Das Ende des niederländischen Integrationsmodells? | bpb.de
Das Ende des niederländischen Integrationsmodells?
Ines Michalowski
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Die Ermordung des Filmemachers und Kolumnisten Theo van Gogh im November 2004 in Amsterdam war Auslöser für eine europaweite Debatte über das "Scheitern des niederländischen Integrationsmodells."
In der Tat war, anders als bei der Ermordung des islamkritischen Politikers Pim Fortuyn durch einen Tierschutz-Aktivisten, der Mord an Theo van Gogh islamistisch motiviert. Als bekannter Provokateur hatte van Gogh stets ausführlich von seinem Recht auf Meinungsfreiheit Gebrauch gemacht und mit der islamkritischen und liberalkonservativen VVD -Parlamentsabgeordneten Ayaan Hirsi Ali einen Kurzfilm über die Unterdrückung der Frau im Islam gedreht. Hirsi Ali war auch das eigentliche Ziel des Niederländers marokkanischer Abstammung, der van Gogh ermordete. Nicht nur in der niederländischen Öffentlichkeit galt dieser Mord als zentraler Angriff auf die - zwar nach Ansicht vieler Niederländer durch van Gogh stark strapazierte, aber als hohes Gut anzusehende - Meinungsfreiheit. In den Tagen nach dem Mord begann eine Serie von mehr als einem Dutzend Anschlägen und Gegenanschlägen auf Moscheen, Kirchen und islamische Schulen. Damit wurden die Niederlande vom Vorbild einer gelungenen Integration zum Mittelpunkt kontroverser Diskussionen über die Frage, ob interreligiöses und multikulturelles Zusammenleben überhaupt möglich ist. Im Zentrum der Debatten stand ebenfalls die Frage, ob Toleranz nicht letztendlich als Ignoranz real existierender Probleme missverstanden wurde.
Ines Michalowski ist Doktorandin am Institut für Politikwissenschaft der Universität Münster und am Centre de Sociologie des Organisations (Sciences-Po/CNRS), Paris.
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