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Einleitung

Jessica Guth

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Die Debatte über den Bedarf an hochqualifizierten Arbeitskräften in Deutschland bzw. in Europa hat auch in den Medien deutlichen Widerhall gefunden. Der Wettbewerb um gut ausgebildete Mitarbeiter wird seit längerem unter dem Stichwort "brain gain" bzw. "brain drain" diskutiert.

Die Mobilität von Hochqualifizierten ist stärker von individuellen Erwägungen geprägt: bezüglich der Möglichkeiten, in ihrem Fachgebiet effektiv und erfolgreich zu arbeiten, sowie ihrer familiären und persönlichen Lebensumstände. (© Moodboard)

Die Debatte über den Bedarf an hochqualifizierten Arbeitskräften in Deutschland bzw. in Europa allgemein hat auch in den Medien und in der Öffentlichkeit deutlichen Widerhall gefunden. Der Wettbewerb um gut ausgebildete Mitarbeiter wird bereits seit längerem unter dem Stichwort "brain gain" bzw. "brain drain", also vor dem Hintergrund der Auswirkungen der Migration auf Sende- und Empfängerstaaten diskutiert.

Dieses Kurzdossier wählt eine neue Blickrichtung auf das Thema, indem es die Ansichten einer speziellen Gruppe unter den Hochqualifizierten, nämlich der Nachwuchswissenschaftler und Forschungsdoktoranden vorstellt. Das Dossier stützt sich auf neueste Untersuchungen unter polnischen und bulgarischen Naturwissenschaftlern, die in Deutschland, dem Vereinigten Königreich und ihren Heimatländern ansässig sind .

Während es für die EU und die einzelnen Mitgliedstaaten zweifellos wichtig ist, Mobilität unter Gesichtspunkten der Gewinnung hochqualifizierter Forscher und gesteigerter Wettbewerbsfähigkeit zu diskutieren, kann Mobilität nicht allein in einer "Wissenschaftsblase" betrachtet werden, in der die individuellen Erfahrungen und Lebensumstände der Betroffenen ausgeblendet werden. Was in den Diskussionen auf nationaler und internationaler Ebene fehlt, ist eine Untersuchung, welche die Erfahrungen derjenigen in den Blick nimmt, die ihre Mobilität bereits bewiesen und Forschungsmöglichkeiten im Ausland wahrgenommen haben. Wissenschaftler können zweifellos einschätzen, wie wichtig Mobilität für die Wissenschaft als solche ist. Ihre eigene Mobilität dürfte hingegen stärker von individuellen Erwägungen geprägt sein: bezüglich der Möglichkeiten, in ihrem Fachgebiet effektiv und erfolgreich zu arbeiten, sowie ihrer familiären und persönlichen Lebensumstände. Die herkömmliche Kosten/Nutzen-Betrachtung der Migrations- und Mobilitätstheorie muss in Frage gestellt und die "Auslöser" für Migration untersucht werden. Mobilitätsauslöser sind Impulse, Ereignisse, Personen oder Umstände, die Mobilität für einen bestimmten Wissenschaftler praktikabel und realisierbar machen.

Schwerpunkt dieses Kurzdossiers sind sowohl diese Auslöser als auch der rechtliche Rahmen, der den Wettbewerb um Talente – oder besser: die Spieler innerhalb dieses Wettbewerbs – beeinflusst. Nach einem kurzen Überblick über die allgemeinen Begründungszusammenhänge für die Mobilität von Wissenschaftlern auf europäischer, nationaler und persönlicher Ebene betrachtet das Dossier die rechtlichen Rahmenbedingungen, die geschaffen wurden, um ausländische Wissenschaftler in die EU und nach Deutschland zu holen. Dabei wird insbesondere verdeutlicht, wie schwierig es ist, die Migrationsbewegungen von issenschaftler quantitativ zu bestimmen. Schließlich werden jene Faktoren untersucht, die die Mobilität der Nachwuchswissenschaftler beeinflussen. Dabei werden zunächst die Auswirkungen nationaler bzw. europäischer Politik und Gesetzgebung betrachtet um anschließend einige verbreitete Mobilitätsauslöser wie zum Beispiel Netzwerke, Mobilität von Studenten und familiäre Zusammenhänge näher zu untersuchen. Das Kurzdossier bietet schließlich Vorschläge an, wie Deutschland in Kenntnis dieser Mobilitätsauslöser die Zuwanderung hochqualifizierter Personen wie Nachwuchswissenschaftler erhöhen könnte.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Viele naturwissenschaftliche Doktoranden sind auch als Forscher angestellt und werden daher hier im Zusammenhang mit ihrer Anstellung betrachtet.

  2. Das Programm Science in Society des englischen Economic and Social Research Council (RES-151-25-00) und die Deutsch-Britische Stiftung (1468) förderten das Projekt 'Mobilität und Exzellenz im Europäischen Forschungsraum', das von Professor Louise Ackers geleitet wird.

Jessica Guth ist Forschungsstipendiatin und Doktorandin am Zentrum für Rechts- und Politikwissenschaften in Europa an der University of Leeds. Außerdem war sie T.H. Marshall-Stipendiatin 2006 an der London School of Economics und verbrachte ihr sechsmonatiges Stipendium bei der Migration Research Group (MRG), Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI).