Multidimensionalität
Wie oben bereits angedeutet, sind MSOs fast nie auf nur eine Aufgabe, ein Tätigkeitsfeld oder eine soziale und gesellschaftliche Funktion begrenzt: "Migranten-Selbstorganisationen sind [...] selten spezialisiert. Sie haben meistens einen ganzheitlichen, multifunktionalen Ansatz" (Gaitanides 2003, S. 26). Sie können sich in sehr unterschiedlichen Bereichen engagieren.
Dynamik
Die Aufgaben, Ziele und Wirkungen der MSOs, die sie selbst definiert haben oder die ihnen von ihrer Umwelt zugeschrieben werden, können sich im Zeitverlauf wandeln (vgl. die Beiträge in Pries/Sezgin 2010). Sie sind also dynamisch und keinesfalls starr.
Dadurch, dass sich Migranten und Migrantinnen in Organisationen zusammenschließen, werden sie als soziale Akteure wahrgenommen (BMFSFJ 2011), die Teilhabe an den gesellschaftlichen Ressourcen Arbeit, Bildung, Wohnen, Gesundheit und Politik anstreben; MSOs können damit als Formen der Entwicklung sozialen Kapitals (d.h. sozialer Netzwerke und darüber vermittelter Ressourcen) und bürgerschaftlichen Engagements verstanden werden.
Die aufgezeigte Komplexität der Funktionen von MSOs macht deutlich, dass es schwierig ist, den MSOs eindeutige und dauerhaft gleiche Wirkungen zuzuschreiben (Müller-Hofstede 2007). Auch die Wahrnehmung der MSOs in Öffentlichkeit und Forschung ist wandelbar. Nach den Anschlägen des 11. September 2001 wurde häufig eine gewisse Skepsis vor allem gegenüber religiösen (islamischen) Verbänden geäußert. Die Mehrheit der mit dem Thema befassten Experten, so der Politikwissenschaftler Christoph Müller-Hofstede, sehe aber vor allem das hohe Integrationspotenzial von MSOs und die Chancen, die die zivilgesellschaftlichen und integrationspolitischen Dienstleistungen dieser Organisationen z.B. im Sinne der Vermittlung von Alltagswissen, der Bereitstellung von Hilfe insbesondere bei der schulischen Integration oder zur Orientierung in der Einwanderungsphase bereitstellten (vgl. auch Hunger 2004, S. 18ff).
Dieser Text ist Teil des Kurzdossiers