Kulturrelativismus ist einerseits ein Gegenbegriff zum ethischen bzw. soziologischen Universalismus. Während universalistische Positionen davon ausgehen, dass es nur eine allgemeingültige Ethik bzw. eine soziologische Theorie gibt, die für alle Menschen und Situationen gilt, schränkt der Kulturrelativismus die Anwendbarkeit bestimmter ethischer Begriffe und soziologischer Kategorien auf die Kultur ein, die sie hervorgebracht hat, und hält bestenfalls eine partielle Entsprechung, keinesfalls aber eine Übersetzung in die Begriffe einer anderen Kultur für möglich. Zugleich entsteht dadurch das Problem, dass im Kulturrelativismus Werte wie Menschenrechte nicht universell gelten.
Andererseits ist er ein Gegenentwurf zur Ethnomethodologie und als solcher ein wichtiger Bestandteil des Multikulturalismus. In diesem Verständnis besteht der Kulturrelativismus auf dem Pluralismus der Kulturen und postuliert, dass Kulturen nicht verglichen oder aus dem Blickwinkel einer anderen Kultur bewertet werden könnten. Bestimmte intrakulturelle Verhaltensformen müssten immer im Licht des dazugehörigen Sozial-, Wertesystems und Kulturverständnisses gesehen werden. Folglich können kulturelle Phänomene nur in ihrem eigenen Kontext verstanden, beurteilt und betrachtet werden (emische Sichtweise).