Was ist "die Antifa"? Richard Rohrmoser von der Universität Mannheim erläuterte zunächst den historischen Hintergrund zu dieser Frage. 1932 sei es zum Versuch der Gründung einer Einheitsfront aus KPD, SPD und den Gewerkschaften gegen die NSDAP gekommen. Dieser "organisierte rote Massenselbstschutz" mit eigenem Logo sei von den Nationalsozialisten verfolgt worden. Das heute vielfach benutzte Antifa-Logo ist eine Abwandlung und Modernisierung dieses Logos und wird seit den 1980er Jahren verwendet. In den 1990er Jahren sei dann durch die Welle fremdenfeindlicher Gewalt die antifaschistische Arbeit immer wichtiger geworden, so die Perspektive der Akteurinnen und Akteure. Die zentrale These Rohrmosers: "Die Antifa" trage unter anderem dazu bei, dass der Staat resoluter auf rechte Gewalt und Demos reagiert. In den 1990ern habe auch eine neue Form der Kulturarbeit stattgefunden, erkennbar an einer Modernisierung der Kampagnen.
Alexander Deycke von der Bundesfachstelle Linke Militanz fügte weitere typische Kriterien der Antifa hinzu: Die politische Arbeit erfolge basisdemokratisch, da Hierarchien abgelehnt würden, zudem oft in kleine lokale Gruppen aufgeteilt. Heute könne man Post-Autonome, Interventionistische Linke (IL) und das Ums-Ganze-Bündnis unterscheiden. Seit Mitte der 2010er Jahre sei eine selbst formulierte Krise der Autonomen Antifa zu beobachten – auch weil sich in Teilen eine simplifizierte Wahrnehmung in der Öffentlichkeit durchgesetzt habe. Bei einigen Aktionen werde "die Antifa" von manchen sehr positiv gesehen, bei anderen Aktionen würden aber wiederum Repressionsforderungen laut. Die Sicht auf antifaschistische Gruppe ist ambivalent. In der Diskussion wurde erörtert, dass eine dezidierte Ost-West-Perspektive gut für die bestehenden Forschungen wäre. Denn die Geschichte der Antifa unterscheide sich in Ost und West aufgrund der unterschiedlichen historischen Erfahrungen mit kommunistischen Ideologien erheblich und das müsse auch im Forschungsstand besser abgebildet werden.