Die deutsche Politik handelt seit Beginn der 2000er Jahre zunehmend aus der Erkenntnis heraus, dass Deutschland zu einem Einwanderungsland geworden ist. Die letzten zehn Jahre offenbaren eine zunehmende Dynamik im Integrationsgeschehen. Die Migrationsforscher Klaus J. Bade und Michael Bommes haben bereits 2004 für den damaligen Zuwanderungsrat Integration als "die messbare Teilhabe aller an den zentralen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, das heißt an Erziehung, Bildung, Ausbildung, Arbeitsmarkt, Recht, Sozialem bis hin zur politischen Partizipation" definiert
Der einsetzende Paradigmenwandel, der das Integrationsverständnis zunehmend auf die gesamte Gesellschaft ausweitet, sollte nun auch in der Integrationspolitik sichtbar werden. Diese sollte Integrationsanreize und Sanktionsmechanismen für die gesamte Gesellschaft entwickeln, die sich seit den 2000er Jahren als Einwanderungsgesellschaft zu beschreiben versucht. Integration wird somit zu einer politischen und weniger zu einer persönlichen Bringschuld. Wie der Politikwissenschaftler und Migrationsforscher Dietrich Thränhardt 2008 bemerkte, entsteht zunehmend ein "ganz weitreichender Konsens über die Notwendigkeit der Integration und staatlicher Förderung von Integration, einschließlich der grundsätzlichen Erkenntnis, dass dabei nicht nur Leistungen der Einwanderer, sondern auch der Gesellschaft zu erbringen sind"
Integrationsleistungen können und müssen weiterhin konkret für Neuzuwanderer angeboten werden, was im Rahmen der neuen politischen Maßnahmen zur Willkommenskultur auch geschieht. Darüber hinaus sollte es bei Integrationsansätzen aber darum gehen, die Zugangschancen zu begrenzten materiellen und immateriellen Ressourcen wie Bildung, Lebenssicherung, Einkommen und sozialer Anerkennung für alle Bürger so weit zu ermöglichen, dass keine systematischen Ungleichheiten aufgrund des sozialen, religiösen, kulturellen oder nationalen Status entstehen. Daher forderte auch Migrationsforscher Klaus J. Bade mit dem Externer Link: Rat für Migration und dem Verein Externer Link: DeutschPlus, dass Integrationspolitik nicht mehr eine Zuständigkeit des Innenministeriums sein sollte, sondern ins Arbeits- und Sozialressort übergehen sollte
Dieser Text ist Teil des Kurzdossiers