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Russlanddeutsches Verbandswesen | Russlanddeutsche und andere postsozialistische Migranten | bpb.de

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Russlanddeutsches Verbandswesen

Gesine Wallem

/ 9 Minuten zu lesen

Welche gruppenspezifischen Interessen haben russlanddeutsche (Spät-)Aussiedler? Inwiefern werden diese Interessen durch zivilgesellschaftliche Organisationen vertreten? Dieser Beitrag gibt einen kurzen Überblick über das Spektrum an Verbänden, deren politische, kulturelle oder soziale Angebote sich an eine russlanddeutsche Zielgruppe richten. Dabei wird die Vielfalt an Interessen und Zugehörigkeiten innerhalb dieser heterogenen Zuwanderergruppe deutlich.

Bundespräsident Joachim Gauck verleiht 2014 anlässlich des Tages des Ehrenamts den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland an Juri Heiser. Heiser setzt sich bei der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland und auf der Ebene des Bundes der Vertriebenen ein. (© picture-alliance/dpa)

Vereinigungen, in denen sich Zuwanderer organisieren, sorgen in der öffentlichen Wahrnehmung häufig für Kontroversen. Oft wird die Bildung von ethnisch oder Interner Link: religiös organisierten Gruppen in Politik und Medien als ein Anzeichen für Abschottung gesehen. Gleichzeitig zeigt die aktuelle Migrationsforschung jedoch, dass Interner Link: Migrantenselbstorganisationen gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen können . Durch sie werden spezifische Interessen von Zuwanderern in der Zivilgesellschaft artikuliert.

In der Forschung über russlanddeutsche (Spät-)Aussiedler wurde zivilgesellschaftlichen Vereinen vergleichsweise wenig Bedeutung beigemessen. Aufgrund des Mangels an statistischen Erhebungen und Befragungen gibt es bisher keine belastbaren Daten zum Gesamtniveau des zivilgesellschaftlichen Engagements von Russlanddeutschen . Die wenigen qualitativen Studien, die sich mit dieser Thematik befassen, gehen von einem eher geringen Vereinsengagement aus . Dies wird zumeist auf ihre Sozialisation in der Interner Link: Sowjetunion zurückgeführt, die einen Rückzug ins Private und einen Rückgriff auf informelle und familiäre Netzwerke begünstigte . Eine systematische Erfassung russlanddeutschen Vereinsengagements wird außerdem dadurch erschwert, dass (Spät-) Aussiedler deutsche Staatsbürger sind .

Wie lassen sich vor diesem Hintergrund Aussagen über gruppenspezifische Interessen von russlanddeutschen Zuwanderern machen? Inwiefern werden die unterschiedlichen Interessen dieser heterogenen Gruppe von Vereinen repräsentiert? Um diesen Fragen nachzugehen, lohnt es sich, das Spektrum an zivilgesellschaftlichen Organisationen von und für Russlanddeutsche genauer in den Blick zu nehmen.

Die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland als politische Interessenvertretung

Die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland ist der älteste und politisch bedeutendste bundesweit organisierte Verband, der russlanddeutsche Interessen in Deutschland vertritt. Gegründet wurde er 1950 unter dem Namen "Arbeitsgemeinschaft der Ostumsiedler" in Stuttgart. Die damaligen Gründungsmitglieder waren vor allem Deutsche aus der Schwarzmeerregion, die bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg als deutsche Staatsangehörige in die Bundesrepublik Deutschland ausreisen konnten. Durch die Unterzeichnung der "Externer Link: Charta der deutschen Heimatvertriebenen" schrieb sich der Verband von Beginn an in die Tradition der deutschen Vertriebenenverbände ein. Bis heute ist er unter dem Dachverband des "Interner Link: Bundes der Vertriebenen" organisiert und trägt seit 1955 den Namen "Landsmannschaft der Deutschen aus Russland" (LmDR). Als Interessenverband setzt sich die LmDR seit ihrer Gründung für die Einwanderung von Russlanddeutschen aus der ehemaligen Sowjetunion sowie für deren gleichberechtigte Anerkennung als Deutsche in der Bundesrepublik Deutschland ein. Dieses Anliegen basiert auf der Erinnerung an das Schicksal der Verfolgung und Diskriminierung von Russlanddeutschen in der Sowjetunion. Auf der Grundlage dieses Narrativs eines russlanddeutschen Kollektivschicksals legitimiert die LmDR die Aufnahme von Russlanddeutschen als "vertriebene Deutsche" und die damit verbundenen Rechte und Vergünstigungen.

Eine der wichtigsten Aktivitäten der LmDR ist in diesem Zusammenhang die Einflussnahme auf politische Entscheidungen durch Stellungnahmen, Gutachten und Politikempfehlungen. Als Ansprechpartner der Bundes- und Landesregierungen ist die LmDR regelmäßig bei Kommissionen und Beratungssitzungen vertreten, die Fragen der Aussiedler bzw. Spätaussiedler betreffen. Durch diese enge Zusammenarbeit mit politischen Entscheidungsträgern ermöglichte die LmDR bereits während des Kalten Krieges zahlreichen Russlanddeutschen und deren Familienangehörigen die Ausreise in die BRD. Die Verteidigung dieser privilegierten Einwanderung wurde insbesondere in den 1990er Jahren relevant. Die steigenden Einwandererzahlen aus der ehemaligen Sowjetunion lösten eine Debatte in der deutschen Öffentlichkeit und Politik aus, im Zuge derer der Status von Russlanddeutschen als "Deutsche" sowie die damit verbundenen sozialstaatlichen Vergünstigungen zunehmend infrage gestellt wurden. Vor diesem Hintergrund setzte sich die LmDR erfolgreich für die Berücksichtigung eines russlanddeutschen "Kriegsfolgenschicksals" in der Aufnahmeprozedur ein. Sie trug damit zu einer bis heute bestehenden Externer Link: ethnisch privilegierten Einwanderung von Russlanddeutschen aus der ehemaligen Sowjetunion bei. Trotz zahlreicher gesetzlicher Einschränkungen und Kürzungen wurde die gänzliche Abschaffung der Aussiedlergesetzgebung letztlich verhindert.

Ein weiteres Anliegen des Verbands ist die Vermittlung eines positiven Bildes von Russlanddeutschen in der deutschen Öffentlichkeit. Auch diese Zielsetzung ist auf die 1990er Jahre zurückzuführen, als Russlanddeutsche durch negative Berichterstattung in den Medien zunehmend als Belastung für die Sozialsysteme und als kriminelle Ausländer stigmatisiert wurden. Um diesen Negativbildern entgegenzuwirken, macht die LmDR in ihren Publikationen und Veranstaltungen auf positive Beispiele der erfolgreichen Integration von Russlanddeutschen aufmerksam. Durch Publikationen und Gedenkveranstaltungen verweist der Verband immer wieder auf die leidvolle Geschichte der Russlanddeutschen in der Sowjetunion und untermauert damit deren deutsche Herkunft und Zugehörigkeit. Auf der Grundlage dieses Selbstverständnisses definiert die LmDR Russlanddeutsche trotz ihres Migrationshintergrunds nicht als Einwanderer, sondern als Teil der deutschen Mehrheitsgesellschaft. In ihren Stellungnahmen grenzt die LmDR Russlanddeutsche somit deutlich von Zuwanderern nichtdeutscher Herkunft ab.

Neben dieser politischen Funktion versteht sich die LmDR auch als Hilfsorganisation und Kulturverein. Soziale und kulturelle Aktivitäten finden vor allem in den über 150 Landes-, Kreis- und Ortsgruppen statt, in die sich der Verband auf regionaler Ebene untergliedert. Die sozialen Angebote der LmDR umfassen beispielsweise rechtliche Beratung für Russlanddeutsche, deren Verwandte nach Deutschland ausreisen möchten, oder die selbst neu nach Deutschland eingewandert sind. Im Bereich der kulturellen Angebote organisiert der Verband zahlreiche Veranstaltungen wie beispielsweise Ausstellungen, Literaturlesungen, Vorträge, Seminare, Theaterstücke, Feste und Gedenktage. Ziel dieser kulturellen Aktivitäten ist die Bewahrung und Pflege eines "russlanddeutschen Kulturguts" sowie der Erinnerung an die Geschichte der Russlanddeutschen in den ehemaligen deutschen Siedlungsgebieten. In einigen Landes- und Ortsverbänden gibt es außerdem eine aktive Jugendarbeit, in der russlanddeutsche Kinder und Jugendliche durch Angebote wie Sport, Musik oder Tanz in die Aktivitäten der LmDR eingebunden werden. Seine Vereins- und Projektarbeit finanziert der Verband sowohl durch Beiträge und Spenden seiner Mitglieder als auch durch Bundeszuwendungen, die er über den Bund der Vertriebenen erhält.

Trotz der politischen Sichtbarkeit der LmDR als Repräsentant russlanddeutscher Interessen ist insgesamt nur ein kleiner Teil der in Deutschland lebenden Russlanddeutschen in der LmDR engagiert. Dies lässt sich vor allem durch die heterogenen Interessen und Bedürfnisse unterschiedlicher Einwanderergenerationen erklären. So sind die meisten Mitglieder der LmDR entweder durch ihre frühe Ausreise nach Deutschland oder durch ihre familiäre Prägung in einem deutschsprachigen Umfeld sozialisiert und haben oftmals einen direkten Bezug oder ein verstärktes Interesse an der Bewahrung russlanddeutscher Geschichte und Traditionen. Die große Mehrheit der seit den 1990er Jahren zugewanderten Russlanddeutschen kommt dagegen aus einem in erster Linie russischsprachigen Umfeld, in dem kein oder nur noch sehr wenig Deutsch gesprochen wurde. Viele dieser später Zugewanderten haben somit nur sehr wenig Bezug zur russlanddeutschen Herkunft und Geschichte der Kriegsgeneration. Da die Landsmannschaft an der deutschen Sprache sowie der deutschen Vertreibungsgeschichte als Identitätsnarrativ festhält, fühlen sich insgesamt nur verhältnismäßig wenige Russlanddeutsche von diesen Angeboten angesprochen . Erst in den letzten Jahren scheint sich der Generationswechsel auch in der LmDR bemerkbar zu machen. So lässt sich feststellen, dass vermehrt auch russischsprachig sozialisierte, später zugewanderte Russlanddeutsche in der LmDR aktiv sind. Beispielsweise sind seit 2013 der Bundesvorsitzende der LmDR sowie der Bundesvorsitzende der Jugendorganisation der LmDR Vertreter der jüngeren Spätaussiedler-Generation, die erst seit den 1990er Jahren nach Deutschland migriert ist.

Diversifizierung russischsprachiger Hilfsorganisationen und Kulturangebote ab den 1990er Jahren

Im Zuge der ansteigenden russlanddeutschen Zuwanderung nach dem Zerfall der Sowjetunion entstanden in den 1990er Jahren neben den landsmannschaftlichen Strukturen zahlreiche neue russischsprachige Initiativen und Organisationen. Der rasante Anstieg an russischsprachig sozialisierten Einwanderern bei gleichzeitiger Kürzung staatlicher Integrationshilfen führte zu einer sprunghaften Zunahme des Bedarfs an Unterstützung und Beratung für die Neuankömmlinge, der durch die landsmannschaftlichen Strukturen nur unzureichend abgedeckt werden konnte. Diese Betreuungs- und Beratungsfunktion wurde vor allem von kirchlichen und karitativen Verbänden übernommen, die auch schon während des Kalten Krieges in diesem Bereich aktiv gewesen waren. Beispielsweise wurden bei der Caritas oder dem Deutschen Roten Kreuz russischsprachige Beratungsstellen eingerichtet. Darüber hinaus wurden in vielen Städten und Gemeinden auch Selbsthilfeorganisationen von ehrenamtlichen russischsprachigen Helfern ins Leben gerufen. Hauptaufgabe dieser Strukturen war es zunächst, die Neuankömmlinge zum Beispiel beim Ausfüllen und Übersetzen von Formularen, bei Behördengängen und in Alltagsfragen zu unterstützen und zu begleiten. Einige dieser Initiativen entwickelten sich mit der Zeit zu Vereinen mit einer größeren Bandbreite an Aktivitäten. Viele Vereine bieten mittlerweile Deutschkurse, berufliche Weiterbildungsseminare sowie sportliche und kulturelle Freizeitaktivitäten für Kinder und Jugendliche an.

Durch die Entstehung dieser neuen Strukturen ist das Spektrum an Angeboten, die sich an Russlanddeutsche richten, seit den 1990er Jahren wesentlich heterogener geworden. Diese Heterogenität und manchmal auch Widersprüchlichkeit zwischen unterschiedlichen Einwandererinteressen lässt sich auch anhand der vielfältigen Bezeichnungen und Namensgebungen der Vereine feststellen (siehe Tabelle 1). Einige, wie beispielsweise der "Hamburger Verein der Deutschen aus Russland" oder der "Verein zur Integration von russlanddeutschen Aussiedlern (VIRA e.V.)" in Düsseldorf, weisen durch ihre Bezeichnung weiterhin auf die russlanddeutsche Herkunft ihrer Mitglieder hin. Ihr Kulturangebot hat einen engen Bezug zur russlanddeutschen Geschichte und bleibt damit weitgehend an die Programmatik der LmDR geknüpft. Andere Vereine, wie beispielsweise der "Club Dialog e.V." oder das "Integrationszentrum Harmonie e.V." in Berlin, betonen durch ihren Namen sowie ihre programmatische Zielsetzung, dass sie sich an Migrant_innen verschiedener Herkunft wenden. Diese Ausrichtung als Migrantenorganisationen ergibt sich nicht zuletzt aus den Förderstrukturen durch Bund, Länder und Gemeinden: Seit den 2000er Jahren werden vor allem solche Projekte gefördert, die sich an Personen mit Migrationshintergrund richten. Um diese Förderungen zu erhalten, positionieren sich einige Vereine somit als "Integrationsvereine" oder "Begegnungszentren" und nähern sich damit dem Angebot anderer Migrantenorganisationen an. Darüber hinaus sind in vielen Städten und Gemeinden in den letzten Jahrzehnten auch Kulturangebote entstanden, die ein russischsprachiges, sowjetisch sozialisiertes Publikum ansprechen. Diese beinhalten zum Beispiel Chöre, Folkloregruppen, Festivals und Konzerte. Einige dieser Veranstaltungen, wie beispielsweise die jährlich stattfindenden "deutsch-russischen Festtage" in Berlin-Karlshorst, werden teilweise auch durch staatliche und private Förderer aus Russland finanziert. Durch ihr Angebot in russischer Sprache und ihren Bezug zu russischen bzw. sowjetischen Kulturelementen vermitteln sie eine Zugehörigkeit zu einer transnationalen russischsprachigen Gemeinschaft. Die Vielfalt dieser russischsprachigen Angebote deutet auf ein weitreichendes Interesse vieler in Deutschland lebender Russischsprachiger hin, eine Verbindung zur russischen Sprache und damit verbundenen Kulturelementen aufrechtzuerhalten und diese an die nächste Generation weiterzugeben. Dies wird durch Angebote wie zum Beispiel bilinguale Kindertagesstätten oder Samstagsunterricht in russischer Sprache und Landeskunde ermöglicht. Die damit verbundenen Vereinsstrukturen betonen durch Namensgebungen wie "Bundesverband russischsprachiger Eltern" oder "Verband der russischsprachigen Jugend", dass sie sich an alle Russischsprachigen, unabhängig der ethnischen Herkunft oder Staatsangehörigkeit wenden. Das Bild einer grenzüberschreitenden russischsprachigen Diaspora, das dadurch vermittelt wird, steht in starkem Gegensatz zum deutsch ausgerichteten Identitätsdiskurs und Kulturangebot der LmDR.

Vielfalt an Interessen und Zugehörigkeiten

Aus den diversen politischen, sozialen und kulturellen Angeboten für (Spät-)Aussiedler ergeben sich somit sehr unterschiedliche Definitionen des "Russlanddeutschseins", die mitunter im Widerspruch zueinander stehen: Definiert man russlanddeutsche Verbände im engeren Sinne als Organisationen, die die Interessen "der Russlanddeutschen" als Gruppe vertreten, so entsteht zunächst ein scheinbar einheitliches Bild. Tatsächlich ist die LmDR der einzige politisch sichtbare und einflussreiche Verband, der Russlanddeutsche auf der Basis ihrer deutschen Herkunft und Geschichte als eigene Gruppe repräsentiert. Erweitert man jedoch diesen Blickwinkel, zeigt sich, dass viele russischsprachige Vereine eine alternative Gruppendefinition vermitteln, die Russlanddeutsche als Teil einer russischsprachigen Einwanderergemeinschaft oder einer transnationalen russischen Interner Link: Diaspora begreift. Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass einige der jüngeren, in Deutschland sozialisierten Russlanddeutschen und deren Kinder sich in Zukunft nicht unbedingt in spezifisch russlanddeutschen, sondern in zivilgesellschaftlichen Vereinen der Mehrheitsgesellschaft engagieren werden.

Von einem eindeutig definierbaren russlanddeutschen Verbandswesen mit gruppenspezifischen Interessen lässt sich daher nur begrenzt sprechen. Vielmehr macht der Überblick über das breite Spektrum an Vereinen und Verbänden deutlich, wie heterogen und vielschichtig die Interessen und Zugehörigkeiten russlanddeutscher (Spät-)Aussiedler sind.

Beispiele russlanddeutscher bzw. russischsprachiger Vereine in Berlin

Name des VereinsSelbst-
bezeichnung
ZielsetzungAngebote
Landsmannschaft der Deutschen aus Russland – Landesgruppe Berlin, Berlin-ReinickendorfInteressenver-
tretung, Hilfs-
organisation und Kulturverein aller Russland-
deutschen
Förderung der Aufnahme und Eingliederung der Deutschen aus der ehemaligen Sowjetunion und deren FamilienangehörigenAussiedlerberatungsstelle, Sprachkurse, Kulturelle Veranstaltungen, z.B. die jährlich stattfindenen "Tage der russlanddeutschen Kultur"
Club Dialog e.V., Berlin-MitteMigranten-
organisation
Förderung des politischen und kulturellen Dialogs zwischen Berlinern aller Nationalitäten und in Berlin lebenden russischsprachigen Menschen, vor allem Bürgern der ehemaligen SowjetunionBeratung, Theater- und Folkloregruppen, Seminare und Workshops, Integrationskurse
Lyra e.V., Berlin-LichtenbergIntegrationshausFörderung der gesellschaftlichen Eingliederung von Aussiedlern und SpätaussiedlernBeratung für Spätaussiedler und ihre Angehörigen, Seminare zur Integrationsförderung, Kulturelle Veranstaltungen und Festivals, Chöre und Sportgruppen
Vision e.V., Berlin-MarzahnVerein der Aussiedler in BerlinFörderung der vollständigen gesellschaftlichen Integration der AussiedlerBetreuung und Beratung, Bereitstellung von zweisprachigen (russisch-deutschen) Informationen, Integrationskurse, Seminare zur Förderung der beruflichen Integration, Sprachkurse
Harmonie e.V., Berlin-MitteIntegrations-
verein, Integra-
tionszentrum
Selbsthilfe zur Integrationsförderung von Zuwanderern aus den Staaten der GUS und anderen Ländern, unter Einbeziehung von EinheimischenBetreuung und Beratungsangebote, Sprachkurse in Deutsch und Englisch, PC-Kurse
BGFF e.V., Berlin-SpandauBerliner Gesellschaft für Förderung interkultureller Bildung und ErziehungFörderung der Integration von Migranten durch Projekte für Bildung, Erziehung, Jugendarbeit, Beratungsarbeit und SprachförderungRussische Samstagsschulen: Vermittlung von russischer Sprache, Kultur und Tradition für Kinder und Jugendliche, Lern- und Sprachförderung für Kinder, Hilfs- und Beratungsangebote, Familienbetreuung durch psychologische Hilfeleistungen
Baum e.V., Berlin-SpandauVerein für Bildung, Austausch, Unterhaltung und MiteinanderFörderung der Integration von Migranten, vorrangig russischer HerkunftTanz, Musik- und Theaterkurse, Kulturelle Veranstaltungen, Tanz- und Gesangsensembles

Quelle: Eigene Darstellung basierend auf halbstrukturierten Interviews mit Vereinsmitgliedern und Informationen von den Webseiten der Vereine (Stand: 6.6.2017)

Quellen / Literatur

Dietz, Barbara: Rückwanderung in eine fremde Gesellschaft; zur sozialen Integration russlanddeutscher Aussiedler in der Bundesrepublik. In: Graudenz, Ines/Römhild, Regina (Hrsg.): Forschungsfeld Aussiedler – Ansichten aus Deutschland. Frankfurt am Main: Peter Lang, 1996, S. 123-137.

Fijalkowski, Jürgen/Gillmeister, Helmut: Ausländervereine – ein Forschungsbericht. Über die Funktion von Eigenorganisationen für die Integration heterogener Zuwanderer in eine Aufnahmegesellschaft – am Beispiel Berlins, Reihe: Völkervielfalt und Minderheitenrechte in Europa (5). Berlin: Hitit, 1997.

Kunschner, Friedhelm: Zwischen zwei politischen Kulturen. Aussiedler in der Bundesrepublik Deutschland. Leipzig: Deutsch-Russisches Zentrum, 2000.

Landsmannschaft der Deutschen aus Russland: 60 Jahre Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. Stuttgart: s.n., 2010.

Pries, Ludger/Sezgin, Zeynep (Hrsg.): Jenseits von "Identität oder Integration". Grenzen überspannende Migrantenorganisationen. Wiesbaden: VS-Verlag, 2010.

Retterath, Hans-Werner: Chancen der Koloniebildung im Integrationsprozess russlanddeutscher Aussiedler? In: Ipsen-Peitzmeier, Sabine/Kaiser, Markus (Hrsg.): Zuhause fremd – Russlanddeutsche zwischen Russland und Deutschland. Bielefeld: transcript Verlag, 2006, S. 129-149.

Theisselmann, Olga/Mittendorf, Anna: Russlanddeutsche helfen Russlanddeutschen. Kritische Einblicke in die Engagement-Praxis. In: Dettling, Daniel/Gerometta, Julia (Hg.): Vorteil Vielfalt. Herausforderungen und Perspektiven einer offenen Gesellschaft. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2007, S. 115-131.

Worbs, Susanne/Bund, Eva/Kohls, Martin/Babka von Gostomski, Christian: Externer Link: (Spät-) Aussiedler in Deutschland. Eine Analyse aktueller Daten und Forschungsergebnisse. Forschungsbericht 20, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 2013.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Cf. Retterath 2006, Pries 2010.

  2. Im 2013 erschienenen Forschungsbericht des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge stellen die Autor_innen fest, dass aufgrund der "überschaubaren Datenlage" keine belastbaren Aussagen zum Vereinsengagement von Russlanddeutschen gemacht werden können. (Cf. Worbs et al. 2013: 122.)

  3. Cf. Dietz 1996: 130, Kunschner 2000: 126.

  4. Cf. Theisselmann/Mittendorf 2007: 117, Retterath 2006: 143.

  5. Cf. Worbs et al. 2013: 115.

  6. Nach Angaben eines aktiven Mitglieds der LmDR in einem Interview von 2013 gab es zu diesem Zeitpunkt etwa 25.000 Abonnenten der Verbandszeitschrift "Volk auf dem Weg", die damit gleichzeitig auch Mitglieder der LmDR sind. Da die Abonnements jedoch pro Familie und nicht pro Person gezählt werden, ist laut der Interviewangaben davon auszugehen, dass die tatsächliche Anzahl der LmDR-Mitglieder etwas höher liegt, geschätzt bei ca. 75.000-100.000. Dies entspräche etwa 3 bis 4 Prozent der Gesamtanzahl von 2,3 Millionen russlanddeutschen Spätaussiedlern in Deutschland.

  7. Das geringe Interesse vieler Russlanddeutscher an den Angeboten der Landsmannschaft wird bereits in einer am Osteuropa-Institut München durchgeführten Befragung von 1990 deutlich. Demnach fühlten sich nur etwa 10 Prozent der damals befragten unter 40-jährigen Aussiedler von der Landsmannschaft angesprochen (cf. Dietz 1996: 131). Auch in späteren qualitativen Studien scheint sich dies zu bestätigen. Retterath stellt in seiner Studie über eine russlanddeutsche Kolonie in Freiburg fest, dass die meisten später zugewanderten Russlanddeutschen sich durch die LmDR nicht adäquat vertreten fühlen (cf. Retterath 2006: 144).

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Doktorandin in politischer Soziologie
CERI, Sciences Po Paris
Centre Marc Bloch Berlin
E-Mail Link: gesine.wallem@sciencespo.fr