Die Migration von Fußballerinnen und Fußballern ist in vielen afrikanischen Ländern allgegenwärtig. Der Erfolg von Spielerinnen und Spielern wie Sadio Mané aus dem Senegal, Mohamed Salah aus Ägypten oder Asisat Oshoala aus Nigeria im europäischen Fußball hat den Traum Tausender junger Talente auf dem afrikanischen Kontinent befeuert, in ihre Fußstapfen zu treten.
Historische Entwicklung der Migration afrikanischer Spieler im Männerfußball
In den Jahren vor und nach dem Zweiten Weltkrieg verlief die Migration männlicher afrikanischer Fußballspieler hauptsächlich entlang kolonialer Abhängigkeitsverhältnisse. Vereine aus Frankreich, Belgien und Portugal nutzten diese Verbindungen, um Fußballer aus ihren Kolonien zu rekrutieren. So spielten Ende der 1930er Jahre mehr als 140 überwiegend nordafrikanische Spieler in Frankreichs inzwischen professionalisiertem Ligasystem. In der Nachkriegszeit rekrutierten französische Vereine zunehmend Spieler aus Côte d’Ivoire, Mali und Kamerun. In ähnlicher Weise förderte die portugiesische Regierung in den 1950er und 1960er Jahren die Anwerbung von Fußballern aus Angola und Mosambik – nicht zuletzt, um die portugiesische Nationalmannschaft zu stärken. Darüber hinaus spielten Anfang der 1960er Jahre rund 30 Spieler aus der heutigen Demokratischen Republik Kongo in den beiden höchsten belgischen Ligen.
Großbritannien hingegen verfolgte während der Kolonialzeit und in der frühen postkolonialen Periode einen anderen Ansatz. Nachdem um die Wende zum zwanzigsten Jahrhundert einige afrikanische Pioniere in Großbritannien Fußball gespielt hatten, schränkten Einwanderungsregelungen, die sowohl von der britischen Regierung als auch vom englischen Fußballverband im Laufe des zwanzigsten Jahrhunderts eingeführt wurden, die Mobilität afrikanischer Fußballer stark ein. Doch selbst als diese Beschränkungen nach und nach gelockert wurden, bestanden rassistische Vorurteile gegenüber Schwarzen Spielern im britischen Fußball fort, und die britischen Vereine nahmen abgesehen von einigen – hauptsächlich weißen – Südafrikanern kaum afrikanische Fußballer unter Vertrag. Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts nutzte der britische Fußball seine existierenden bzw. fortbestehenden (post-)kolonialen Verflechtungen daher nicht annähernd so aus wie Frankreich, Belgien oder Portugal.
Lange Zeit war Deutschland kein Zielland für afrikanische Fußballer. Erst ab den 1960er Jahren migrierten einige wenige Spieler über persönliche und vereinsinterne Verbindungen nach Deutschland. Pioniere wie Charles Gyamfi oder Ibrahim Sunday aus Ghana konnten sich jedoch nicht nachhaltig durchsetzen. Es dauerte bis in die späten 1980er Jahre, bis Spieler wie Anthony Yeboah (Ghana) – in den 1990er Jahren gefolgt von Jay-Jay Okocha (Nigeria), Samuel Kuffour (Ghana) und Jonathan Akpoborie (Nigeria) – dem deutschen Fußball ihren Stempel aufdrückten. Einerseits waren sie Publikumslieblinge und Aushängeschilder ihrer Vereine, andererseits wurden sie oft Opfer von Rassifizierung und rassistischen Beschimpfungen. Während ihre Spielweise in den Medien oft exotisiert und als anmutig, infantil und verspielt, aber auch als roh und kraftvoll beschrieben wurde, was sowohl Bewunderung als auch Herablassung widerspiegelte, waren rassistische Gesänge gegnerischer Fans ein wöchentliches Phänomen in deutschen Stadien.
Seit Mitte der 1990er Jahre hat die Migration afrikanischer Fußballspieler nach ganz Europa massiv zugenommen. Einerseits haben die zunehmende Kommerzialisierung und globale Übertragung nationaler und kontinentaler Wettbewerbe das Interesse am europäischen Fußball weltweit und insbesondere in Afrika geweckt – während parallel die Lockerung der Beschränkungen für ausländische Spieler im europäischen Profifußball infolge des sogenannten
Seit Anfang der 2000er Jahre sind die Ziele afrikanischer Fußballmigration immer vielfältiger geworden und reichen von alteingesessenen Ligen in Europa bis zu neueren und aufstrebenden Wettbewerben in den USA und Südostasien. West- und Nordafrika bleiben die dominierenden Herkunftsregionen, weil es dort eine solide Infrastruktur für die Talentförderung gibt – einschließlich von europäischen Akteuren betriebener professioneller Akademien. Im südlichen Teil des afrikanischen Kontinents bietet Südafrika vergleichsweise attraktive Bedingungen sowohl für einheimische Spieler als auch für Fußballer aus anderen Ländern der Region. Die Fußballmigration im südlichen Afrika richtet sich daher häufig auf die dortigen Profi-Wettbewerbe und verbleibt damit zumeist innerhalb der Region.
Migration von Fußballerinnen aus Afrika
Die Migration aus Afrika im Fußball ist nicht auf männliche Spieler beschränkt. Seit den späten 1990er Jahren werden – wenn auch in vergleichsweise bescheidenem Umfang – Fußballerinnen aus Afrika von Vereinen aus Übersee unter Vertrag genommen. Die Bemühungen um die Entwicklung und Professionalisierung des Frauenfußballs in Ländern wie Südafrika, Nigeria und Ghana, in jüngerer Zeit auch in Senegal, Sambia und Marokko sowie die erfolgreichen Auftritte der Nationalmannschaften von Nigeria und Ghana bei Weltmeisterschaften haben Adjoa Bayor und Alberta Sackey (Ghana) ebenso wie Perpetua Nkwocha und Cynthia Uwak (Nigeria) den Weg in die USA, nach Deutschland und Schweden geebnet.
Die Schattenseiten der Fußballmigration aus Afrika
Insgesamt können die steigenden Zahlen und der Erfolg afrikanischer Spielerinnen und Spieler auf der Weltbühne nicht über die Schattenseiten der Fußballmigration aus Afrika hinwegtäuschen. Vor allem im Männerfußball – aber zunehmend auch im Frauenfußball – häufen sich Berichte über die Ausbeutung und den Handel mit Spielern, die von dubiosen Mittelsmännern mit leeren Versprechungen lukrativer Verträge ins Ausland gelockt werden. Und selbst wenn ein Wechsel ins Ausland zustande kommt, verlaufen die Karriere- und Lebenswege selten linear. Afrikanische Fußballerinnen und Fußballer in europäischen Ligen sind häufiger als einheimische Spielerinnen und Spieler aus anderen Weltregionen mit befristeten Verträgen, niedrigeren Gehältern, Rassismus und fehlenden dualen Karrieremöglichkeiten konfrontiert.
Übersetzung aus dem Englischen: Vera Hanewinkel