1969 – Saliha Çukur lebt in einem kleinen Dorf in der Nähe der Stadt Ordu am Schwarzen Meer. Sie hat nur sehr kurz die Schule besucht, geheiratet, zwei Kinder bekommen und auf dem kleinen Hof ihrer Familie mitgearbeitet. Das Leben der Familie ist von Armut geprägt. Salihas Mann arbeitet in Ankara in einem Bergwerk. Nach Deutschland hatte man ihn nicht gelassen – daher bewirbt sie sich. Doch Saliha Çukur kann nicht lesen – ein Ausschlusskriterium für die Einreise nach Deutschland. Aber sie lernt es in einem Monat.
1969 geht sie nach Deutschland und arbeitet eineinhalb Jahre in Bad Wiessee in einer Großküche. Beim zweiten Anlauf gelingt auch ihrem Ehemann die Einreise nach Deutschland. Der Arbeitgeber des Mannes, ein Papierfabrikant, setzt sich bei der Ausländerbehörde dafür ein, dass auch ihre Kinder einreisen dürfen. Und er gibt auch Saliha einen Job.
"Ich habe meine drei Zeilen vorgelesen, dann haben sie gesagt: 'Du kannst gehen. Du bekommst die Papiere. Warte draußen.' Ich konnte mein Glück nicht fassen. Nach Deutschland – ich! Herrje, ich war so jung! Und so unerfahren. Ich kannte doch nur mein Dorf. Mein Mann hat sich auch so gefreut. Er hat alle eingeladen auf ein Getränk. So hat er sich gefreut."