahre gescheitert sei.

Deutscher Maurer-Azubi bei der Arbeit. (© picture alliance / ZB)

Arbeitslose in Prozent der 15 - 64 Jährigen in den Niederlanden (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/2.0/de

Auch der Blick auf den deutschen Nachbarn veränderte sich. Insbesondere vergleichende Untersuchungen über die Integration von Migranten auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland und den Niederlanden führten zu Diskussionen, die über die Migrationsforschung hinaus auch in einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen wurden. So verwies der niederländische Soziologe Ruud Koopmans (2003) auf die paradoxe Situation, dass die sozioökonomische Integration von Migranten in Deutschland ohne eine spezielle Integrationspolitik anscheinend erfolgreicher verlaufen sei als in den Niederlanden, einem Land mit langer integrationspolitischer Tradition. Soweit es die Situation auf dem Arbeitsmarkt betraf, verzeichneten die Niederlande zu Beginn der 2000er Jahre eine Arbeitslosigkeit unter den sogenannten "Allochtonen", die vier Mal höher lag als unter der einheimischen Bevölkerung, während man in Deutschland "lediglich" von dem doppelten Wert ausgehen musste.

Als Grund dafür wurde u.a. das Lehrlings- und Ausbildungssystems in Deutschland genannt, welches jungen Migranten eine vergleichsweise gute Chance für einen Start in das Berufsleben ermögliche. Zudem ist die Vertretung von Migranten in Gewerkschaften und Betriebsräten in Deutschland wesentlich stärker ausgebildet als in den Niederlanden, ein Umstand, der laut Experten effektiver vor Diskriminierung schützt als jede ausgefeilte Anti-Diskriminierungsgesetzgebung (Thränhardt/Böcker, 2003).

Fussnoten

Fußnoten

  1. Die nach ihrem Vorsitzenden benannte "Commissie Blok".

Ines Michalowski ist Doktorandin am Institut für Politikwissenschaft der Universität Münster und am Centre de Sociologie des Organisations (Sciences-Po/CNRS), Paris.