Die ökonomisch führenden Staaten der Welt haben migrationspolitische Muster durchgesetzt, die auf eine strikte Kontrolle von Zuwanderung zielen: Das sind zum einen die restriktiven Visa- und Einreisebestimmungen gegenüber potenziellen Zuwanderern, die nicht aufgrund von hoher Qualifikation oder Besitz als begehrte Träger von ("Human"-)Kapital gelten. Zum anderen sind es auch Verträge mit Herkunftsländern, die vor allem darauf ausgerichtet sind, die Rückkehr jener Zuwanderer zu garantieren, die aus ökonomischen Gründen für zeitweilig erforderlich erachtet werden. Unter den Generalverdacht einer möglichen Belastung für Sicherheit, Ökonomie, soziale Sicherungssysteme oder spezifische kulturelle Werte und politische Vorstellungen einer Gesellschaft fallen auch Flüchtlinge und Vertriebene, die in den vergangenen zwei, drei Jahrzehnten mit einer Schließung vieler Migrationskanäle, also legaler Zuwanderungsmöglichkeiten, konfrontiert waren, die die Asylsysteme geboten hatten. Die Entwicklung der Migrationspolitik der EG/EU verweist auf diese restriktive Komponente, beschränkte sich die Kooperation der Mitgliedstaaten bislang doch ganz wesentlich auf die Erarbeitung von restriktiven Regeln für eine gemeinsame Grenz- und Visapolitik sowie die Zusammenarbeit zur Begrenzung der Asylzuwanderung
Ein solcher Befund widerspricht nicht der Beobachtung, dass Migration weiterhin für Individuen, Gruppen und Bevölkerungen ein Mittel der Reaktion auf wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Veränderungen und der Wahrnehmung von Chancen ist. Restriktive Migrationsregime können Wanderungen nicht gänzlich verhindern, wie die illegalen Grenzübertritte und irregulären Aufenthalte z.B. in den USA oder in der EU beweisen. Ökonomisch prosperierende Regionen ziehen weiterhin Menschen an und Zuwanderer tragen, wie zahlreiche Studien belegen, zu ihrer Prosperität bei. Auch die ökonomische Bedeutung von Migration für die Herkunftsländer ist weiterhin hoch. 2011 lagen die Geldüberweisungen, die Migranten an ihre Verwandten allein in den Entwicklungsländern schickten, nach Schätzungen der Weltbank bei mindestens 372 Milliarden US-Dollar
Dieser Text ist Teil des Kurzdossiers