Im Zuge der Diskussionen um ein neues Selbstverständnis Deutschlands als Einwanderungsland gab es in den letzten Jahren verstärkt Bemühungen, den Integrationsstand der Bevölkerung mit Migrationshintergrund abzubilden. Aber lässt sich
Integrationsmonitoring der Länder
In dem mittlerweile in der dritten Auflage vorliegenden Integrationsmonitoring der Länder
Die Indikatoren erstrecken sich insgesamt über unterschiedliche integrationsrelevante Bereiche, um möglichst viele davon abzudecken. Neben allgemeinen demografischen Kennzahlen (z.B. Anteile der Bevölkerung mit Migrationshintergrund nach Altersklassen) liegen amtliche Daten für die folgenden Felder aufgeschlüsselt nach Migrationshintergrund oder Staatsangehörigkeit bereit:
Rechtliche Situation der Migranten (Aufenthaltsstatus und Einbürgerungsquoten);
Bildung (z.B. Studienerfolgsquote, Ausbildungsbeteiligungsquote);
Arbeitsmarkt (z.B. Erwerbstätigen- und Arbeitslosenquote);
Gesundheit (Inanspruchnahme der Kinder-Früherkennungsuntersuchung U8)
; Wohnsituation (z.B. Eigentümerquote);
Kriminalität (Tatverdächtige und Verurteilte);
Interkulturelle Öffnung (z.B. Erwerbstätige im Öffentlichen Dienst).
Die einzelnen Indikatoren sind nicht nach ihrer Bedeutung gewichtet und die daraus gewonnenen Informationen werden auch nicht in einem Gesamtindex dargestellt. Dieses wäre auch schwierig, da die meisten Bereiche (z.B. Arbeitsmarkt und Bildung) sich gegenseitig beeinflussen und eine Gewichtung einzelner Kennziffern die vielfältigen Integrationsprozesse verzerrend darstellen würde. Je nachdem welches Erkenntnisinteresse leitend ist, gewinnen also einzelne Indikatoren an Bedeutung.
Grenzen der Integrationsmessung
Bei der Bewertung der einzelnen Bereiche muss weiterhin berücksichtigt werden, dass die Integrationsmonitorings lediglich eine ungefähre Verortung des Integrationsstandes der Migranten und ausdrücklich keine Ursachen-Wirkungs-Analysen zulassen. So kann z.B. die unterschiedliche Erwerbstätigenquote von Personen mit und ohne Migrationshintergrund verschiedene Gründe haben, wie z.B. Diskriminierung der Zuwanderer oder unterschiedliche Qualifikationen bzw. einem beschränkten Zugang zum Arbeitsmarkt. Hier wie auch bei anderen Indikatoren handelt es sich also um jeweils nicht als absolut zu interpretierende Kennziffern, sondern um einzelne, eindimensionale Kennzahlen eines mehrdimensionalen Bereichs. Der Versuch, Integration objektiv messbar zu machen, ist also stets mit Unsicherheiten und Einschränkungen hinsichtlich der Aussagekraft einzelner Indikatoren behaftet. Zudem unterscheidet sich die im zuletzt veröffentlichten Integrationsmonitoring verwendete Definition des Migrationshintergrundes von der Definition der beiden Vorgänger.
Darüber hinaus gibt es bei einzelnen Indikatoren verschiedene Vergleichsuntergruppen der Migranten. Da die Integrationsmonitorings auf unterschiedliche Datensätze zurückgreifen, liegen unterschiedliche Kategorisierungen der Migranten vor. So stellen einige Indikatoren der Bevölkerung mit deutscher Staatsangehörigkeit Ausländer gegenüber. Ein Beispiel: Während der Indikator 'Erwerbstätigenquoten' die insgesamt etwa 16,5 Mio. Menschen mit Migrationshintergrund (und damit auch alle Ausländer) einbezieht, liegen zur Arbeitslosenquote lediglich Informationen für Deutsche, d.h. auch eingebürgerte Migranten sowie für die insgesamt rund 6,8 Mio. Ausländer vor. Diese Gruppen sind jedoch sehr unterschiedlich bzgl. der Eingliederung in verschiedene, für die Integration wesentliche Bereiche wie u.a. auch den Arbeitsmarkt. So schließt die Kategorie 'Ausländer' z.B. komplett alle (Spät-)
Die beschriebenen Schwierigkeiten bei der Interpretation und Einschränkungen der Aussagekraft sind somit einerseits in der Vielschichtigkeit des Integrationsprozesses begründet. Andererseits ist jede Konzipierung eines die Integration in Zahlen abbildenden Indikatorenkatalogs an die Verfügbarkeit von Daten gekoppelt. So verspricht zwar ein Monitoring, das zahlreiche integrationsrelevante Bereiche einbezieht, einen umfassenderen Überblick. Doch vermindern die unterschiedlichen Bezugsgruppen der Indikatoren ebenfalls die Aussagekraft der Erhebungen.
Daten für 'weiche' Indikatoren fehlen
Die in den Integrationsmonitorings verwendeten Indikatoren beziehen sich größtenteils auf objektive und von amtlicher Seite erfasste Daten, mit einem Schwerpunkt auf Arbeitsmarkt und Bildung. Mit Blick auf die darin verwendeten Bereiche ordnet man diese Art des Monitorings eher der strukturellen Integration zu – hierbei werden hauptsächlich objektive Kennziffern herangezogen. Woran es grundsätzlich mangelt sind bundesweit erhobene, 'weiche', d.h. subjektive Komponenten der Integration, wie z.B. die Werte und Normen der Bevölkerung mit Migrationshintergrund oder auch der Grad ihrer Identifikation. Daher fehlt derzeit auch ein umfassendes auf die 'weichen' Faktoren abzielendes Integrationsmonitoring mit einem systematisch zusammengestellten Katalog subjektiver Integrationsindikatoren. Hierzu existieren lediglich einige Untersuchungen auf Bundesländerebene und teilweise noch kleinteiliger für einzelne Gemeinden. Zu nennen sind hier z.B. "Integration gelungen?"
Fazit
Trotz der zahlreichen Einschränkungen kann ein Integrationsmonitoring durch das Abbilden unterschiedlicher Lebenslagen von Personen mit und ohne Migrationshintergrund wichtige Erkenntnisse im Hinblick auf die Integrationsentwicklung geben. Denn auch wenn die einzelnen Indikatoren keine absolute Bestimmung des Integrationsstandes erlauben, kann eine langfristig einheitliche Verwendung der Kennzahlen über die Jahre einen Erkenntnisgewinn im Hinblick auf einen Fort- oder Rückschritt in einzelnen Bereichen liefern.
Literatur
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Fick, Patrick; Wöhler, Thomas; Diehl, Claudia; Hinz, Thomas (2014): Integration gelungen? Die fünf größten Zuwanderergruppen in Baden- Württemberg im Generationenvergleich.
Online unter: Externer Link: http://integrationsministerium-bw.de/pb/site/pbs-bw/get/documents/mfi/MFI/Abteilung2/Referat23/IntegrationGelungen_web.pdf.
Foroutan, Naika; Canan, Coskun; Schwarze, Benjamin; Beigang, Steffen; Kalkum, Dorina (2014): Deutschland postmigrantisch II – Einstellungen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu Gesellschaft, Religion und Identität, Berlin.
Online unter: Externer Link: https://www.projekte.hu-berlin.de/de/junited/deutschland-postmigrantisch-1.
Heckmann, Friedrich (2005): Bedingungen erfolgreicher Integration.
Online unter: Externer Link: http://www.stmas-test.bayern.de/migration/integrationsforum/ofr0128h.pdf.
Stelle für interkulturelle Arbeit der Landeshauptstadt München (2013): Interkultureller Integrationsbericht – München lebt Vielfalt.
Online unter: Externer Link: http://www.muenchen.info/soz/pub/pdf/483_integrationsbericht_2013.pdf.