Der Trend, in der Stadt zu wohnen, bleibt ungebrochen. Das 21. Jahrhundert wird oft als "Jahrhundert der Städte" bezeichnet. Der Anteil der Bevölkerung, der in Städten wohnt, wird nach den derzeitigen Prognosen auch in Zukunft weiter steigen. Im Zuge der Debatte um die Auswirkungen der Digitalisierung ist deshalb viel von der "Smart City" die Rede. Technische, wirtschaftliche und soziale Innovationen sollen dazu beitragen, die Städte lebenswerter zu machen. Dabei wird allerdings übersehen, dass ein großer Teil der Bevölkerung auch weiterhin nicht in Großstädten lebt, sondern im ländlichen Raum. Diese Regionen geraten aufgrund des demographischen Wandels zunehmend in Schwierigkeiten. Die Jungen verlassen oft ihren Heimatort, um in der Großstadt zu leben. Für die Regionen wird das zum Problem.
Zurück auf's Land
Um ländliche Gebiete mithilfe des Internets wieder attraktiver zu gestalten, haben sich deshalb verschiedene Externer Link: Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik über die Plattform Externer Link: Collaboratory zur Initiative "Smart Country" zusammengeschlossen. Gemeinsam versuchen sie, die Chancen der Digitalisierung auf den ländlichen Bereich zu übertragen und Strategien für die Entwicklung ländlicher Regionen zu entwickeln.
Unter anderem muss sich die Verwaltung auf dem Land damit auseinandersetzten, dass sich das Mediennutzungsverhalten von jungen Menschen radikal von dem der älteren Jahrgänge unterscheidet. Das Gemeindeblatt lesen die jüngeren Bürger eher selten. Zunehmend wird von den Gemeinden deshalb das Potential von Social Media erkannt. "Wenn wir junge Menschen erreichen wollen, um sie für Kommunalpolitik und Verantwortung zu interessieren, müssen wir sie auf den Kanälen ansprechen, die sie nutzen", so Franz-Reinhard Habbel, Sprecher des Deutschen Städte- und Gemeindebundes. Etwa 20 bis 25 Prozent der deutschen Kommunen nutzen laut Habbel mittlerweile Social Media, viele allerdings eher passiv. Die Sozialen Netzwerke könnten für die Kommunen im Idealfall auch als eine Art "Frühwarnsystem" funktionieren, um frühzeitig von den Problemen der Bürgerinnen und Bürger zu erfahren.
Ein schönes Haus und Breitband
Auch in wirtschaftlicher Hinsicht bietet das Netz für die Regionen große Chancen. In der Gemeinde Wendeburg, in der Nähe von Braunschweig, hat sich ein junger Mann mit einem Blumenversand im Internet selbstständig gemacht. Mittlerweile ist er mit seinem Start-up einer der größten Gewerbesteuerzahler der Gemeinde. Ein Beispiel dafür, wie die Digitalisierung dem Fachkräftemangel in den Regionen entgegenwirken könnte.
Die Vernetzung biete für die Regionen in vielen Bereichen große Chancen. In ihrem Externer Link: zusammenfassenden Bericht und auf einem eigens dafür eingerichteten Externer Link: Onlineportal stellt die Initiative ihre Empfehlungen für die Bereiche Verwaltung, Mobilität, Bildung, Gesundheit, Energie und Wertschöpfung vor. Bernd Flossmann, einer der Mitglieder der Initiative, sagt, eigentlich gäbe es heute aufgrund des Internets überhaupt keinen Grund mehr, die Stadt gegenüber dem Land vorzuziehen. "Was brauche ich denn? Ein schönes Haus, und Breitband. Da ist es mir völlig egal wo ich wohne."