Deutschland wird immer vielfältiger und so auch der Bundestag. Aktuell haben mindestens 11,3 Prozent aller Bundestagsabgeordneten einen sogenannten
Die parlamentarische Repräsentation von Menschen mit Migrationsgeschichte im Bundestag
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Menschen mit Migrationsgeschichte sind im Bundestag unterrepräsentiert. Dies liegt auch an innerparteilichen Selektionsprozessen, die darüber entscheiden, wer überhaupt für eine Bundestagskandidatur nominiert wird.
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Zwar ist die Zahl der Bundestagsabgeordneten mit Migrationsgeschichte von Legislaturperiode zu Legislaturperiode gewachsen, was sich statistisch aber erst seit der Einführung de Kategorie "Migrationshintergrund" 2005 erfassen lässt.
Deskriptive Unterrepräsentation in der postmigrantischen Gesellschaft
Je nachdem, ob der Anteil in der Gesamtbevölkerung oder unter den Wahlberechtigten betrachtet wird, fällt die parlamentarische Repräsentationslücke von Menschen mit Migrationsgeschichte unterschiedlich groß aus.
Die Rolle von Parteien
Die Unterrepräsentation von bestimmten Bevölkerungsgruppen im Bundestag hat aus politikwissenschaftlicher Sicht mehrere Ursachen. So entscheiden bei den Bundestagswahlen die Wähler*innen mit ihrer Stimme darüber, welche Kandidat*innen in den Bundestag einziehen und die Bevölkerung (bzw. "
Auswahlverfahren für eine Bundestagskandidatur
Es gibt zwei Wege, um als Kandidat*in für die Bundestagswahl aufgestellt zu werden:
Bewerber*innen um einen Sitz im Bundestag können in ihrem
Interner Link: Wahlkreis alsInterner Link: Direktkandidat*innen aufgestellt werden. Dazu müssen sie von ihrem Orts- und Kreisverband nominiert werden. Sie müssen also zunächst die Mehrheit der lokalen Verbandsmitglieder oder Delegierten davon überzeugen, sie als Kandidat*in für die Wahl in den Bundestag vorzuschlagen.Eine Aufstellung zur Wahl kann auch über die
Interner Link: Landesliste erfolgen. Direktkandidat*innen bewerben sich häufig sowohl im Wahlkreis als auch auf der Landesliste ihrer Partei, um ihre Chancen auf den Einzug in den Bundestag zu verbessern. Es gibt aber auch Kandidat*innen, die sich ausschließlich über die Landeslisten bewerben, ohne in ihrem Wahlkreis die Kandidatur für ein Direktmandat anzustreben. Diese Listenkandidat*innen werden tendenziell auf weniger aussichtreichen Positionen aufgestellt.
Das Auswahlverfahren von Bundestagskandidat*innen folgt parteienübergreifend einem ähnlichen Muster.
Für Politiker*innen mit Migrationsgeschichte scheint es schwieriger zu sein, in diesem Selektionsprozess überhaupt in die Position zu kommen, als Direktkandidat*in nominiert bzw. auf einem aussichtsreichen Platz auf der Landesliste aufgestellt zu werden. Für das politische Engagement sind bestimmte
Welche Rolle spielt die Migrationsgeschichte im parteiinternen Selektionsprozess?
Wahllisten sind ein komplexes Gebilde, wo verschiedene Kategorien, wie das Geschlecht, der Kreis- oder Bezirksverband, die Art der Kandidatur (direkt oder auf Listen) und der politische Status (bspw. als Bundestagsabgeordnete) eine Rolle spielen. Zum Beispiel bringt die Frauenquote einen Vorteil für Bewerberinnen, wenn sich vergleichsweise weniger Frauen als Männer für einen Listenplatz bewerben. Politiker*innen aus mitgliederstarken Verbänden werden mit dem sogenannten Regionalproporz auf aussichtreicheren Positionen platziert als Politiker*innen aus mitgliederschwachen Verbänden. Eine feste Quote für Migrant*innen gibt es nicht. Bisherige Erkenntnisse zeigen allerdings, dass die Migrationsgeschichte bei den meisten Kandidat*innen kaum oder keine Rolle dafür spielt, ob sie für einen Listenplatz nominiert werden.
Die Folgen: Politiker*innen mit (und ohne) Migrationsgeschichte, die aus einem großen Verband kommen, als Direktkandidat*in nominiert wurden, gut vernetzt sind und von einer (Geschlechter-)Quote gefördert werden, haben bessere Voraussetzungen, einen aussichtsreichen Listenplatz zu erreichen. Jüngere, aus kleineren Verbänden kommende und zum ersten Mal antretende Politiker*innen haben im Gegensatz dazu weniger Chancen auf einen aussichtsreichen Listenplatz. Innerhalb ihrer ohnehin schon defizitären Ausgangslage spielt die Migrationsgeschichte, wenn überhaupt, nur eine marginale Rolle.
Fazit
Ein kurzer Blick auf das Selektionsverfahren von Parteien zeigt: Solange die Migrationsgeschichte innerhalb der Parteien nicht als gleichwertiger Vorteil wie z.B. die Mitgliederstärke des jeweiligen Verbands oder das Geschlecht wahrgenommen wird und es dadurch mehr Politiker*innen mit Migrationsgeschichte verstärkt gelingt, überhaupt für den Bundestag zu kandidieren, wird sich die Zusammensetzung des Parlaments wahrscheinlich nur sehr langsam ändern. Wandel ist in diesem Sinne nur mit Zeit, großen Anstrengungen und 'guten' Wahlergebnissen
Weitere Inhalte
ist Politikwissenschaftlerin und arbeitet aktuell als Referentin für Forschungsvernetzung und Management der Forschungsgemeinschaft am Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM). Sie hat zum Thema "Parlamentarische Repräsentation in der Einwanderungsgesellschaft: Innerparteiliche Selektionsprozesse von Bundestagskandidatinnen und -kandidaten mit Migrationsgeschichte" promoviert. Ihr Forschungsschwerpunkt ist die politische Teilhabe von Menschen mit Migrationsgeschichte.
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