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"Es passiert viel Positives"
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Die Medien sollten nicht nur über Proteste berichten, findet Michael Ebling, Oberbürgermeister von Mainz. Sie sollten auch zeigen, wie Integration gelingen kann.
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Herr Ebling, viele Kommunen fühlen sich angesichts steigender Flüchtlingszahlen überfordert. Vielerorts kommt es zu Protesten, vereinzelt sogar zu Ausschreitungen. Wie ist die Situation in Mainz?
Sie ist herausfordernd, aber wir fühlen uns nicht überfordert. Mainz ist eine wachsende Stadt, bezahlbarer Wohnraum ein schwieriges Thema. Da sind steigende Hilfen für Flüchtlinge schwer zu kommunizieren. Aber wir strengen uns auf allen Ebenen an, und im Großen und Ganzen gelingt uns das auch gut.
Wie ist die Stimmung in der Bevölkerung?
Ich erlebe eine ungemeine Hilfsbereitschaft. Auf den Bürgerversammlungen in Stadtteilen, in denen Flüchtlingsunterkünfte geplant sind, wird schon neugierig und manchmal besorgt nachgefragt. Der Tenor aber ist der: "Wir wollen Menschen, die in Not sind, helfen." Wir haben eine Reihe von Beispielen, an denen man das messen kann: Sobald eine Flüchtlingsunterkunft eröffnet wird, kommen die Menschen und bieten Hilfe und Betreuung an. Sie bringen etwa die alten Fahrräder ihrer Kinder vorbei, die sie nicht mehr brauchen. Aber natürlich gibt es auch bei uns Menschen, die diese Solidarität infrage stellen. Das lässt sich zum Glück nicht im öffentlichen Raum verorten, ist aber unterschwellig wahrnehmbar, etwa in Leserbriefen oder in den sozialen Netzwerken. Da kursieren viele Vorurteile.
Wie gehen Sie mit diesen Menschen um?
In den Dialogforen und in den persönlichen Gesprächen, die man als Kommunalpolitiker führt, begegnen wir dem mit Sachinformationen. Meistens sind es ja Einwände wie: "Die bekommen unendlich viel Geld und leben in luxuriösen Unterkünften." Da kann man leicht argumentativ dagegenhalten. Die Erfahrung lehrt allerdings, dass sich die Menschen, die in diesen Foren Stimmung machen, meist nicht öffentlich zeigen. Um Infostände machen sie beispielsweise einen großen Bogen. Diese Menschen sind schwer zu erreichen.
Wäre das eine Aufgabe der Lokalzeitung?
Sicherlich. Wobei ich sagen muss: Die hiesige Lokalzeitung macht das ausgezeichnet. Die Allgemeine Zeitung ist sehr kritisch, auch im Hinblick auf unsere Lokalpolitik. Andererseits begleitet sie auch positive Beispiele. Gerade erschien ein Artikel über einen 18-jährigen Flüchtling aus Afghanistan, der hier sein Abitur machen will. Daneben stellt die Zeitung auch Hilfsprojekte Mainzer Firmen vor. Solche Sachen begleitet die Zeitung oft von Anbeginn.
Wie eng ist die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und der Lokalzeitung?
Eine Kooperation gibt es im Sinne einer geregelten Zusammenarbeit. Es ist eher so, dass die Stadt verlautbart und die Lokalzeitung dafür den Resonanzboden bietet – und auf Wunsch der Medien auch Kontakte herstellt. Viele Flüchtlingsinitiativen, bei denen wir Träger sind, pflegen zudem enge Kontakte zur Presse. Das Thema spielt in der Berichterstattung daher eine positive Rolle.
"Die Geschichte handelt von dir"
Mitte Juli hielt Oberbürgermeister Ebling eine Ansprache bei einem Bürgerempfang der Stadt Mainz, bei dem Bürger geehrt wurden, die sich ehrenamtlich für Flüchtlinge engagieren.
Zur Rede: Externer Link: www.tinyurl.com/qa5rlua
Wie kann die Berichterstattung der Lokalzeitungen verbessert werden?
Es wäre hilfreich, wenn alle Medien, also auch Radiostationen und überregionale Zeitungen, anhand von positiven Beispielen zeigen, wie Integration gelingen kann. Es ist für das Klima und die Solidarität in der Gesellschaft förderlich, wenn der Eindruck entsteht, dass wir diese Aufgaben stemmen können. Und dass wir mit unseren Aktionen Menschen erreichen, die für unsere Gesellschaft wertvoll und auch nützlich sind. Da ist es hilfreich, wenn die Bürger diese Beispiele auch sehen und in der Zeitung nicht nur von Anschlägen und Diskriminierung lesen. Das, was schiefläuft, gehört natürlich auch in die Medienberichterstattung. Die Medien müssen ja wiedergeben, was passiert. Aber es geschieht eben auch viel Positives. Lokalzeitungen haben die Chance, hier Öffentlichkeit zu schaffen.
Können Sie Beispiele nennen?
Da wäre zum Beispiel eine Theatergruppe von Studierenden, die auch Migranten engagiert. Oder Fußballcamps, zu denen auch Flüchtlinge eingeladen werden. Für Aktionen wie diese kann ein regionales Medium ein guter Resonanzboden sein. Und das auf beiden Seiten: Die Neuankömmlinge können genauso vorgestellt werden wie die Mainzer Bürger, die sich engagieren. Die hatten ja eine bestimmte Motivation. Und wenn man diese Motivation darstellt, macht das ja auch Schule.
Michael Ebling ist Oberbürgermeister der Stadt Mainz.
Interview: Sascha Lübbe
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