Die vorangehenden Diskussionen haben die vielschichtigen und komplexen Faktoren deutlich gemacht, die Mobilität von Nachwuchswissenschaftlern gestalten und beeinflussen. Ein besseres Verständnis der Probleme, mit denen sich Wissenschaftler auseinandersetzen, kann für politische Entscheidungen nützlich sein, um Vorteile im gegenwärtigen Kampf um Fachkräfte zu erlangen. Hierbei muss man die Aufmerksamkeit sowohl auf die gesetzlichen Rahmenbedingungen als auch auf die Mobilitätsauslöser wie Netzwerke, Studium im Ausland, Stipendienprogramme und Familie legen.
In Hinblick auf den rechtlichen Rahmen, der in Deutschland gilt, ist das Ergebnis des §19 des Aufenthaltsgesetzes für hochqualifizierte Arbeitskräfte bisher relativ bescheiden. In Folge einer Gesetzesevaluierung ist vorgeschlagen worden, die Höhe des Gehaltes, das in §19 ein Kriterium für die Einstufung einer Person als Hochqualifizierter darstellt, für Personen unterhalb einer gewissen Altersgrenze abzusenken. Ob eine solche Änderung dazu führen würde, dass Nachwuchswissenschaftler stärker von §19 Gebrauch machen, lässt sich schlecht vorhersagen und wäre wahrscheinlich von der Höhe der neuen Gehaltsgrenze abhängig. Trotzdem bliebe in diesem Gesetz immer noch das Problem der vagen Definition von "speziellen Fähigkeiten und Wissen." Die gegenwärtige Formulierung lässt den Schluss zu, dass hiermit eher die anerkannten erfahrenen Wissenschaftler als die aufstrebenden Stars der Forschung gemeint sind. Demgemäß sollte jede Reform des Gesetzes prüfen, ob tatsächlich nur erfahrene Wissenschaftler einen wertvollen Beitrag für Deutschlands Wissenschaftsbetrieb leisten können.
Die Untersuchung hat gezeigt, dass über die rechtlichen Rahmenbedingungen hinaus die Mobilitätsauslöser beachtet werden müssen, mit anderen Worten die Umstände, die zu Mobilität führen. Angesichts der in diesem Kurzdossier behandelten Mobilitätsauslöser scheint klar zu sein, dass es die Organisationskanäle, die Wissenschaftler für Mobilität nutzen, stärken würde, wenn man Netzwerke und internationale Zusammenarbeit fördern und in Mobilitätsprogramme von der Stufe des Erststudiums aufwärts investieren würde. Bildungspolitische Maßnahmen wie die Einführung von englischsprachigen Seminaren und die aus dem Bologna-Prozess
Weitere Untersuchungen sind nötig, um genauer zu verstehen, wie Wissenschaftler und ihre Familien ihre Entscheidungen für Mobilität treffen und umsetzen. Der Prozess ist komplex und Wissenschaftler erhalten häufig von außen Anstöße, irgendwo hinzugehen, anstatt ihr Zielland aktiv zu wählen. Damit Deutschland im Ringen um die Fachkräfte vorankommt und für Nachwuchswissenschaftler attraktiv wird, ist eine Politik nötig, die diese Mobilitätsauslöser – sowohl die wissenschaftlichen als auch die persönlichen – zu Gunsten Deutschlands lenkt.