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Situation vor Ort | Krieg in den Medien | bpb.de

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Situation vor Ort

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In welcher Weise über ein Kriegsereignis in den Nachrichten informiert wird, ist auch von zahlreichen Faktoren im Kriegsgebiet selbst abhängig.

Irakkrieg 1991 (© AP)

Um an Berichte und Bilder direkt aus dem Kriegsgebiet zu kommen, schicken Fernsehsender Journalisten und Kamerateams dorthin. Doch an Orten, an denen keine demokratischen Rechte gelten oder an denen aufgrund des Krieges keine öffentliche Ordnung mehr herrscht, ist es nicht immer leicht, an Informationen zu gelangen. Hinzu kommt, dass Politiker und Militärs in Kriegszeiten versuchen, Einfluss auf die Berichterstattung von Journalisten zu nehmen oder sie gar nicht erst einreisen lassen.

Ist Letzteres der Fall, besteht oft nur die Möglichkeit, auf Bilder, Filmaufnahmen und Berichte von Amateuren als Quellen zurückzugreifen, die diese aus dem Kriegsgebiet über das Internet oder Telefon übermitteln. Es ist jedoch häufig schwer bzw. sehr aufwendig, deren Echtheit zu überprüfen

Zugangskontrolle zum Kriegsgebiet

Während des Irakkrieges 1991 wurden irakische Truppen von der US-Armee auf dem Rückzug aus Kuwait massiv aus der Luft bombardiert. Ausgewählte Kamerateams und Fotografen erhielten die Genehmigung, Aufnahmen von den zerstörten Autowracks zu machen. Jedoch erst, nachdem die meisten Leichen entfernt worden waren. Wie umfassend Journalisten über einen aktuellen Krieg berichten können, hängt davon ab, welcher Zugang zum Kampfgebiet ihnen gewährt wird.

Es ist nicht im Interesse der Militärs, dass Bilder und Berichte, die dem eigenen Image schaden könnten, an das Publikum gelangen. So kann das Militär den Zugang zum Kriegsgebiet verwehren oder nur unter Auflagen ermöglichen. Die Nachrichten können zensiert werden. Häufig produziert das Militär auch selbst Bilder und Berichte von militärischen Handlungen und stellt sie den Medien anschließend zur Verfügung. Eine totale Kontrolle der Medien, einschließlich der Internetnutzung, kann nur eine Diktatur durchsetzen. Die Armee eines demokratischen Landes muss im Kriegsfall Zugeständnisse an die Presse machen oder zumindest einen solchen Eindruck erwecken.

Für die Geheimhaltung von Informationen aus dem Kriegsgebiet sprechen jedoch nicht nur medienpolitische, sondern auch militärpolitische Gründe. Der Feind soll nicht vorher schon in der ausländischen Presse nachlesen können, wo und wann ein Angriff stattfinden wird.

Zensur und Begleiter

Zensurmaßnahmen gegenüber Journalisten

Äußerst unverfrorene Versuche, Einfluss auf die ausländische Berichterstattung auszuüben, unternehmen diktatorische Regimes. Zu den Maßnahmen, die sie ergreifen, gehört die direkte Zensur des Nachrichtenmaterials. Begleiter sollen zudem dafür sorgen, dass die Journalisten gar nicht erst zu sehen bekommen, was die Machthaber verheimlichen möchten.

Das Regime Saddam Husseins stellte beispielsweise im Irakkrieg 1991 ausländischen Journalisten solche zur Seite. Sie wurden "Minder" genannt, wörtlich: Wärter, Aufseher. Sie wohnten im selben Hotel wie die Journalisten und passten genau auf, mit wem die Journalisten redeten und was deren Gesprächspartner auf ihre Fragen antworteten. Sie achteten darauf, dass die Journalisten zugangsbeschränkte Gebiete nicht betraten, und verbaten ihnen, bestimmte Dinge zu fotografieren. Auch kontrollierten sie die von den Journalisten verfassten Beiträge. Sie strichen Textpassagen, entfernten Bilder und Aufnahmen oder ersetzten sie durch andere, von ihnen ausgewählte. Journalisten, die sich einer solchen Kontrolle verweigerten, verloren ihre Akkreditierung.

Gefahren im Kriegsgebiet

Bild: War Photographer, © [2001] Christian Frei Filmprod./SF DRS

Der mehrfach ausgezeichnete Dokumentarfilm "War Photographer" (2001) stellt den Fotografen James Nachtwey und seine Arbeit als Reporter in Krisengebieten vor. (© War Photographer, 2001; Christian Frey Filmprod./SF DRS)

Ein Ausschnitt des Films "War Photographer" findet sich auf der DVD "Der Krieg in den Medien" in E3 Alles Propaganda? / Wissen im Detail / Gegenengagement / James Nachtwey.Reporter arbeiten in Kriegs- und Krisengebieten teilweise unter riskanten Bedingungen. In Gefechten können sie von Kugeln getroffen werden, in Bürgerkriegsregionen sind oft ganze Landstriche vermint – jeder Schritt abseits kontrollierter Wege kann dort der letzte sein.

Gefahr besteht aber nicht nur in Kampfgebieten. Diktatorische Regimes, die die eigene Presse unterdrücken, oder bewaffnete Regierungsgegner stehen Journalisten häufig nicht freundlich gegenüber. Durch willkürliche Verhaftungen und anonyme Todesdrohungen versuchen sie, Reporter einzuschüchtern und so unliebsame Berichte zu verhindern. Im Irak wurden beispielsweise zwischen 2003 und 2010 insgesamt 230 Medienmitarbeiter getötet, darunter Journalisten, Kameraleute, Tontechniker, Dolmetscher etc.

Die schlechte Sicherheitslage in Kriegsgebieten erschwert die Informationsbeschaffung für Journalisten. Die Folge ist, dass die Berichterstattung nur ausschnittsweise und unvollständig stattfinden kann.

Indirekte Einflussnahme auf die Journalisten

Bereits dorthin zu gelangen, wo Kämpfe und Unruhen stattfinden, ist für den Reporter häufig sehr kompliziert. Der zivile Luftverkehr wird eingestellt, Schiffe gehen in umkämpften Hafenstädten nicht vor Anker, und die schlechten Straßenverhältnisse in manchen Entwicklungsländern machen schon zu Friedenszeiten das Vorankommen problematisch. Wenn der Kriegsreporter es geschafft hat, den Ort seiner Recherche zu erreichen, warten andere Probleme auf ihn: Wer garantiert für seine Sicherheit? Wer schützt ihn vor Raub?

Kameraausrüstungen und Hightech-Geräte sind begehrtes Diebesgut. Aufgrund all dieser Schwierigkeiten können es Kriegsreporter oft nicht vermeiden, mit einer der am Konflikt beteiligten Parteien Kontakt aufzunehmen. Das können je nach Fall westliche Militärs sein, NATO-Streitkräfte, UN-Truppen oder die Soldaten diktatorischer Machthaber und Angehörige von Rebellengruppen. Auch finanzielle Gründe können hinter einer solchen Kontaktaufnahme stehen. Freie Journalisten und solche, die für kleine TV-Sender arbeiten, haben meistens nur ein begrenztes Budget. Da ist es verlockend, wenn Militärs Fahr- und Fluggelegenheiten oder Dolmetscher zur Verfügung stellen und Treffen mit Einheimischen arrangieren. Die Militärs, die einem Kriegsreporter Unterstützung gewähren, tun das natürlich nicht für die Pressefreiheit. Sie erhoffen sich davon, dass er Berichte verfasst, die sie und die Sache, die sie vertreten, im besten Lichte erscheinen lassen, während ihre Gegner darin als Übeltäter dargestellt werden.

"Embedded journalism"

Der "embedded journalist" Chris Tomlinson (rechts im Bild) zusammen mit Soldaten der US-Armee (© AP)

Der "embedded journalist" Chris Tomlinson (rechts im Bild) zusammen mit Soldaten der US-Armee während des Irakkrieges 2003.Eine Sonderform des Versuchs der Einflussnahme von Politik und Militär auf die Kriegsberichterstattung sind "embedded journalists". Sie wurden gezielt und in größerem Umfang erstmals im Irakkrieg 2003 eingesetzt. Die vom US-Verteidigungsministerium ausgewählten Journalisten erhielten im Vorfeld des Angriffs eine militärische Grundausbildung. Beim Einsatz trugen sie Uniformen und Helme und waren von den Soldaten kaum zu unterscheiden. "Embedded journalism" ("eingebetteter" Journalismus) nannte sich das. Kritiker des "embedded journalism" äußerten die Befürchtung, dass die so an die Truppen angeschlossenen Reporter ein verfälschtes und einseitiges Bild des Krieges bekommen.

Der Blick vom fahrenden Panzer erfasst meist nicht, was dessen Waffen anrichten. Kriegsgeschehen jenseits des Militärs wird ebenfalls nicht erfasst. Eine andere Sorge ist, dass die Reporter sich auf die Seite der Soldaten schlagen und dadurch eine wahrheitsgetreue Berichterstattung unterbleibt. Diese Sorge ist nicht grundlos, denn gemeinsam durchgestandene Gefahren schweißen Menschen zusammen. Eine kritische Distanz einzuhalten, kann da schwer fallen.

Einflussnahme durch Hilfsorganisationen

Nicht nur Militärs sind an guter Presse interessiert, sondern auch die vielen Hilfsorganisationen, die in Krisenregionen arbeiten. Oft sind für die Helfer gerade schlechte Nachrichten gut. Denn damit die Spendenbereitschaft in der Öffentlichkeit steigt, muss die Lage in einem Flüchtlingslager durch einen Fernsehbericht besonders dramatisch erscheinen. Die Hilfe für die Notleidenden ist ein hart umkämpfter und milliardenschwerer globaler Markt. Unzählige Organisationen und Vereine konkurrieren miteinander. Ähnlich dem Militär bieten Hilfsorganisationen durchgeplante Touren für Journalisten an. Dabei ist für Vieles gesorgt: für Transport, Unterbringung, Ansprechpartner – und auch dafür, dass die angereisten Reporter nur das zu sehen bekommen, was den Helfern nützt.

Fussnoten

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