Die Mitglieder moderner Gesellschaften wachsen nicht mehr quasi automatisch in festgefügte kollektive Identitäten hinein. Sie sehen sich vielmehr ein Leben lang mit der Aufgabe konfrontiert, ständig vorgegebene Identitäten auf ihre Passfähigkeit hin zu überprüfen, zu übernehmen oder abzulehnen. Identitätsarbeit findet in einem Raum statt, in dem machtvolle Akteure (z.B. Regierungen, Parteien, Führer von religiösen und ethnischen Gemeinschaften, Unternehmen) identitätspolitische Vorgaben machen. Dabei werden bestimmte Identitätsentwürfe favorisiert und andere behindert.
Qualität und Ergebnis der Identitätsarbeit hängen von den Ressourcen und dem Vermögen der Mitglieder einer Gesellschaft ab, möglichst selbstbestimmt an ihrem individuellen Identitätsprojekt zu arbeiten. Sie schaffen sich ihre Identität dabei nicht in beliebiger Weise, sondern versuchen eine Balance zwischen ihrer individuellen Identität und den kollektiven Vorgaben zu gewährleisten.