Die Aufnahme und Integration der 2015 und 2016 nach Deutschland gekommenen Geflüchteten hat Diskussionen über die Frage der damit verbundenen Kosten für die öffentlichen Haushalte und Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung ausgelöst. Prof. Dr. Herbert Brücker beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den wirtschaftlichen Auswirkungen von Zuwanderung. Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen hat er die fiskalischen und gesamtwirtschaftlichen Effekte der Flüchtlingsaufnahme untersucht.
Herr Brücker, in den Jahren 2015 und 2016 sind insgesamt rund 1,2 Millionen Asylsuchende nach Deutschland gekommen. Welche positiven und negativen gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen hat diese Fluchtzuwanderung – aktuell und in langfristiger Perspektive?
Fluchtmigration verursacht zunächst Kosten. Viele Flüchtlinge sind am Anfang nicht in den
Auf der anderen Seite hat die Fluchtmigration aber auch Nachfrageeffekte ausgelöst, die zumindest kurzfristig eine nicht unerhebliche Konjunkturwirkung haben. Wir schätzen, dass die Beschäftigung von Inländern durch die Fluchtmigration um etwa 50.000 Personen gestiegen ist. Langfristig muss man davon ausgehen, dass die Gelder, die für die Flüchtlingsaufnahme jetzt zusätzlich aufgewendet werden, an anderer Stelle vielleicht auch wieder eingespart oder später über die Schuldentilgung aufgebracht werden müssen, diese Nachfrage also wieder entzogen wird. Man kann daher nicht unbedingt davon ausgehen, dass solche Konjunktureffekte dauerhaft halten, aber zumindest kurzfristig sind sie durchaus sichtbar.
Langfristig hängen die Effekte der Fluchtzuwanderung natürlich davon ab, wie gut die Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen gelingt. Davon hängen dann wiederum ihre Verdienste sowie die Steuern und Beiträge, die sie für den
Was bedeutet komplementäre Arbeitskraft?
Generell führt Migration zu einer Wettbewerbssituation im Arbeitsmarkt. Wenn neue Arbeitskräfte aus dem Ausland kommen, konkurrieren sie mit bestimmten inländischen Arbeitskräftegruppen, was sich negativ auf deren Löhne auswirken kann. Auf der anderen Seite entstehen für viele Arbeitnehmer komplementäre Effekte, das heißt, dass die Nachfrage nach diesen Arbeitskräften steigt. Und wenn die Nachfrage steigt, dann steigen die Beschäftigungschancen und die Löhne. Um das an einem Beispiel zu verdeutlichen: Wenn jetzt lauter ungelernte Arbeiter oder Facharbeiter aus dem Ausland nach Deutschland kommen, dann steigen die Gehälter von Ingenieuren oder Führungskräften in der Wirtschaft. Solche komplementären Effekte sind nicht unerheblich in der Volkswirtschaft und davon profitieren gerade die Besserverdienenden, die wiederum höhere Steuern bezahlen.
Jetzt sprechen Sie davon, dass vor allem Besserverdienende von Zuwanderung profitieren. Wie sieht es denn am anderen Ende des Arbeitsmarktes aus? Findet unter Geringverdienern aufgrund von Zuwanderung ein Verdrängungskampf statt?
Empirisch ist es so, dass Migranten vor allem mit anderen Migranten konkurrieren. Der deutsche Arbeitsmarkt ist sehr stark zwischen Einheimischen und Migranten segmentiert. Steigende Migration führt deshalb vor allem zu steigendem Wettbewerb unter Migranten. Deutsche Arbeitnehmer gewinnen im Durchschnitt – auch wenn die Effekte häufig sehr klein sind, aber das summiert sich dann eben auch.
Interessanterweise gewinnen die deutschen Arbeitnehmer eigentlich über alle Qualifikationsgruppen hinweg. Selbst für deutsche Arbeitnehmer, die keine abgeschlossene Berufsausbildung haben, sind die Effekte der Zuwanderung in der Regel neutral. Das gilt besonders für die Zuwanderung von Flüchtlingen, weil diese schlechtere Arbeitsmarktchancen haben. Die klassischen deutschen Arbeitnehmer, die Facharbeiter oder die Bürokräfte im Dienstleistungsbereich, werden durch die Fluchtmigration also gewinnen.
Gegenwärtig haben wir zudem eine Sondersituation im Arbeitsmarkt, denn aktuell entwickelt sich der Arbeitsmarkt im Bereich der Geringerqualifizierten besonders dynamisch. Die Beschäftigung in Deutschland ist in den letzten fünf Jahren um sechs Prozent gestiegen, aber im Bereich der Helfertätigkeiten – das sind Tätigkeiten, in denen man keine formelle Berufsausbildung benötigt – ist sie um elf Prozent gestiegen, also fast doppelt so stark wie im Durchschnitt der Beschäftigten insgesamt. Das betrifft nicht nur ausländische Staatsangehörige, die nach Deutschland eingewandert sind – zum Beispiel im Rahmen von Fluchtmigration oder aus der Europäischen Union – sondern das betrifft auch die Deutschen. Fast 40 Prozent dieses Beschäftigungswachstums bei den unteren Qualifikationsgruppen entfällt auf deutsche Arbeitnehmer. In diesem Bereich ist auch die
Sie sprachen gerade an, dass es für Geflüchtete auch im Vergleich zu anderen Migrantengruppen besonders hohe Hürden bei der Arbeitsmarktintegration gibt. Woran liegt das?
Die Hürden sind eigentlich auf allen Ebenen höher als bei anderen Migranten. Geflüchtete dürfen am Anfang erst einmal gar nicht arbeiten. Solange sie im
Darüber hinaus sind Flüchtlinge schlechter auf die Einwanderung vorbereitet als andere Migrantengruppen. So sind zum Beispiel ihre Sprachkenntnisse schlechter. Viele andere Migranten kommen erst nach Deutschland, wenn sie hier bereits einen Job gefunden haben. Beispielsweise wandern Migranten aus der Europäischen Union oft erst dann nach Deutschland ein, wenn sie einen Arbeitsplatz haben. Das gilt für Flüchtlinge nicht. Zudem sind Flüchtlinge in der Regel sehr jung. Im Bereich der Schulbildung sind ihre Voraussetzungen zwar teilweise gar nicht so schlecht, aber im Bereich der beruflichen Bildung oder der Hochschulabschlüsse passen ihre Voraussetzungen zum Teil schlechter als die anderer Migrantengruppen zu den Anforderungen des deutschen Arbeitsmarktes. Flüchtlinge haben also eine Reihe von Nachteilen. Am schwersten wiegen wahrscheinlich die institutionellen und die rechtlichen Nachteile. Das führt dazu, dass Flüchtlinge gewissermaßen in der Schlange am Arbeitsmarkt ganz hinten stehen.
Mit Blick auf Erfahrungen mit Fluchtzuwanderung in der Vergangenheit: Wie lange wird es in etwa dauern, bis die nach Deutschland gekommenen Geflüchteten ähnliche Erwerbstätigenquoten aufweisen wie andere Zuwanderergruppen?
Wir haben historische Daten etwa durch die Befragung von Migranten, die als Flüchtlinge während der Zeit der Jugoslawienkriege nach Deutschland gekommen sind. Diese Daten zeigen, dass nach fünf Jahren etwa 50 Prozent der Flüchtlinge erwerbstätig waren, nach zehn Jahren waren es 60 bis 65 Prozent. Dann sind wir relativ dicht bei den Erwerbstätigenquoten, die andere Migrantengruppen nach zehn Jahren erreichen. Diese sind nur noch geringfügig niedriger als die Erwerbstätigenquoten in der einheimischen Bevölkerung, die bei etwa 67 bis 68 Prozent liegen.
Erwarten Sie, dass die in den letzten Jahren durchgesetzten Arbeitsmarkterleichterungen für Asylbewerberinnen und Asylbewerber dazu beitragen, dass diese Angleichungsprozesse schneller erfolgen?
Wir beobachten, dass die Arbeitsmarktintegration ähnlich wie in der Vergangenheit verläuft oder sogar eine Nuance besser. Von den Menschen, die 2015 im Rahmen der Fluchtmigration nach Deutschland gekommen sind, waren 2016 etwa zehn Prozent beschäftigt. Gegenwärtig gehen wir davon aus, dass es rund 20 Prozent sind. Die Beschäftigung steigt also jedes Jahr um etwa zehn Prozentpunkte oder sogar etwas mehr. Damit liegen wir ein kleines bisschen über den Erfahrungen in der Vergangenheit.
Auf der einen Seite tun wir heute viel mehr für die Integration der Geflüchteten – wir bieten Sprachkurse und arbeitsmarktpolitische Programme an, die Arbeitsmarktentwicklung ist besser geworden. Auf der anderen Seite war der Umfang der aktuellen Fluchtmigration deutlich größer als in der Vergangenheit und dadurch ist auch der Wettbewerb im Arbeitsmarkt in den Segmenten, die für Flüchtlinge infrage kommen, größer. Und diese beiden Effekte gleichen sich in etwa aus. Dennoch: Der Verlauf der Arbeitsmarktintegration liegt im Rahmen der Erwartungen oder sogar ein klein wenig darüber.
Simulationsrechnungen versuchen anhand von vielen verschiedenen Faktoren die langfristigen Auswirkungen der Flüchtlingsaufnahme und damit auch Integrationsprozesse zu prognostizieren. Wozu werden solche Prognosen überhaupt erstellt, mit welchen Schwierigkeiten sind sie behaftet und wie aussagekräftig sind sie?
Das kommt darauf an, was man macht. Zum Teil werden solche Berechnungen erstellt, um die fiskalischen Wirkungen, also die Auswirkungen auf die öffentlichen Haushalte zu simulieren. Andere Berechnungen analysieren generell die volkswirtschaftlichen Effekte, also für das
Der kritische Faktor an den Berechnungen ist die Frage der Arbeitsmarktintegration. Diese muss man auf irgendeine Art und Weise prognostizieren. Dabei geht es nicht nur um die Frage, wie hoch der Anteil der Beschäftigten ist, sondern es geht auch um die Frage, welche Tätigkeiten sie ausüben und was sie verdienen werden. Das kann man natürlich immer nur gestützt auf Erfahrungen aus der Vergangenheit prognostizieren. Davon kann die tatsächliche Entwicklung dann in die eine oder andere Richtung abweichen, aber man bekommt ein ungefähres Bild. Dann muss man – was nur ein Teil der Simulationsrechnungen tut – alle indirekten Effekte berücksichtigen. Also, wenn Flüchtlinge arbeiten, entstehen indirekte Effekte für die Kapitaleinkommen, es entstehen indirekte Effekte für andere Einkommensgruppen, möglicherweise auch Verdrängungseffekte im Arbeitsmarkt. Das muss man alles analysieren, um dann zu einem Gesamtbild zu kommen. Es ist darüber hinaus so, dass wir in einer
Hinzu kommt eine weitere Ungewissheit: Man muss zur Beantwortung dieser Fragen nämlich auch noch prognostizieren, wie viele Menschen in ihrem Lebensverlauf in ihre Herkunftsländer zurückkehren werden. Davon hängen Fragen der Gesundheitskosten, der Belastung der Rentenversicherungssysteme und Ähnliches ab. Daneben stellt sich die Frage danach, wie groß der Familiennachzug ausfallen wird. Auch das spielt eine Rolle.
Unsere Externer Link: Simulationen stützen sich auf viele solcher Annahmen, die aber, wenn wir jetzt über langfristige Entwicklungen reden, sehr schwer auf die lange Frist zu prognostizieren sind. Man arbeitet deswegen am besten mit verschiedenen Szenarien, um mögliche Entwicklungspfade aufzuzeigen. Wir gehen davon aus, dass die Flüchtlinge, die 2015 in Deutschland angekommen sind, nach sieben bis zehn Jahren wahrscheinlich mehr Einzahlungen für die öffentlichen Haushalte und Sozialsysteme leisten werden, als an sie ausgezahlt wird. Das hängt damit zusammen, dass die Geflüchteten noch relativ jung sind und die Mehrheit in der Mitte des Erwerbslebens steht. Davon profitiert eine
Das heißt im Streit unterschiedlicher Standpunkte von Ökonomen darüber, ob die Flüchtlingsaufnahme ein Konjunkturprogramm ist oder ob langfristig sinkende durchschnittliche Bruttolöhne zu erwarten sind und sich auch auf lange Sicht eine negative Bilanz für die öffentlichen Haushalte ergibt, kann man gar nicht sagen, wer Recht hat?
Soweit würde ich nicht gehen, denn das hängt, wie immer, von den Annahmen ab, die man trifft. Also ich gehe schon davon aus, dass die Belastungen für die öffentlichen Haushalte zunächst beträchtlich sind, d.h. im unteren zweistelligen Milliardenbereich. Dabei müssen wir uns aber immer vergegenwärtigen, dass es bei der Flüchtlingsaufnahme um eine humanitäre Frage geht. Es geht nicht primär darum, volkswirtschaftliche Gewinne zu erzielen. Trotzdem ist es wichtig zu wissen, wie hoch die Erträge und wie hoch die Kosten sind. Und die Kosten sind, glaube ich, auf mittlere und lange Sicht nicht so furchtbar hoch. Es kann sogar sein, dass die Flüchtlingsaufnahme auf einen Nettogewinn hinauslaufen wird. Allerdings gehe ich insgesamt davon aus, dass wenn wir alle Kosten, einschließlich der Investitionen in die Infrastruktur berücksichtigen, insgesamt eher eine Belastung übrig bleiben wird, die aber nicht besonders groß ausfällt.
Viele Horrorszenarien, die auch im Umlauf sind, arbeiten mit sehr extremen Annahmen, also z.B., dass jeder Flüchtling, der nach Deutschland kommt, auch bis zu seinem Lebensende hier bleiben und dann sehr hohe Rentenzahlungen in Anspruch nehmen wird. Das ist nicht sehr realistisch, wenn man sich tatsächliche Mobilitätsströme anschaut. Dann werden in den Modellen häufig die indirekten Effekte für Kapital- und Arbeitseinkommen der einheimischen Bevölkerung nicht berücksichtigt. Diese indirekten Effekte machen aber etwa 40 Prozent der Einkommenseffekte, die bei einer zusätzlichen Beschäftigung von Flüchtlingen entstehen, aus. Eine Vernachlässigung dieser Effekte verzerrt folglich das Bild. Daher würde ich an manchen Studien auch methodische Kritik üben, d.h. Kritik an den getroffenen Annahmen. Ich glaube nicht, dass die Flüchtlingsaufnahme ein großes Gewinnprogramm ist, aber wir werden dadurch auch keine übermäßig großen Verluste haben. Auch wenn verschiedene Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, bin ich froh, dass wir sie haben: Wir bekommen dadurch ein genaueres Bild, um welche Größenordnung es unter welchen Annahmen tatsächlich geht, auch wenn das eine oder andere Szenario unrealistisch ist.
Können Sie die zentralen Faktoren noch einmal zusammenfassen, von denen abhängt, ob die gesamtwirtschaftliche Bilanz der Flüchtlingsaufnahme langfristig positiv oder eher negativ ausfällt.
Das hängt erstens davon ab, welche Annahmen wir zum Verbleib der Flüchtlinge treffen, d.h., wie viele Menschen in Deutschland bleiben werden und wie lange sie hier bleiben werden, wie hoch der Anteil derjenigen ist, die wieder in ihre Herkunftsländer zurückkehren und umgekehrt, wie viele Familienangehörige noch nach Deutschland kommen werden. Zweitens hängt es davon ab, wie hoch die Erwerbspartizipation ist, wie viele der Flüchtlinge über wie lange Zeiträume erwerbstätig sein werden. Dann hängt es drittens davon ab, wie hoch die Verdienste von denjenigen sind, die erwerbstätig sein werden. Viertens spielen indirekte Effekte eine Rolle, d.h. die Effekte für die Kapitaleinkommen, für die Arbeitseinkommen von anderen Gruppen im Arbeitsmarkt. Und dann hängt es fünftens davon ab, wie dynamisch sich der
Und wahrscheinlich spielt auch die Zusammensetzung der zugewanderten Flüchtlingsbevölkerung eine Rolle?
Ja, das spielt natürlich eine Rolle. Von den Qualifikationen der Zugewanderten hängen wiederum ihre Verdienste ab und die Wahrscheinlichkeit, dass sie beschäftigt sind. Und es spielt natürlich auch eine Rolle, wie viel wir in Sprachkompetenz investieren, wie schnell sie
Da wir gerade von Sprachförderung sprechen: Aktuell wird in Deutschland zwischen Asylbewerbern mit guter und schlechter Bleibeperspektive unterschieden. Davon hängt u.a. der Zugang zu Integrationskursen und damit auch Integrationsprozessen ab. Halten Sie diese Unterscheidung für sinnvoll oder macht es nicht mehr Sinn, erst einmal allen Asylbewerbern den Zugang zu Integrationskursen zu ermöglichen, unabhängig vom potenziellen Ausgang des Asylverfahrens?
Das hängt von der Perspektive ab, die man einnimmt. Wenn wir jetzt die reine Perspektive auf Integration und die volkswirtschaftlichen Kosten einnehmen, dann würden wir selbstverständlich alle Flüchtlinge so schnell wie möglich in solche Kurse schicken und massiv in
Letztlich könnte man auch davon ausgehen, dass diejenigen, die in Deutschland Qualifikationen erwerben, seien es Sprachkenntnisse oder berufliche Qualifikationen, nach ihrer Rückkehr ins Herkunftsland zur dortigen Entwicklung beitragen könnten.
Natürlich. Die positive Wirkung für die Herkunftsländer zeigen z.B. die Entwicklungen im früheren Jugoslawien. Durch die Rückkehrmigration ist Jugoslawiens Handel gestiegen, nicht nur, aber auch mit Deutschland. Es gibt also eine Reihe von positiven wirtschaftlichen Faktoren der Rückkehrmigration. Diese fallen stärker aus, wenn die nach Deutschland Zugewanderten sich besser in den Arbeitsmarkt und andere gesellschaftliche Bereiche integriert haben. Davon würden wir volkswirtschaftlich dann auch langfristig profitieren. Ihre Integration wäre daher auch im eigenen Interesse.
Inwiefern hat die Wirtschaft auf bisherige Migrationen reagiert und was hat sie angesichts der aktuellen Fluchtmigration daraus gelernt? Geht sie jetzt anderes mit Zugewanderten, gerade auch mit Flüchtlingen um als früher?
Die Wirtschaft gibt es nicht, sondern es gibt viele unterschiedliche
Welchen Beitrag können Flüchtlinge für Unternehmen leisten?
Sie leisten das, was alle anderen Arbeitskräfte auch leisten. Die Integrationsprobleme sind aber groß und davor sollte man auch nicht die Augen verschließen. Flüchtlinge bringen am Anfang in der Regel schlechte Sprachkenntnisse mit. Es gibt große Probleme bei der Anpassung ihrer mitgebrachten Qualifikationen, weil sich die Bildungssysteme in den Herkunftsländern stark unterscheiden. Flüchtlinge haben zwar vor ihrer Ankunft in Deutschland im Durchschnitt etwa acht Jahre Berufserfahrung gesammelt, in der Regel als Angestellte, 30 Prozent als Arbeiter, ein nicht unerheblicher Teil auch als Führungskräfte. Sie verfügen also durchaus über wertvolle Berufserfahrung. Sie unterscheiden sich allerdings sowohl von der Qualifikationsanforderung als auch von der Art, wie in den Herkunftsländern gearbeitet worden ist. Eine Anpassung in Unternehmen in Deutschland gestaltet sich daher oft schwierig. Neben den deutschen Unternehmen müssen auch die Flüchtlinge ihre Erwartungen anpassen. Die Probleme sind also sicher vielfältig, aber im Grundsatz gilt das Gleiche wie für alle anderen Migranten und Arbeitnehmer auch: Die Unternehmen profitieren von jeder Arbeitskraft, die arbeitet und zum Produkt des Unternehmens bzw. den angebotenen Dienstleistungen beiträgt.
Könnten Unternehmen einen stärkeren Beitrag zur Integration von Geflüchteten leisten? Hätten Sie Vorschläge für Maßnahmen, die Unternehmen ergreifen könnten, um die Arbeitsmarktintegration schneller voranzubringen?
Viele Unternehmen tun bereits etwas und es hängt von dem einzelnen Unternehmen ab, ob es mehr tun kann oder nicht. Daher würde ich mich vor pauschalen Urteilen hüten. Von Unternehmen wird bereits viel verlangt: Sie müssen sich informieren über die Bildungs- und Ausbildungssysteme der Herkunftsländer, über die Menschen, die zu ihnen kommen; sie müssen viele Integrationsleistungen – auch soziale Integrationsleistungen – erbringen. Das fordert den Unternehmen eine ganze Menge ab. Es gibt viele Unternehmen, die da Vorbildliches leisten.
Ich fände es sinnvoll, wenn staatliche Stellen und Unternehmen stärker zusammenarbeiten würden, z.B. bei der Entwicklung von Sprachkompetenz. Wir brauchen mehr berufsbegleitende Sprachkurse und pragmatische Lösungen, z.B.
Ist der Wirtschaftsstandort Deutschland trotz der hohen Zuwanderung 2015 und 2016 zukünftig auch weiterhin auf Zuwanderung aus dem Ausland angewiesen?
Ja. Wenn wir keine weitere Zuwanderung hätten, würde das
Die Fragen stellte Vera Hanewinkel.
Dieser Artikel ist Teil des Kurzdossiers