Geschichte der Migrationen von Polinnen und Polen
Bevölkerungen mit polnischer Muttersprache wurden in großer Zahl nach den Teilungen
Ein weiterer Zuzug polnischsprachiger Menschen setzte mit den Zwangsmigrationen im Zuge des Zweiten Weltkriegs ein: Insgesamt 2,8 Mio. polnische Zwangsarbeitskräfte wurden zur Arbeit im Deutschen Reich genötigt. Zusammen mit vielen hunderttausend überlebenden polnischen Insassen der Konzentrationslager bildeten sie 1945 die Gruppe polnischer displaced persons (heimatlose Menschen). 1,7 Mio. Polinnen und Polen (und zehntausende polnischer Jüdinnen und Juden) lebten in den vier deutschen Besatzungszonen, von denen etwa 80.000 für immer blieben.
Migrationsbewegungen in der jüngeren Vergangenheit
Die größte Zuwanderung polnischsprachiger Menschen hing mit den Aussiedlermigrationen aus Polen zusammen: Zwischen 1949 und 1990 siedelten 1,4 Mio. Menschen aus Polen nach Westdeutschland aus, weil sie – oder ihre Nachkommen – sich der deutschen Nation zugehörig fühlten, 1937 innerhalb der Reichsgrenzen gelebt hatten oder unter deutscher Besatzung die Deutsche Volksliste unterschrieben hatten, wodurch sie nach dem Krieg Anspruch auf die deutsche Staatsbürgerschaft hatten. Viele jener, die seit den 1970er Jahren als Aussiedler in die
Seit der Aufhebung des Visumzwangs 1990 und der schrittweisen Erleichterung der Arbeitsaufnahme in Deutschland hat die Zahl polnischer Zuwanderer ein hohes Niveau erreicht. Waren 1990 im wiedervereinigten Deutschland 241.000 Menschen mit ausschließlich polnischer Staatsangehörigkeit registriert, zählten sie Ende 2015 741.000. Zur selben Zeit – 2015 – wurden insgesamt 1,7 Mio. Menschen mit polnischem Migrationshintergrund registriert. Die Rechte der in Deutschland lebenden Polinnen und Polen sind durch den "
Integration
Arbeitsfelder, welche die polnische Zuwanderung seit einem Vierteljahrhundert prägen, sind die
Ein weiterer Grund für die gute Integration ist, dass bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts polnischsprachige Zuwanderinnen und Zuwanderer oft bemüht waren, sich möglichst effizient in die deutsche Gesellschaft einzugliedern, sie wurden zu einer "unsichtbaren Minderheit". Nach dem EU-Beitritt Polens ließ der von deutschen Überheblichkeitsgefühlen und polnischen Komplexen mit verursachte Anpassungsdruck nach. Dies hing auch mit der symbolischen Aufwertung Polens als – zumindest bis zum Antritt
Keine homogene Gruppe
Aufgrund ihrer sehr verschiedenen sozialen Herkunft und Zuwanderungsgeschichte sowie ihrer sehr unterschiedlichen Identifikation mit der polnischen Nation bildet die polnischsprachige Bevölkerung in Deutschland keine geschlossene Gruppe, weshalb sie nur zu einem Teil als polnische Diaspora bezeichnet werden kann. Dies zeigt sich bereits an ihrem sehr geringen Organisationsgrad. Zwar gibt es einige Dachverbände polnischer
Politisches Potenzial der polnischen Diaspora
Während sich auf lokaler Ebene hin und wieder Kontakte zu anderen Zuwanderergruppen ergeben – etwa bei interkulturellen Festen oder vereinzelt in Ausländerbeiräten –, so empfinden doch viele Polinnen und Polen in Deutschland gerade die neuere Zuwanderung nach Deutschland als Konkurrenz auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt. Die oft konservativen, polnisch-nationalen Vertreter der Dachverbände lassen sich gerne von der polnischen Politik einspannen: Diese nennt die Gruppe der in Deutschland lebenden Polinnen und Polen "Polonia", was eine emotionale Zugehörigkeit zur polnischen Nation hervorheben soll. Von Seiten der Warschauer Politik (vor allem von rechten Parteien) wird regelmäßig für die in Deutschland lebenden Polinnen und Polen der Status einer nationalen Minderheit gefordert – analog zu der anerkannten deutschen Minderheit in Polen. Anders als diese ist jedoch die polnische Bevölkerungsgruppe in Deutschland über das gesamte Land verstreut und in ihrer Zusammensetzung äußerst verschiedenartig. Allerdings lassen sich nur relativ wenige in Deutschland lebende Polinnen und Polen politisch vereinnahmen, was sich auch an der geringen Beteiligung bei den polnischen Wahlen zeigt. Bei den letzten Parlamentswahlen 2015 gingen in Deutschland von gut 600.000 Wahlberechtigten knapp 20.000 Personen an die Wahlurnen – sie wählten relativ gleich verteilt konservativ-rechte bzw. liberale und linke Parteien. Gründe für die geringe Wahlbeteiligung sind politisches Desinteresse, die Entfernung zu den wenigen Wahllokalen, die mühsam zu beantragende Briefwahl und auch die Tatsache, dass nicht wenige direkt an ihrem zweiten Wohnsitz in Polen gewählt haben dürften.
Einigendes Band: Katholizismus
Die einzige Organisation, die einen relativ großen Teil der polnischen Zuwanderer in Deutschland erreicht, ist die katholische Kirche, die über Jahrhunderte wichtigstes Bindeglied der polnischen Bevölkerung war und der sich auch heute noch knapp 87 Prozent aller Polinnen und Polen zugehörig fühlen. So finden heute in Deutschland unter dem Dach der "Polnischen Katholischen Mission" – die von der deutschen Bischofskonferenz unterhalten wird – in mehr als 300 Kirchen polnische Gottesdienste statt. Sie werden jeden Sonntag von knapp 100.000 Menschen besucht. Hier finden auch neue Migrantinnen und Migranten rasch Anschluss.
Fazit
Die seit knapp 150 Jahren bestehende, sehr intensive Migration von Polen nach Deutschland hat Migrationsnetzwerke und -traditionen entstehen lassen, welche die deutsch-polnischen Beziehungen prägen. Für Deutschland bedeutet diese Zuwanderung erhebliche Vorteile, da sich aufgrund der kulturellen Nähe zwischen Deutschen und Polen verhältnismäßig wenige Probleme ergeben. Für Polen ist die Bilanz ambivalent: Während auf der einen Seite durch die Auswanderung der Arbeitsmarkt entlastet wird und es erhebliche Geld- und Vermögenstransfers nach Polen gibt, gehen dem Staat auf der anderen Seite gut und