Im Kontext der Diskussion um die Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen verdeutlichten verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen den Zusammenhang zwischen der Anerkennung mitgebrachter Qualifikationen und dem erfolgreichen Eintritt in den deutschen Arbeitsmarkt. So untersuchten Brussig et al. 2009 die wirtschaftlichen Kosten einer defizitären strukturellen Integration von Migrantinnen und Migranten im Hinblick auf den Zusammenhang zwischen dem Bezug von Hilfen nach dem Sozialgesetzbuch II (SGB II; "Hartz IV") und dem Migrationshintergrund. Im bundesweiten Durchschnitt sind 25% der Leistungsempfänger/-innen von SGB II Migranten (vgl. Abb.1). Von diesen besitzen nur 11,4% eine Anerkennung, während 28,8%, keine haben (Brussig et al. 2009: 7).
Dabei stellten die Autoren fest, dass Personen mit mitgebrachten Qualifikationen, die in Deutschland keine Anerkennung erlangen konnten, ebenso schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben wie Zuwanderer und Zuwanderinnen ohne Berufsabschluss. Mit einer Anerkennung des im Ausland erworbenen Abschlusses erhöhen sich die Beschäftigungschancen dagegen um 50% (Brussig et al 2009: 8). Neben der Sicherung des Fachkräftebedarfs für Deutschland rechnet sich eine verbesserte Anerkennungssituation also auch sozialpolitisch durch die bessere Integration von Zuwandernden in den Arbeitsmarkt. Die Eingliederung in eine ausbildungsadäquate Beschäftigung beschleunigt den gesamten Integrationsprozess (Schneider/Pfund 2009: 10f).
Darüber hinaus kann sich die institutionelle Bestätigung der Gleichwertigkeit eines ausländischen mit einem inländischen Bildungsabschluss und die damit einhergehende Würdigung der bislang erworbenen Qualifikationen auch positiv auf das Selbstwertgefühl der Zuwandernden auswirken, da ihre bisherige (Lebens-)Leistung anerkannt wird. Die Anerkennung von Auslandsqualifikationen bringt in diesem Sinne beiden Seiten einen Vorteil: Dem deutschen Arbeitsmarkt, durch die Ausschöpfung des Qualifikationspotenzials der Zuwandernden und den betroffenen Zuwanderern und Zuwanderinnen selbst, da diese eine Würdigung ihrer Leistung erfahren und sich ihre Arbeitsmarktchancen erheblich verbessern. Dadurch kann eine Verstetigung in Tätigkeitsbereichen weit unterhalb der eigentlichen Qualifikation vermieden werden (Van Hausen 2010: 191). Trotz dieser mehrfach bestätigten großen Bedeutung der Anerkennung von Auslandsqualifikationen für die (strukturelle) Integration der Zuwandernden, kennzeichneten bislang viele Schwierigkeiten und Hürden das Anerkennungsverfahrenssystem in Deutschland, welche im Folgenden erläutert werden sollen.
Dieser Text ist Teil des Kurzdossiers