Das Genre Kriegsfilm lässt sich in der Regel schwer von anderen abgrenzen. Ein Kriegsfilm kann den Krieg direkt zum Thema haben oder ihn beispielsweise zum Hintergrund einer Liebesgeschichte machen. Dann muss sich der Held gleich auf zwei "Schlachtfeldern" bewähren: dem des Krieges und dem der Liebe. Aber auch der Vermischung mit dem Historienfilm oder mit der Komödie sind keine Grenzen gesetzt. Kriegsfilmparodien machen sich beispielsweise über Kriegsfilme und damit auch über den Krieg lustig.
Kriegs- bzw. Antikriegsfilm
Nach einer engeren Definition legen Kriegsfilme ihre Betonung auf Soldaten, Waffen, große Schlachten und militärisch-strategische Entscheidungen. Der Krieg wird in Bildern dargestellt und der gewaltsame Tod von Menschen zumindest angedeutet. Wichtig ist zudem die Einbettung des Geschehens in einen historisch-realistischen Kontext: Die Zuschauer wissen, welcher Krieg gemeint ist. Letzteres gilt zwar auch für den "Kampffilm" ("combat film"). Ein Kampffilm bemüht sich jedoch weniger um historische und psychologische Genauigkeit als um Action: Solche Filme bestehen fast ausschließlich aus Kampfszenen. Der Held kann ein Einzelkämpfer sein wie "Rambo", der seine Gegner einfach nur niederschießt, oder eine Gruppe von Soldaten auf einem sogenannten "Himmelfahrtskommando". Dem äußerst gefährlichen Ziel – beispielsweise der Erstürmung einer Festung – werden alle anderen Handlungselemente untergeordnet. Der Begriff "Kampffilm" wird vor allem von amerikanischen Autoren benutzt. Manche zählen ihn zum Kriegsfilm, andere nicht.
Des Weiteren wird häufig zwischen "(Pro)-Kriegsfilm" und "Antikriegsfilm" unterschieden. Aber kann ein Film überhaupt "für" den Krieg sein? Oder ist es im Gegenteil unmöglich, einen "Antikriegsfilm" zu drehen, wie manche meinen? Diese Fragen stellen sich immer wieder neu. So hat zum Beispiel der Vietnamfilm "Die durch die Hölle gehen" (1978) sowohl bei der Premiere als auch später ganz unterschiedliche Bewertungen erfahren. Die kritische Haltung hinter den brutalen Bildern wurde zuerst nicht bemerkt. Denn: Wie wir mit der Darstellung von Gewalt umgehen, ist individuell verschieden. Was die einen abschreckt und emotional belastet, wirkt auf andere nicht nur faszinierend, sondern nachahmungswürdig. Die Diskussion über Pro- oder Antikriegsfilm ist zwar keineswegs nutzlos. Die Argumente lassen sich aber nur schematisch gegenüberstellen. Meistens hat man es mit Mischformen zu tun.
Pro-Kriegsfilm
Ein Pro-Kriegsfilm verherrlicht den Krieg und verharmlost seine Grausamkeit. Seine Helden identifizieren sich mit dem Ziel ihrer militärischen Führung: den Feind auszuschalten. Die Richtigkeit des Krieges wird nicht in Frage gestellt. Dazu dient auch die Darstellung des Gegners, der als besonders brutal, hinterhältig oder nur schemenhaft und unpersönlich gezeigt wird. Sein Tod wird vom Publikum mit Freude bzw. Genugtuung oder Gleichgültigkeit aufgenommen. In patriotischem Auftrag inszenieren Pro-Kriegsfilme den Krieg als großes Abenteuer und Stahlbad für harte Männer. Frauen und Kinder spielen in der Regel nur eine Nebenrolle. Hier kann eine Nation ihre im Frieden verlorengegangenen Werte erneuern und im Kampf mit anderen Nationen oder Bevölkerungsgruppen ihre Überlegenheit beweisen. Wenn die Helden im Krieg fallen, dann sterben sie einen von allen Kameraden betrauerten Heldentod. Unschuldige Kriegsopfer werden zumeist nicht gezeigt.
Antikriegsfilm
Antikriegsfilme verabscheuen den Krieg und fordern seine Abschaffung. Seine verheerenden Wirkungen auf Körper und Psyche der Menschen stehen im Vordergrund. Das Leid der Zivilbevölkerung wird nicht ausgespart, auch der Gegner bekommt ein Gesicht und
In seinem kritischen Vietnamfilm "Platoon" (1986) stellt Regisseur Oliver Stone die grausame Realität des Krieges dar. Deutlich zu sehen ist beispielsweise: Statt Kameradschaft herrscht Misstrauen zwischen den Soldaten.
Ausschnitte des Spielfilms "Platoon" finden sich auf der DVD "Der Krieg in den Medien" in E2 – Medienprodukt Krieg? / Wissen im Detail / Kriegsfilm / (Anti-)Kriegsfilm? (© Hemdale)
In seinem kritischen Vietnamfilm "Platoon" (1986) stellt Regisseur Oliver Stone die grausame Realität des Krieges dar. Deutlich zu sehen ist beispielsweise: Statt Kameradschaft herrscht Misstrauen zwischen den Soldaten.
Ausschnitte des Spielfilms "Platoon" finden sich auf der DVD "Der Krieg in den Medien" in E2 – Medienprodukt Krieg? / Wissen im Detail / Kriegsfilm / (Anti-)Kriegsfilm? (© Hemdale)
verdient Mitleid. Ein Antikriegsfilm betreibt keine einseitige Propaganda zugunsten des Krieges, sondern bemüht sich um eine moralische Aufklärung über Sinn und Unsinn des Tötens. Manche verurteilen den Krieg allgemein. Andere sprechen einem bestimmten Krieg, zum Beispiel dem Vietnamkrieg, im Nachhinein die Rechtfertigung ab. Die Helden sterben kläglich oder kehren traumatisiert zurück. Sie müssen feststellen, dass der Krieg keine persönlichen und gesellschaftlichen Probleme lösen kann.
Pro- und Antikriegsfilm lassen sich oft nur schwer auseinanderhalten. Ein Film kann das gegenseitige Abschlachten als "sinnlos" darstellen und in seiner ästhetischen Gestaltung etwas ganz anderes sagen. Die Faszination für Waffen wiegt unter Umständen mehr als alle politischen oder moralischen Zweifel. Umgekehrt muss auch ein Antikriegsfilm sein Publikum unterhalten. So wird der Krieg zwangsläufig zu etwas Spannendem. Die folgenden Zitate verdeutlichen die unterschiedlichen Meinungen und Positionen zu der Frage, was ein (Pro-)Kriegsfilm und was ein Antikriegsfilm ist.