Mit derzeit über 5 Mio. Arbeitslosen stellt sich zu Recht die Frage, ob Deutschland zusätzliche Arbeitskräfte aus dem Ausland braucht. Dennoch äußern sich Experten und Arbeitgeber besorgt über gegenwärtige und möglicherweise auch zukünftige Engpässe auf dem Arbeitsmarkt, insbesondere in Bezug auf qualifizierte Arbeitskräfte.
Einleitung
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Sie vertreten die Meinung, dass sich aufgrund der alternden Bevölkerung und der wachsenden Bedeutung einer wissensbasierten Wirtschaft in Sektoren wie dem Gesundheitswesen, Ingenieurwesen und unterschiedlichen Dienstleistungsbranchen der Mangel an Arbeitskräften zuspitzen wird. Dies wirke sich nachteilig auf das Wachstum und die Produktivität aus, und könne darüber hinaus das Angebot an sozialen Dienstleistungen stärker beeinträchtigen. Laut Experten könne dem Mangel an Arbeitskräften mit gezielten Maßnahmen im Rahmen der Fachkräftezuwanderung begegnet werden. Qualifizierte Zuwanderer könnten somit maßgeblich zum Erhalt des Wohlstands und des Sozialsystems in Deutschland beitragen.
In den politischen Debatten ist dieser Standpunkt jedoch heftig umstritten. Für die Gegner von eher liberalen Politikansätzen kommt das Anwerben von zusätzlichen Arbeitskräften in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit nicht in Frage. Aus ihrer Sicht sollten freie Arbeitsstellen mit entsprechend qualifizierten oder weitergebildeten Arbeitsuchenden besetzt werden. Daneben geht diese Argumentationslinie oft mit der Absicht einher, mögliche Schwierigkeiten bei der soziokulturellen Integration von zugewanderten Arbeitskräften aus dem Ausland zu vermeiden.
Ziel des Kurzdossiers ist es, diese unterschiedlichen Positionen genauer zu betrachten und gegeneinander abzuwägen. Wie akut ist der Mangel an Arbeitskräften? Welche Sektoren und Berufe sind betroffen? Welche Entwicklungen sind in Zukunft zu erwarten? Können die Engpässe auf dem Arbeitsmarkt mit inländischen Arbeitskräften behoben werden oder ist eine Zuwanderung von Arbeitskräften aus dem Ausland notwendig?
Die Analyse der wirtschaftlichen Aspekte kann letztlich keinen Aufschluss darüber geben, wie viel Zuwanderung erstrebenswert ist. Dies hängt vor allem auch von grundsätzlichen gesellschaftspolitischen Fragen ab, u.a. von der Frage nach der gewünschten Form und Zusammensetzung der Gesellschaft. Vor dem Hintergrund meist widersprüchlicher oder fehlender Informationen im Rahmen der öffentlichen Debatten ist es dennoch sinnvoll, den Umfang und die Art der Engpässe näher zu untersuchen, um sich eine Meinung bilden zu können.
Dr. Christina Boswell ist Leiterin der Migration Research Group. Die Migration Research Group ist am Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) angesiedelt.
Prof. Dr. Thomas Straubhaar ist Präsident des HWWA und des HWWI sowie Professor für Volkswirtschaft an der Universität Hamburg.
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