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Klimaschutz und Landwirtschaft

Bernhard Osterburg

/ 4 Minuten zu lesen

Die Landwirtschaft verursacht Treibhausgasemissionen und trägt damit zum Klimawandel bei. Viele der Emissionen stammen aus biologischen Prozessen und lassen sich nicht vollständig vermeiden. Gleichzeitig ist die Landwirtschaft vom Klimawandel besonders betroffen, wenn häufiger Dürren, Hitzewellen oder Überschwemmungen auftreten.

Die Landwirtschaft ist vom Klimawandel besonders betroffen, wenn häufiger Dürren, Hitzewellen oder Überschwemmungen auftreten. (© picture-alliance/dpa, Patrick Pleul)

Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft

Die Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft stammen aus der Energienutzung, der Tierhaltung, der Düngung und der Landnutzung. Im Gegensatz zu anderen Sektoren, die vor allem CO2 aus der Verbrennung fossiler Energieträger freisetzen, verursacht die Landwirtschaft große Mengen der Treibhausgase Methan (CH4) und Lachgas (N2O). Diese Gase haben ein höheres Potential, das Erdklima zu erwärmen und werden in der nationalen Emissionsbilanz bei der Umrechnung in CO2-Äquivalente entsprechend höher gewichtet.

Methanemissionen entstehen aus der Verdauung der Nutztiere, vor allem in der Rinderhaltung, aus der Lagerung von Gülle und Mist aus der Tierhaltung ("Dungmanagement") und der Biogasproduktion. Lachgasemissionen stammen aus der Düngung mit Stickstoff, einem wichtigen Nährstoff für das Pflanzenwachstum, aus dem Dungmanagement und der Biogasproduktion. Aus dem Verbrauch von Diesel und Heizstoffen emittiert die Landwirtschaft CO2. Weitere Emissionen, aber auch Kohlenstoffeinspeicherung gibt es in der landwirtschaftlichen Landnutzung, z. B. durch den Abbau oder Aufbau von Humus. Für den Bereich der Landnutzung wird die englische Abkürzung "LULUCF" (land use, land use change and forestry) verwendet. Die Emissionen aus der landwirtschaftlichen Landnutzung sind höher als die Kohlenstoffeinspeicherung. Das liegt vor allem an den hohen Emissionen aus der Torfzersetzung in landwirtschaftlich genutzten, entwässerten Moorböden. Hinzu kommen Emissionen aus der Umwandlung von Wiesen und Weiden in Ackerland und aus dem Abbau von Torf für Blumenerde. Zusammen betragen die Emissionen der deutschen Landwirtschaft gut 100 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente im Jahr. Das entspricht 14 % aller Treibhausgasemissionen in Deutschland.

Neben den Emissionen in der deutschen Emissionsbilanz, die direkt der Landwirtschaft zugeordnet werden können, entstehen in der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette weitere Emissionen. Diese stammen aus der Produktion chemisch-synthetischer Stickstoffdünger, aus der Stromherstellung oder aus der Produktion von Futtermittel, die im Ausland produziert und nach Deutschland importiert werden.

Auf die Tierhaltung entfallen die direkten Emissionen aus der Verdauung und dem Dungmanagement, mit 33 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente im Jahr. Da ein großer Teil der gesamten Landwirtschaftsfläche in Deutschland für die Futtermittelproduktion verwendet wird und Futtermittel importiert werden, kommen auf dem Weg über den Futtertrog noch weitere, indirekte Emissionen dazu. Tierische Produkte verursachen deshalb im Vergleich zu pflanzlichen Produkten in der Regel deutlich mehr Treibhausgasemissionen. Aufgrund der hohen Emissionen aus der Verdauung haben Produkte aus der Rinderhaltung, also Rindfleisch, Milch und Milchprodukte, einen besonders großen Treibhausgas-Fußabdruck.

Atem anhalten ist kein Klimaschutz

Manchmal wird die Frage gestellt, ob nicht auch das CO2, das wir Menschen ausatmen, zum Klimawandel beiträgt. Und in der Landwirtschaft gibt es Stimmen, die die Kohlenstoffbindung in Nahrungspflanzen als Beitrag zum Klimaschutz darstellen.

Hier liegt aber ein Denkfehler zu Grunde: Alles CO2, das wir ausatmen, stammt aus unserer Nahrung und wurde vorher der Atmosphäre durch Photosynthese entzogen. In Summe befinden sich die kurzfristige Bindung von Kohlenstoff in Nahrungsmitteln und die Freisetzung von CO2 durch Atmung im Gleichgewicht. Sie sind Teil des natürlichen Kohlenstoffkreislaufs. Nach den internationalen Berechnungsregeln sind diese kurzfristigen, sich ausgleichenden Kohlenstoffflüsse deshalb nicht Bestandteil der Treibhausgasbilanzierung.

Ein großer Unterschied besteht aber darin, wie unsere Nahrung hergestellt wird: Wieviel fossile Energie wird bei Herstellung, Transport und Verarbeitung unter Berücksichtigung der eingesetzten Investitionsgüter und Produktionsmittel verbraucht? Wieviel andere Treibhausgase, wie etwa Methan aus der Viehhaltung oder Lachgas aus der Düngung, sind mit der Produktion verbunden? Wenn für landwirtschaftliche Flächen Wälder abgeholzt oder Moore trockengelegt werden, dann führt auch diese Landnutzungsänderung zu hohen Emissionen, denn dadurch wird der langfristig im Wald und im Boden gespeicherter Kohlenstoff freigesetzt. Schließlich erhöhen Lebensmittelverluste und -abfälle den Treibhausgas-Fußabdruck unserer Ernährung. Wie und wovon wir uns ernähren ist also durchaus entscheidend für den Klimaschutz.

Klimaschutzziele für die Landwirtschaft und Klimaschutzmaßnahmen

Das Externer Link: Bundes-Klimaschutzgesetz legt verbindliche Klimaschutzziele für den Landwirtschaftssektor mit einer schrittweisen Absenkung der Emissionen bis zum Jahr 2030 fest. Für den Bereich der Landnutzung gibt es ein separates Ziel. Bis 2045 soll Deutschland Netto-Treibhausgasneutralität erreichen, und nach dem Jahr 2050 sollen negative Treibhausgasemissionen erreicht werden.

Zur Erreichung der Ziele des Bundes-Klimaschutzgesetzes werden im Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung Maßnahmen festgelegt. In der Landwirtschaft sollen die Emissionen durch eine effizientere Stickstoffdüngung und die Senkung der Stickstoffüberschüsse, die Vergärung von Gülle und Mist in Biogasanlagen, verbesserte Fütterung, effizienteren Energieeinsatz und durch Ausbau des ökologischen Landbaus reduziert werden. In der Landnutzung soll der Humusgehalt im Ackerland erhalten und erhöht werden, Wiesen und Weiden sollen nicht mehr in Ackerland umgewandelt werden und entwässerte Moorböden sollen durch Wiedervernässung geschützt werden. Der Torfabbau soll verringert werden, und Blumenerden sollen aus alternativen, erneuerbaren Biomaterialien hergestellt werden. Auch eine Veränderung des Verbraucherverhaltens ist wichtig. Im Programm wird die Vermeidung von Lebensmittelabfällen genannt, und in Kantinen soll die Angebotsvielfalt und die Attraktivität pflanzen-betonter und CO2-reduzierter Gerichte erhöht werden.

Der Einsatz von Bioenergie aus der Landwirtschaft hilft dabei, Emissionen aus fossilen Energien zu verringern. In Deutschland sind das vor allem Biogas, das aus Energiepflanzen, Mist und Gülle hergestellt wird, und Biotreibstoff (Ethanol, Biodiesel), der auf Basis landwirtschaftlicher Produkte wie Getreide oder Pflanzenöl erzeugt wird. Eine Ausweitung des Anbaus von Energiepflanzen oder die großflächige Aufforstung landwirtschaftlicher Flächen führen jedoch zur Verdrängung der Nahrungs- und Futterproduktion. Dann kann es an anderen Orten in der Welt zu einer Erhöhung der Produktion kommen. Die damit verbundenen Emissionen vermindern dann die globale Klimaschutzwirkung. Solche Verlagerungseffekte können auch auftreten, wenn in Deutschland weniger Tiere gehalten werden, um die Emissionen zu senken. Wenn nicht gleichzeitig der Konsum tierischer Produkte gesenkt wird, wird die Produktion im Ausland erhöht und es werden mehr tierische Nahrungsprodukte importiert. Die globale Klimaschutzwirkung bleibt dann aus. Eine Klimaschutzstrategie für die Landwirtschaft muss deshalb die landwirtschaftliche Produktion, die Flächennutzung, den Konsum von Nahrungsmitteln und die stoffliche und energetische Verwendung von Agrarprodukten zusammen betrachten und verändern.

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Dipl.-Ing. agr. Bernhard Osterburg ist Agrarökonom und leitet die Stabsstelle Klima und Boden des Thünen-Instituts. Der Schwerpunkt seiner Arbeiten liegt auf Analysen von Agrarumweltpolitiken und der Durchführung von Forschungsprojekten mit Bezug zu Klima- und Ressourcenschutz in der Landwirtschaft. Die Stabsstelle koordiniert die Politikberatung des Thünen-Instituts zu Fragen des Klimaschutzes, der Klimaanpassung und des Bodenschutzes.