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Roboter auf dem Feld: die Zukunft der Landwirtschaft

Max Nominacher

/ 3 Minuten zu lesen

Landwirtschaft ohne Digitaltechnik, das war einmal. Auf Feldern und Höfen erledigen Maschinen zunehmend Aufgaben teils vollautomatisch, die bisher von Menschenhand ausgeführt wurden. Nicht alle begrüßen diese Entwicklung. Macht sich der Bauer bald selbst vom Acker?

Heute schon Realität: automatische Melkstationen. (CC, Gunnar Richter) Lizenz: cc by-sa/3.0/de

Die Digitalisierung hat auch auf den Feldern Einzug gehalten. Kühe werden nicht mehr von Hand, sondern Externer Link: mit Hilfe von Robotern gemolken. Um heraus zu finden, auf welches Wetter er sich einstellen muss, wirft der moderne Bauer keinen Blick mehr auf die Wolken. Stattdessen nutzt er die Agrarwetter-Apps seines Smartphone und ruft hier detaillierte Infos zu Bodentemperatur und Niederschlagswahrscheinlichkeiten für die eigene Region ab. Auch bei der Steigerung des Ertrags ihrer Felder bieten mobile Apps den Landwirten bereits Unterstützung, indem sie zusätzliche Informationen zu den einzelnen Düngemitteln zur Verfügung stellen.

Big Brother im Kuhstall

Einige Bauern statten den eigenen Kuhstall bereits mit Webcams aus. Über das Externer Link: „digitale Stallfenster“ kann jeder in Echtzeit einen Blick auf das Leben der Kühe werfen und diesen dabei zusehen wie sie automatisch von Robotern gemolken werden. Um der Entfremdung zwischen Verbraucher und moderner Landwirtschaft entgegen zu wirken, betreibt die Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft e.V seit 2006 einen eigenen Websender. Externer Link: „Kuhstall-TV“ sendet rund um die Uhr aus dem Stall der Familie Bäumler. Die Nachricht, die damit an kritische Verbraucher gesendet werden soll ist klar: Moderne und effiziente Tierhaltung in großen Landwirtschaftsbetrieben muss nicht automatisch Tierquälerei bedeuten. Seht uns ruhig zu, wir haben nichts zu verbergen.

Die vernetzte Landwirtschaft

Auch die Abstimmung der Erntemaschinen untereinander wird immer komplexer. Der Landtechnikhersteller CLAAS hat zusammen mit der deutschen Telekom auf der diesjährigen CeBIT ein Projekt zu intelligent vernetzten Erntemaschinen vorgestellt. „Farming 4.0“ heißt das Konzept, bei dem sich die Maschinen über ein WLAN Netzwerk selbstständig gegenseitig abstimmen, um die Getreideernte noch effizienter zu gestalten. Der Mähdrescher weiß, wann sein Korntank voll ist und ruft dann automatisch den Traktor mit Überladewagen, um das Getreide abzutransportieren.

Der Einsatz menschlicher Arbeitskraft wird durch diese Form der Automatisierung immer weiter reduziert. Gerade geringqualifizierte Erntehelfer könnten so in Zukunft von der Technik ersetzt werden. Laut einerExterner Link: Studie des Fraunhofer Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung kann mithilfe von Ernterobotern der Bedarf von Erntehelfern bei der Salaternte von bisher 28 auf nur noch drei pro Erntemaschine reduziert werden. Nicht Menschen greifen dann nach den Früchten, sondern die mit Sensoren ausgestatteten Roboterarme ernten selbstständig und prüfen gleichzeitig die Qualität. Für den Bauern soll sich die Investition in die neue Technik nach spätestens drei Jahren amortisiert haben. Die Begeisterung für die neuen technischen Möglichkeiten greift derweil um sich. Beim sogenannten „Externer Link: Field Robot Event“ treten Studenten mit ihren eigenen Ernterobotern auf dem Feld gegeneinander an. Die Teilnehmer/-innen erhoffen sich dabei ihre Projekte unter der Schirmherrschaft großer Agrarunternehmen weiterentwickeln zu dürfen.

Miniatur-Version eines automatisierten Feldroboters auf dem Field Robot Even 2014

Die Vermessung des Ackers mit Agrardrohnen

Nicht nur Amazon und das Militär nutzen sie: seit kurzem werden Drohnen auch in der Landwirtschaft eingesetzt, insbesondere in den Vereinigten Staaten. Die Zeitschrift Externer Link: Technology Review des Massachusett Institutes of Technology (MIT) sieht in den Agrardrohnen eine der zehn bahnbrechenden Technologien des Jahres 2014. Die kleinen Fluggeräte ermöglichen es Landwirten, genauere Karten ihrer Felder anzufertigen und diese so gezielter zu bewirtschaften. 

Dadurch, dass die Geräte mit sogenannten hyperspektralen Kameras ausgestattet sind, können auch Farbräume im Infrarot- und Utravioletbereich erfasst werden, die mit bloßem menschlichem Auge sonst nicht zu sehen sind. Das macht es möglich, den Reifegrad der Pflanzen genau zu dokumentieren. So können die fliegenden Überwacher Unkraut wie Disteln beispielsweise daran erkennen, wie diese das Licht reflektieren. Der Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln kann so auf das Nötigste reduziert werden, was sowohl die Umwelt als auch den Geldbeutel des Bauern schont. Neben der Überwachung der Felder, können Drohnen auch direkt zur Externer Link: Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden.

Ernte gut, alles gut?

Dank solcher technischer Innovationen können Landwirte zwar künftig wohl effizienter und umweltverträglicher zu arbeiten. Jedoch wirft die Automatisierung auf dem Land auch Fragen auf: Was passiert mit den Menschen, die von der Technik ersetzt werden? Welchen Einfluss werden große Landwirtschaftskonzerne und Technikzulieferer in Zukunft auf die Produktionsmethoden der Bauern haben? Wie so häufig scheinen außerdem zunächst vor allem die großen Betriebe vom technischen Fortschritt zu profitieren. Kostengünstige Investitionen wie Wetter-Apps sind zwar gute Hilfsmittel für kleinere landwirtschaftliche Betriebe. Mit High-Tech-Ernterobotern und vollautomatisierten Stallungen können sie jedoch nicht mithalten.

Fussnoten

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Im Anschluss an seine Ausbildung zum Informatikkaufmann hat es Max Nominchar 2011 vom schönen Oberbayern nach Berlin verschlagen. Dort studiert er seitdem – von einem einjährigen Intermezzo in Kanada einmal abgesehen – Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität. Ihn interessiert, wie die Digitalisierung auch noch in die letzten Ecken der Gesellschaft vordringt und dabei alles auf den Kopf stellt: Wie wir arbeiten, wie wir lernen, wie wir leben. Nebenher arbeitet er bei der Kooperative-Berlin als Autor für die Netzdebatte.