Rechtlich ermöglicht wird die Einwanderung hochqualifizierter Türkeistämmiger vor allem durch die Option, als ehemalige türkische Staatsbürger oder deren Nachfahren eine sogenannte Mavi Kart (blaue Karte) beantragen zu können.
Voraussetzungen für Einwanderung und Integration in der Türkei
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Diese räumt ihnen weitreichende Rechte ein, wie beispielsweise das Recht auf Aufenthalt, Berufsausübung oder das Recht auf den Erwerb von Immobilien, ohne die für Ausländer geltenden Beschränkungen. Inhaber der Mavi Kart sind also weitestgehend türkischen Staatsbürgern gleichgestellt. Einschränkungen bestehen lediglich hinsichtlich des Wahlrechts und des Rechts, öffentliche Ämter zu bekleiden. Diese Rechte sind ausschließlich türkischen Staatsangehörigen vorbehalten.
Die Mavi Kart-Regelungen erleichtern eine (strukturelle
Die Anerkennung des erworbenen institutionellen Kulturkapitals (Bourdieu) stellt also einen kritischen Moment in der Migration dar, von dem spätere Integrationsverläufe abhängen, da sie die Möglichkeiten der Platzierung auf dem Arbeitsmarkt im Zielland prägt. Hochqualifizierte Türkeistämmige entwickeln Strategien, um eine Entwertung ihrer in Deutschland erworbenen Bildungsabschlüsse zu vermeiden und sich erfolgreich auf dem Arbeitsmarkt in der Türkei zu platzieren. Die Mehrzahl der von Hanewinkel befragten zwölf hochqualifizierten weiblichen (Re-)Migrantinnen übt Berufe aus, in denen sie vor allem ihre Kenntnisse der deutschen Sprache zur Geltung bringen können. Sie arbeiten in Istanbul in deutschen Kultur- und Bildungsinstitutionen wie dem Goethe-Institut und der Deutschen Schule, haben eine Anstellung in der türkischen Niederlassung eines deutschen Unternehmens oder arbeiten in engem Kontakt mit diesen. Ihre deutschen Hochschulabschlüsse, ihre Kenntnisse der deutschen und der türkischen Sprache sowie ihre Sozialisation in zwei "Kulturen" können sie hier erfolgreich einbringen. Gleichzeitig geben sie an, in den deutschen Unternehmen auch die "deutsche Arbeitseinstellung" zu finden.
Demgegenüber fällt vor allem der Einstieg in ein türkisches Unternehmen oft nicht leicht. Die Anpassung an Arbeitsabläufe und Arbeitsprozesse fordert Zeit und Energie. Beklagt werden sowohl ausgeprägte Hierarchien als auch das Konkurrenzdenken unter Kolleginnen und Kollegen. Die Befragten von Aydın/Pusch (2011) und Hanewinkel (2010) vermissen darüber hinaus (stereotype) "deutsche Tugenden" wie Pünktlichkeit, Ordnung und klare Strukturen. Einige Befragte fühlen sich in der Türkei als Fremde. Sie machen häufig die Erfahrung, dass sie nicht, wie in zahlreichen Medienberichten signalisiert
All diese Faktoren können dazu führen, dass der Aufenthalt in der Türkei nur vorübergehend ist und eine Rückkehr nach Deutschland oder die Migration in ein anderes Land erfolgt. Angedeutet wird hier bereits, dass es sich bei der Abwanderung hochqualifizierter Türkeistämmiger aus Deutschland nicht zwangsläufig um einen Brain Drain handelt – wie die Medienberichterstattung immer wieder nahelegt.
Dieser Text ist Teil des Kurzdossiers
Vera Hanewinkel ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück und Redakteurin bei focus Migration.
E-Mail Link: vera.hanewinkel@uni-osnabrueck.de
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