Bei der sogenannten G8-Reform wurde die Schulzeit bis zum Abitur an Gymnasien um ein Jahr auf zwölf Jahre verkürzt. Gleichzeitig wurde in den verbleibenden Schuljahren am Gymnasium die wöchentliche Externer Link: Unterrichtszeit erhöht, um den Wegfall des dreizehnten Schuljahres zu kompensieren. Die G8-Reform wurde vor allem aus ökonomischen Erwägungen eingeführt und nicht aus pädagogischen Gründen. Zum einen sollte G8 die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Abiturient/-innen in Deutschland erhöhen, da sie im internationalen Vergleich relativ alt sind, wenn sie die Schule abschließen: So werden in vielen anderen Ländern (wie Österreich, Großbritannien, Japan und USA) die entsprechenden Schulabschlüsse bereits mit 18 Jahren erworben, während in Deutschland das Alter beim Abitur bei etwa 19-20 Jahre liegt. Zum anderen sollte G8 einen früheren Arbeitsmarkteintritt ermöglichen und somit sowohl die Sozialversicherungssysteme entlasten als auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken.
Realitätscheck
Das Argument der internationalen Wettbewerbsfähigkeit überzeugt nicht, da Abiturient/-innen in Deutschland eine hervorragende Ausgangslage auf dem Arbeitsmarkt haben – mit oder ohne G8. Hinzu kommt, dass deutsche Studienabsolvent/-innen auch ohne G8 nicht mehr übermäßig alt sind. Andere Politikmaßnahmen wie die Aussetzung der Wehrpflicht und die Einführung von Bachelorstudiengängen haben bereits zu deutlich jüngeren Studienabsolvent/-innen geführt.
In Bezug auf das Argument eines früheren Arbeitsmarkteintritts zeigen unsere empirischen Studien, dass bei einigen Schüler/-innen von dem vermeintlich "eingesparten" Jahr nicht mehr viel übrigbleibt. Zum einen hat sich durch G8 die Anzahl der Klassenwiederholungen Externer Link: um etwa drei Prozentpunkte erhöht. Zum anderen verlieren G8-Abiturient/-innen zwischen Abitur und Studienbeginn häufiger etwas Zeit, da viele sich erst Externer Link: etwas später an einer Hochschule einschreiben und teilweise auch im Studium etwas langsamer unterwegs sind.