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Debatte Netzdebatte - Zukunft der Arbeit

Pro Robotersteuer

Meinung: Auch Roboter sollten Steuern zahlen

Jürgen Schmidhuber

/ 2 Minuten zu lesen

Seit er 15 Jahre alt ist, will der Informatiker Jürgen Schmidhuber eine Künstliche Intelligenz entwerfen, die schlauer ist als er. Sobald sie einen Mehrwert produziert, soll sie auch Abgaben leisten. Eine Robotersteuer ist nur gerecht, findet Schmidhuber.

Robotersteuer (CC, Roboter von jens kuu Shop ; Externer Link: ???) Lizenz: cc by-sa/2.0/de

Was genau verstehen sie unter einer Robotersteuer?

Nichts wirklich Revolutionäres. Es gibt schon heute eine Art Robotersteuer: Wer Roboter besitzt, die etwas produzieren, zahlt ja für die damit erzielten Profite Steuern. Eine darüber hinausgehende, separate (wie vom Politbüro bestimmte) Steuer pro Roboter erschiene im Moment allerdings eher als Innovationsbremse. 
Wenn allerdings dereinst einmal viel klügere Roboter und künstliche Intelligenzen unabhängig vom Menschen eigenständig den weitaus größten Teil der Wirtschaft des Sonnensystems steuern werden, fände ich es nett, wenn sie durch eine vergleichsweise winzige Abgabe der Menschheit ein vernünftiges Auskommen sichern wollten.

Warum brauchen die Menschen eine Robotersteuer?

Damit vom maschinengetriebenen Reichtum nicht nur Wenige profitieren, sonst kommt es zur Revolution.

Was meinen sie mit Revolution?

Das, was wir in den letzten Jahrhunderten des Öfteren unter diesem Namen erleben durften. Wenn die, die sich vom vorherrschenden Gesellschaftssystem zurückgelassen fühlen, eine kritische Zahl erreichen, zetteln sie einen Aufstand an.

Kurz und knapp zur Robotersteuer

Die Robotersteuer ist eine Ausprägung der Maschinensteuer, die man wiederum als Wertschöpfungsabgabe begreifen kann. Die Idee ist, den Betrieb respektive die Arbeit von Robotern (allenfalls von Agenten) in der Produktion und in anderen Bereichen zu besteuern und die Gelder entweder dem System der Sozialversicherung oder bspw. dem Bildungswesen zuzuführen. Auch eine Kopplung an das bedingungslose Grundeinkommen wird vorgeschlagen. Zugleich ist die Frage, ob im Gegenzug die Arbeit von Menschen steuerlich entlastet werden soll. (Springer Gabler Verlag (Herausgeber), Gabler Wirtschaftslexikon, Stichwort: Externer Link: Robotersteuer)

Wofür könnte das so eingenommene Geld verwendet werden?

Zum Beispiel für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Das gibt es zwar im Wohlfahrtstaat heute schon, zumindest in minimaler Form. Bei uns verhungert keiner, selbst wenn er nichts tut. Aber bei wachsender Wirtschaftsleistung durch Roboter ließen sich natürlich gewisse unbedingte Staatsleistungen erhöhen, beispielsweise für arbeitslose Eltern, im Interesse der Chancengleichheit ihrer Kinder (Kinder aus reichem Elternhause genießen heute ja ohne eigenes Zutun viele Vorteile). In der elementaren Schulbildung wird meiner Ansicht nach mehr Geld benötigt. Allerdings darf man das mit dem bedingungslosen Grundeinkommen auch nicht übertreiben, sonst nimmt man den Arbeitenden den Anreiz.

Was macht der Mensch, wenn Roboter und künstliche Intelligenzen unsere Arbeit übernehmen?

Der von harter Arbeit befreite Homo Ludens wird wie immer neue Wege finden, mit anderen Menschen professionell zu interagieren. Schon heute üben die meisten Leute Luxusberufe aus, die anders als der Ackerbau nicht überlebensnotwendig sind. Der beste Schachspieler ist seit 1997 kein Mensch mehr, doch immer noch spielen Menschen gegeneinander, und verdienen gar damit. In Südkorea entstanden völlig neue Berufe, wie z.B. der professionelle Videospieler. Länder mit vielen Robotern pro Einwohner - Japan, Südkorea, Deutschland oder die Schweiz etwa - haben erstaunlich niedrige Arbeitslosenquoten. Und wer hätte vor 20 Jahren vorhersagen können, wie viele Leute sich heute auf sozialen Netzen oder als YouTuber ein Auskommen verschaffen? Es gilt mein alter Spruch aus den 1980ern: Es ist leicht vorherzusagen, welche Jobs verloren gehen, aber schwer zu prognostizieren, welche neuen entstehen.

Was sagen sie zu dem Vorwurf von Kritikern, die Robotersteuer würde Investitionen hemmen?

Da hätten die Kritiker recht, wenn die Steuer zu hoch wäre. Sie darf nicht so hoch sein, dass sie Unternehmer abschreckt, und nicht so niedrig, dass sie sozial unverträglich ist. Solch eine Balance galt es aber immer schon zu finden.

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Jürgen Schmidhuber ist ein deutscher Informatiker und Künstler. Seit 1995 ist er Kodirektor (wissenschaftlicher Direktor) des Schweizer Forschungsinstituts für Künstliche Intelligenz IDSIA.