Die Beispiele belegen, wie schwierig die Beurteilung von Unterschieden in der Morbidität und Mortalität zwischen Migranten und der Mehrheitsbevölkerung im Zielland der Migration sein kann.
Auf die Fragen jedoch, ob Migrantinnen und Migranten ein gutes Leben führen und ob sie mit Achtung behandelt werden, geben nicht alle Morbiditäts- und Mortalitätsdaten zuverlässige Auskunft. Hierzu müssen ausgewählte Gesundheitsindikatoren, wie z. B. die Säuglings- und Müttersterblichkeit oder Studien zur psychischen Befindlichkeit und zur sozialen Lage von Migrantinnen und Migranten, herangezogen werden. Von zunehmender – und bislang unterschätzter – Bedeutung sind auch die gesundheitlichen Probleme und der Pflegebedarf von älteren Menschen mit Migrationshintergrund.
Bis heute ermöglichen viele der in Deutschland verfügbaren Routinedaten keine ausreichende Differenzierung zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Zudem wird die sozialepidemiologische Forschung zur Gesundheit von Migrantinnen und Migranten vorwiegend "datenlastig" betrieben, d. h. nur durch die Auswertung bestehender Datensätze ohne theoretische Unterbauung. Beides muss sich in Zukunft ändern. Dazu reichen bessere Daten allein nicht aus: Wenn das bestehende Theoriedefizit nicht aufgearbeitet wird, dann wird die Migrationsforschung weiterhin gesundheitliche Unterschiede dokumentieren, ohne ihre Ursachen klären und beheben zu können.
Dieser Text ist Teil des Kurzdossiers