Ausländische Staatsangehörige, die eine Arbeit aufnehmen oder sozialstaatliche Leistungen bzw. Steuergutschriften in Anspruch nehmen wollen (Department for Work and Pensions 2012, S. 1), sind dazu verpflichtet, eine NINo zu beantragen.
Die Zahl der NINos, die an Staatsangehörige aus den übrigen EU-Staaten vergeben wurde, ist im gleichen Zeitraum jedoch um 8,2% gestiegen. Dieser Anstieg ist auf die Zuwanderung aus nur einigen wenigen Ländern zurückzuführen. Die drei Länder, die den höchsten Anstieg an Registrierungen für eine NINo verzeichneten, waren Spanien mit einem Zuwachs von 24,6% im Vergleich zum Vorjahr, Portugal mit einem Anstieg von 24,3% und Griechenland mit einem Zuwachs von 53,6% (Department for Work and Pensions 2012, S. 10).
Die Tatsache, dass alle diese Länder höhere Arbeitslosenraten verzeichnen als das Vereinigte Königreich (8% im Jahr 2011 im Vergleich zu Spanien: 21,7%, Portugal: 12,9% und Griechenland: 17,7%) könnte nahelegen, dass dies der Hauptgrund für die wachsende Zuwanderung von dort ins Vereinigte Königreich ist (Department for Work and Pensions 2012, S. 10). Dann allerdings hätte auch die Zuwanderung aus Irland stark ansteigen müssen, das ebenfalls erheblich von Rezession und hoher Arbeitslosigkeit (14,6% im Jahr 2011 (Central Statistics Office 2012a)) betroffen ist. Stattdessen ist die Zahl der an irische Staatsangehörige vergebenen NINos im Zeitraum 2010/11 bis 2011/12 gesunken – wenn auch nur leicht um 1,4% (Department for Work and Pensions 2012, S. 10). Der Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Ab- bzw. Zuwanderung ist also nicht so direkt, wie vielfach behauptet wird (Department for Work and Pensions 2012, S. 10).
Der Rückgang der Zahl der an irische Staatsangehörige vergebenen NINos überrascht besonders, da man annehmen könnte, dass die engen Verbindungen zwischen Irland und dem Vereinigten Königreich im Hinblick auf Kultur und Sprache aber auch ihre geographische Nähe
Die derzeitigen Migrationsbewegungen irischer Staatsangehöriger werden offenbar von Entwicklungen beeinflusst, die sich während der Wirtschaftswachstumsphase der Jahre 1995-2007, der sogenannten "Celtic Tiger Era", herausgebildet haben. Zu diesen zählt das Sabbatjahr (gap year), das der Anlass dazu sein könnte, warum vor allem junge Iren sich derzeit eher für einen Fortzug nach Übersee anstelle einer Migration nach Großbritannien entscheiden (Gilmartin 2012, S. 13).
Das sogenannte "Gap Year" bezeichnet einen Zeitraum, in dem man sich eine Auszeit von der Arbeit oder nach dem Abschluss an der Universität nimmt, um zu reisen, im Ausland zu jobben oder sich ehrenamtlich zu engagieren. In den Jahren des starken Wirtschaftswachstums (Celtic Tiger Era) hat das Gap Year in Irland insbesondere in der jüngeren Generation stark an Popularität gewonnen, wobei sich Australien zum Hauptzielland der Sabbatjahr-Nehmer entwickelte (Gilmartin 2012, S. 12). Junge Iren gelangen auf der Basis des Working Holiday Programms (Teilnahme bis zum 30. Lebensjahr möglich) nach Australien (Department of Immigration and Citizenship 2012, S. 3). Dieses Programm begünstigt die temporäre Migration (Gilmartin 2012, S. 12), da das ausgestellte Visum ein Jahr gültig ist und nur unter bestimmten Voraussetzungen um ein weiteres Jahr verlängert werden kann (Department of Immigration and Citizenship 2012, S. 4).
Australischen Statistiken zufolge stieg die Zahl irischer Staatsangehöriger mit einem "Working Holiday" Visum zwischen dem 30.6.2011 und dem 30.06.2012 um 32,7% auf insgesamt 19.441 Visa-Inhaber (Department of Immigration and Citizenship 2012, S. 20). Im Falle Irlands scheint es also so, als ob überseeische Zielorte für Migranten weiterhin eine wichtige Rolle spielen und sogar noch an Bedeutung gewinnen könnten.
Obwohl die Zuwanderung aus den von der Krise betroffenen Staaten der Eurozone bislang moderat ausfällt, ist sie ein Thema hitziger Debatten im Vereinigten Königreich. Ein spezifischer Streitpunkt ist dabei die Einführung von Zuwanderungsbeschränkungen für EU-Bürger, was jedoch eine klare Abwendung vom grundlegenden Prinzip der Freizügigkeit innerhalb der EU bedeuten würde (Leppard/Hookham 2012).
Übersetzung ins Deutsche: Vera Hanewinkel
Literatur
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Dieser Text ist Teil des Kurzdossiers