Datenprobleme
Der weiterhin bestehende Mangel an Forschung zu qualifizierten Migrantinnen ist zu einem nicht unwesentlichen Teil auf einen Mangel an Daten zurückzuführen, besonders in einigen europäischen Staaten. In traditionellen Einwanderungsländern hingegen sind nach Geschlecht aufgeschlüsselte Migrationsstatistiken verfügbar – auch wenn dies bislang nicht zu einer Vielzahl von Forschungsstudien geführt hat. Die kanadische Einwanderungsbehörde (Citizenship and Immigration Canada) gibt zum Beispiel jährlich Fakten und Daten über qualifizierte Migration, aufgeschlüsselt nach Geschlechtszugehörigkeit, heraus. In europäischen Staaten wie dem Vereinigten Königreich, in die qualifizierte Zuwanderung im großen Stil stattfindet, müssen nach Geschlecht aufgeschlüsselte Daten hingegen eigens angefordert werden. Die OECD hat damit begonnen, das Datendefizit im Bereich der qualifizierten Migranten, der Arbeitsmärkte für Qualifizierte
Qualifikationsniveaus
Wie bereits erwähnt bildet die Familienmigration und nicht die Arbeitsmigration die wichtigste Zuzugsmöglichkeit für Migrantinnen. Beim weiblichen Ehegatten- oder Familiennachzug wird aber nicht unbedingt angenommen, dass Frauen Qualifikationen haben, die maßgebliche Beiträge zum Arbeitsmarkt ermöglichen. Statistiken weisen jedoch darauf hin, dass diese angenommene Verbindung zwischen dem Qualifikationsniveau und der Einwanderungskategorie so nicht unbedingt zutreffend ist. Der Anteil der weiblichen Zuwanderer in OECD-Ländern, die über einen höheren Bildungsabschluss verfügen, ist nur drei Prozentpunkte niedriger als der der männlichen Zuwanderer. In Australien ist er fast gleich groß. Unter den über 15-Jährigen, die 2007 mit einer unbefristeten Aufenthaltsgenehmigung nach Kanada einwanderten (insgesamt 188.480 Personen in allen Zuwanderungskategorien), war die Zahl der qualifizierten Männer und Frauen jeweils fast gleich hoch. 13 % der Männer hatten einen Bachelorabschluss, 6 % einen Masterabschluss und 1 % einen Doktortitel. Im Vergleich dazu hatten 16 % der Frauen einen Bachelorabschluss, 5 % einen Masterabschluss und 0,8 % einen Doktortitel.
Außerdem ist in einigen Ländern der Anteil der Migrantinnen aus Nicht-OECD-Ländern in qualifizierten Berufen gleich hoch oder höher als der der einheimischen Frauen. Dies ist im Vereinigten Königreich und in Portugal der Fall. In Belgien ist der Anteil fast gleich. Im Gegensatz dazu ist der Anteil von Migrantinnen in qualifizierten Berufen in den meisten südeuropäischen Ländern bedeutend niedriger, da sich in diesen Ländern das Phänomen der Dequalifikation besonders auswirkt und eine Konzentration von Migrantinnen in Sektoren für Geringqualifizierte zu verzeichnen ist.
Prozentsatz von Frauen (15-64 Jahre) in hochqualifizierten Berufen nach Herkunft, 2004 | |||
Im Inland geboren | Im Ausland geboren | Im Ausland geboren, nicht OECD | |
Österreich | 38,2 | 25,3 | 18,6 |
Belgien | 42,9 | 41,6 | 42,5 |
Dänemark | 43,3 | 38,6 | 33,9 |
Finnland | 42,8 | 32,5 | 21,9 |
Frankreich | 37,7 | 30,0 | 31,1 |
Deutschland | 46,0 | 30,5 | .. |
Griechenland | 36,6 | 13,5 | 6,8 |
Ungarn | 40,8 | 42,7 | 40,8 |
Irland | 40,0 | 47,9 | - |
Italien | 43,9 | 29,2 | 20,4 |
Luxemburg | 51,3 | 38,5 | 26,3 |
Norwegen | 42,2 | 38,9 | 23,8 |
Portugal | 25,7 | 33,6 | 31,3 |
Spanien | 36,2 | 21,6 | 12,3 |
Schweden | 45,4 | 38,3 | 25,7 |
Schweiz | 44,1 | 38,0 | 29,2 |
Vereinigtes Königreich | 36,2 | 43,7 | 39,8 |
"-" bedeutet, dass die Zahl nicht signifikant ist ".." keine Erklärung Quelle: Tabelle I.15. SOPEMI 2006 |
Hauptherkunftsländer hochqualifizierter Einwanderer in OECD-Ländern nach Geschlecht, 2000 | |||
Geburtsland | Weiblich | Gesamt | % |
Philippinen | 562.215 | 887.477 | 63,3 |
Vereinigtes Königreich | 509.887 | 1.075.160 | 47,4 |
Ehemalige UDSSR | 506.999 | 930.150 | 54,5 |
Deutschland | 440.991 | 856.679 | 51,5 |
Indien | 429.547 | 999.566 | 43,0 |
China | 400.495 | 816.966 | 49,0 |
Polen | 235.147 | 446.496 | 52,7 |
Mexiko | 234.781 | 474.072 | 49,5 |
Kanada | 217.106 | 422.167 | 51,4 |
Vereinigte Staaten | 205.847 | 391.448 | 52,6 |
Frankreich | 199.630 | 365.814 | 54,6 |
Quelle: Dumont u.a. (2007:11) |
Die Beschäftigung von Frauen, vor allem im Gesundheitssektor, hat maßgeblich dazu beigetragen, das Geschlechterverhältnis unter qualifizierten Migranten zu ändern. Während der 1960er Jahre war das Vereinigte Königreich von der Einwanderung von Krankenschwestern aus der Karibik und aus Irland abhängig. Kanada importierte ebenfalls Krankenschwestern aus Ländern des globalen Südens, um damit Kosten zu senken bzw. um einen Arbeitskräftemangel in den 1980er Jahren auszugleichen.
Frauen stellen auch eine kleine, aber bedeutende Minderheit der wandernden Spezialisten in der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT), die jedes Jahr in die Haupteinwanderungsländer immigrieren.