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Internationale Studierende in Deutschland | Internationale Studierende – aktuelle Entwicklungen und Potenziale der globalen Bildungsmigration | bpb.de

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Internationale Studierende in Deutschland

Franziska Barthelt Diana Meschter Friederike Meyer zu Schwabedissen Andreas Pott

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Weltweit sind immer mehr Studierende international mobil: Sie verbringen einen Teil oder sogar ihr ganzes Studium im Ausland. Auch in Deutschland nimmt die Zahl ausländischer Studierender zu. Vor dem Hintergrund eines wachsenden Fachkräftebedarfs gibt es Bestrebungen, ihren Verbleib in Deutschland nach dem Abschluss ihres Studiums zu erleichtern.

Werbeplakat der Universität von Anhalt auf dem Campus in Köthen 2012. Deutschland gewinnt internationale Studierende aufgrund seiner Wirtschaftsleistung, des guten Rufs seiner Hochschulbildung sowie seiner sehr geringen Studiengebühren. (© picture-alliance, ZB)

Im Wintersemester 2014/2015 waren an den Universitäten und Fachhochschulen in Deutschland insgesamt 319.283 ausländische Studierende eingeschrieben, das sind ca. 12 Prozent aller knapp 2,7 Millionen Studierenden. Nur ein Teil der ausländischen Studierenden sind internationale Bildungsmigranten, also ausländische Staatsangehörige, die zum Zwecke eines Studienaufenthalts nach Deutschland kommen. So sind bei den ausländischen Studierenden in Deutschland sogenannte Bildungsinländer und Bildungsausländer zu unterscheiden. Bildungsinländer sind Studierende mit ausländischer Staatsangehörigkeit, die ihre Hochschulzugangsberechtigung in Deutschland erworben haben. Bildungsausländer hingegen besitzen sowohl eine ausländische Staatsangehörigkeit als auch eine ausländische Hochschulzugangsberechtigung. Während Bildungsinländer vor ihrem Studium in der Regel bereits längere Zeit, wenn nicht sogar ihr ganzes Leben in Deutschland gelebt und deutsche Schulen besucht haben, sind studierende Bildungsausländer (zunächst) zwecks Studiums nach Deutschland gekommen. Bei gut zwei Dritteln der ausländischen Studierenden in Deutschland handelt es sich um international mobile Bildungsausländer (im Jahr 2013 ca. 205.000 von 282.000; siehe Abb. 1).

Ausländische Studierende (darunter Bildungsausländer und -inländer) in Deutschland 2003–2013
(Interner Link: Grafik zum Download: 60 KB) (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

Die Entwicklung der Studierendenzahlen der vergangenen Jahre zeigt, dass das Wachstum der Gruppe der ausländischen Studierenden seit 2008 vor allem aus der Zunahme der Zahl der Bildungsausländer resultiert (siehe Abb. 1). Auch wenn die Anzahl der statistisch erfassten Bildungsausländer unter derjenigen der ausländischen Studierenden liegt, erlaubt die Zahl der ausländischen Studierenden immerhin eine brauchbare Annäherung. In Ermangelung differenzierterer Zahlen beschränken sich die folgenden Ausführungen zumeist auf die Entwicklung und Verteilung ausländischer Studierender in Deutschland, wohl wissend, dass die Erfassung der internationalen Studierendenmobilität und ihrer Folgen eigentlich einer genaueren statistischen Aufschlüsselung bedarf – eine Schwierigkeit, mit der auch statistische Landesämter und die am Thema interessierten Hochschulen umzugehen haben.

Ausländische Studierende in Deutschland studieren zu 67,8 Prozent an Universitäten (deutsche Studierende: 64,2 Prozent), 28,8 Prozent sind an Fachhochschulen (33,2 Prozent) und 3,3 Prozent an Kunsthochschulen (1,3 Prozent) immatrikuliert. Bezogen auf die Bundesländer verteilen sich die ausländischen Studierenden ähnlich wie deutsche Studierende, 25,6 Prozent aller ausländischen Studierenden studieren z.B. in NRW (26,8 Prozent aller deutschen Studierenden), 14,2 Prozent in Baden-Württemberg (13,3 Prozent) und 12,4 Prozent in Bayern (13,7 Prozent). Neben deutlichen Ungleichverteilungen zwischen den Bundesländern (z.B. 26,8 Prozent in NRW versus 0,8 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern) bestehen die stärksten Variationen in der regionalen Verteilung innerhalb einzelner Bundesländer. Zum Beispiel studieren von den knapp 20.600 ausländischen Studierenden in Niedersachsen 28,1 Prozent an der TU Clausthal und nur 3,6 Prozent an der Universität Vechta. Derartige Variationen sind die Folge unterschiedlicher Hochschulstandorte und Hochschulprofile, sehr unterschiedlicher Studiengangs- und Betreuungsangebote sowie spezifischer Wanderungstraditionen vor dem Hintergrund bereits existierender Netzwerke. Hochschulen strukturieren also die internationale Studierendenmobilität.

Im Jahr 2013 stammen internationale Studierende in Deutschland aus folgenden Herkunftsregionen: Die meisten Bildungsausländer kommen aus Asien (35,4 Prozent), 27,4 Prozent aus Osteuropa, 18,9 Prozent aus Westeuropa, 9,8 Prozent aus Afrika, 8,1 Prozent aus Amerika und 0,3 Prozent aus Australien und Ozeanien.

Weltweit am mobilsten sind chinesische Studierende, sie machen 20 Prozent der internationalen Studierenden in den sogenannten Industrieländern aus. Auch in Deutschland bilden chinesische Studierende – vor Studierenden aus Russland und Indien – die größte Gruppe: 2013 kamen gut 12 Prozent der studierenden Bildungsausländer aus China. Unter den in Deutschland studierenden Bildungsausländern aus der EU stellen österreichische und bulgarische Studierende die größten Gruppen dar (siehe Tab. 1).

Tabelle 1: Hauptherkunftsländer von Bildungsausländern und -ausländerinnen in Deutschland im Jahr 2013

HerkunftslandAnzahl der Studierenden
China25.565
Russland10.912
Österreich8.655
Indien7.255
Bulgarien6.764
Türkei6.666
Ukraine6.264
Kamerun5.833
Iran4.928
Marokko4.498

Quelle: Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD)/Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) (2014): Wissenschaft weltoffen Kompakt 2014. Daten und Fakten zur Internationalität von Studium und Forschung in Deutschland. Bielefeld, S. 3. Online verfügbar unter: Externer Link: http://www.wissenschaftweltoffen.de/kompakt/wwo2014_kompakt_de.pdf (Zugriff: 20.7.2015).

Internationale Studierende aus Drittstaaten

Die deutsche Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Zahl der ausländischen Studierenden in Deutschland von heute 300.000 bis zum Jahr 2020 auf 350.000 zu steigern, damit Deutschland im internationalen Wettbewerb weiterhin eines der fünf führenden Zielländer für international mobile Studierende bleibt: "Die Aufrechterhaltung des deutschen Wissenschaftssystems in seiner jetzigen Dimension, seine Innovationsfähigkeit und auch eine ausreichende Zuwanderung von internationalen Talenten werden im folgenden Jahrzehnt von einer hohen Zahl qualifizierter internationaler Studierender abhängen". Interessant ist dabei die Entwicklung bei Studierenden aus Nicht-EU-Staaten – die sogenannten Drittstaatler. Ihre Anzahl ist seit 2007/08 von ca. 120.000 auf ca. 153.000 (2013/14) gestiegen. Denn anders als Studierende aus EU-Mitgliedstaaten, die deutschen Studierenden aufenthaltsrechtlich gleichgestellt sind, unterliegen studierende Drittstaatsangehörige spezifischen rechtlichen Restriktionen (siehe unten), weshalb sie nach ihrem Studium mit anderen Entscheidungsprozessen konfrontiert sind als Studierende aus dem EU-Ausland. Ob und inwiefern das wachsende Potenzial, das diese Gruppe für den deutschen Arbeitsmarkt darstellt, auch in Bleibeentscheidungen und eine erfolgreiche berufliche Integration in Deutschland übersetzt wird, wird im Prozess des Übergangs vom Studium in den (regionalen) Arbeitsmarkt entschieden werden (siehe "Interner Link: Übergang in den Arbeitsmarkt").

Rechtliche Bedingungen

Ausländische Studierende aus EU-Mitgliedstaaten sind aufgrund der EU-Freizügigkeitsregelung als Unionsbürger deutschen Studierenden rechtlich gleichgestellt und genießen somit privilegierte Studienbedingungen. Im Gegensatz dazu fallen internationale Studierende aus Nicht-EU-Staaten in Deutschland unter die Regelung des § 16 Abs. 1 AufenthG. In der Regel darf ihre Gesamtaufenthaltsdauer für das Studium inklusive Master und Promotion nicht länger als zehn Jahre betragen. Neben dem Nachweis über einen Krankenversicherungsschutz müssen für die Sicherung des Lebensunterhaltes, der sich am Bafög-Höchstsatz von derzeit 670 Euro monatlich orientiert, ausreichende finanzielle Mittel vor Beginn des Studiums nachgewiesen werden. So wird die befristete Aufenthaltserlaubnis zum Zwecke des Studiums immer nur für den Zeitraum ausgestellt, für den auch die Lebensunterhaltssicherung belegt werden kann. Angestoßen von politischen Debatten über die Fachkräftesicherung und die Folgen des demographischen Wandels wurden in den letzten Jahren größere Änderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen vorgenommen. Die Änderungen sollen mehr internationale Studierende mobilisieren und ihnen einen besseren Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglichen. Ziel ist die Steigerung der Wahrscheinlichkeit, internationale Absolventinnen und Absolventen auch längerfristig für die deutsche Wirtschaft zu gewinnen. Darauf zielt auch die Umsetzung der sogenannten Hochqualifizierten- oder Blue-Card-Richtlinie der EU, durch welche die Zuwanderung für (hochqualifizierte) Fachkräfte bzw. der Verbleib internationaler Studierender in Deutschland attraktiver werden soll. Indem ihnen der Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt erleichtert wird, sollen insbesondere Absolventen deutscher Hochschulen, die aus Nicht-EU-Staaten stammen, dazu ermutigt werden, in Deutschland eine Beschäftigung zu suchen und aufzunehmen. So ist beispielsweise die Frist zur Arbeitsuche nach Studienabschluss für internationale Absolventinnen und Absolventen deutscher Hochschulen von zwölf auf 18 Monate verlängert worden. Während dieser Zeit haben sie die Möglichkeit, uneingeschränkt zu arbeiten. Während ihres Studiums wird internationalen Studierenden darüber hinaus erlaubt, 120 ganze bzw. 240 halbe Tage pro Jahr zu arbeiten. Haben sie nach Studienabschluss bzw. in der Zeit der Arbeitsplatzsuche erfolgreich eine berufliche Tätigkeit gefunden, muss diese dem Hochschulabschluss "angemessen" sein. Als angemessene Tätigkeiten werden solche verstanden, "die üblicherweise einen akademischen Abschluss voraussetzen und bei denen die mit der Hochschulausbildung erworbenen Kenntnisse zumindest teilweise oder mittelbar benötigt werden".

Dieser Text ist Teil des Kurzdossiers Interner Link: Internationale Studierende – aktuelle Entwicklungen und Potentiale der globalen Bildungsmigration.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. Statistisches Bundesamt (2015), S. 9.

  2. Vgl. Statistisches Bundesamt (2015), S. 9 sowie eigene Berechnungen.

  3. Eigene Berechnungen, auf Daten des Statistischen Bundesamtes beruhend.

  4. "Deutschland ist bereits heute nach den USA und Großbritannien das drittwichtigste Zielland für Studierende aus dem Ausland. Bis zum Ende des Jahrzehnts wollen wir dafür sorgen, dass die Zahl ausländischer Studierender um rund ein Drittel auf etwa 350.000 gesteigert wird" (vgl. den Koalitionsvertrag der 18. Legislaturperiode 2013, "Zukunft gestalten", S. 22).

  5. DAAD (2013), S. 12. Siehe auch: Externer Link: https://www.daad.de/medien/der-daad/medien-publikationen/publikationen-pdfs/daad-strategie-2020.pdf (Zugriff: 20.7.2015).

  6. Quelle: Jahresberichte Destatis; für die Jahre 2010-2014 vgl. Statistisches Bundesamt, Fachserie 11, Reihe 4.1. Hinweis: Nur wenige Statistiken differenzieren zwischen Bildungsmigranten bzw. Bildungsausländern aus Drittstaaten und aus EU-Mitgliedstaaten, was die Untersuchung der Migrations- und Integrationsprozesse dieser Gruppe erschwert.

  7. Vgl. Mayer et al. (2012), S. 23-27.

  8. Mayer et al. (2012), S. 23.

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Dieser Text ist unter der Creative Commons Lizenz "CC BY-NC-ND 3.0 DE - Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland" veröffentlicht. Autoren/-innen: Franziska Barthelt, Diana Meschter, Friederike Meyer zu Schwabedissen, Andreas Pott für bpb.de

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Weitere Inhalte

Franziska Barthelt, M.A. Internationale Migration und interkulturelle Beziehungen an der Universität Osnabrück, arbeitet seit 2015 in der Koordinierungsstelle des IQ Netzwerkes Niedersachsen im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. E-Mail: E-Mail Link: fbarthelt@uni-osnabrueck.de

Diana Meschter ist Politikwissenschaftlerin und arbeitet als Koordinatorin für Migration und Teilhabe beim Landkreis Diepholz, Niedersachsen. E-Mail: E-Mail Link: diana.meschter@diepholz.de

Dr. Friederike Meyer zu Schwabedissen ist Lehrbeauftragte am Institut für Geographie der Universität Osnabrück und Transfermanagerin in der Transferagentur Kommunales Bildungsmanagement Niedersachsen. E-Mail: E-Mail Link: friederike.meyerzuschwabedissen@transferagentur-niedersachsen.de

Prof. Dr. Andreas Pott ist Sozialgeograph und Direktor des Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück. E-Mail: E-Mail Link: andreas.pott@uni-osnabrueck.de