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Roblox | Themen | bpb.de

Roblox Aus pädagogischer Sicht

Christopher Wandel

/ 4 Minuten zu lesen

Beliebter als Minecraft und doch kaum bekannt: Roblox ist eine Plattform, auf der sich eigene Games entwickeln und spielen lassen. Roblox stellt sich zudem als wahrer Zeitfresser heraus.

Die bunten Spielwelten sprechen besonders jüngere Kinder an und bieten zahllose Spielanreize. (© Roblox / Roblox Corporation / Screenshot by bpb.de)

Zusammenfassung

Bei Roblox handelt es sich um ein facettenreiches Spieleangebot, insbesondere für Kinder und Jugendliche. Neben den über vierzig Millionen Spielen besteht die Möglichkeit, sich als Spielentwickler zu erproben und eigene virtuelle Welten im Sandbox-Prinzip entstehen zu lassen – ein niederschwelliger Einstieg in die Welt des Programmierens, der keine kreativen Wünsche offen lässt. Die kindgerechten Illustrationen machen es leicht, sich in die kitschig-bunten Welten hinein zu fühlen und sie aktiv mitzugestalten. Dennoch ist es notwendig, spezielle Aspekte und Inhalte des Spiels besonders in Augenschein zu nehmen. Hierzu zählen vor allem In-Game-Käufe und das irreführende Währungssystem. Roblox stellt sich zudem als wahrer Zeitfresser heraus. Daher empfiehlt es sich, sich selbst Zeitfenster oder Etappenziele vorzugeben oder diese mit den Kindern zu vereinbaren. Eltern sei es darüber hinaus empfohlen, sich grundsätzlich für die favorisierten Spiele der Kinder zu interessieren. Wegen der ungenügenden Maßnahmen zur Einhaltung des Jugendmedienschutzes kann es vorkommen, dass einzelne Spiele mit extremistischen, rassistischen oder antisemitischen Inhalte die Spielenden erreichen.

Roblox ist kein eigenständiges Spiel mit eigener Geschichte, sondern eine Plattform, auf der sich zahlreiche meist kleinere Spiele spielen und sogar selbst entwickeln lassen. Mehrere Millionen Menschen haben mehr als 40 Millionen Spiele für Roblox entwickelt. Die Community umfasst mehr als 200 Millionen mindestens einmal im Monat spielende, meist junge Menschen.

In Roblox stehen unzählige Spiele zur Auswahl, die sich in Art und Umfang stark unterscheiden. (© Roblox / Roblox Corporation / Screenshot by bpb.de)

Roblox verfügt nicht über ein einzelnes Spielziel. Spielende können eigene Spielwelten erstellen, verfügbare Spiele ausprobieren und mit anderen interagieren. Der Aufbau des Spielemenüs gleicht einem sozialen Netzwerk. Es gibt eine Profilseite, eine Freundesliste, einen Chat und einen virtuellen Marktplatz. Grundsätzlich ist der Zugang zur Roblox-Plattform kostenlos. Es ist lediglich eine kostenlose Registrierung notwendig. Dazu müssen Benutzername, Passwort, Geburtstag und Geschlecht angegeben werden.

Mit der Spielwährung „Robux“ lassen sich Spielvorteile und kosmetische Extras erwerben. (© Roblox / Roblox Corporation / Screenshot by bpb.de)

Roblox Studio: eigene Welten erschaffen

Darüber hinaus ist es in Roblox möglich, selbst kreativ zu werden und eigene Spiele im „Roblox Studio“ zu entwickeln und damit Geld zu verdienen. Die spielinterne Währung heißt „Robux“. Sie kann mithilfe von Pay Safe Cards oder anderer Bezahl-Systeme gekauft werden. Wird im eigenen Spiel virtuelles Geld ausgegeben, erhält man einen Anteil daran, welcher sich in echtes Geld umtauschen lässt.

Roblox Studio ist ein Editor für eigene Computerspiele. Diese können online mit anderen geteilt und gemeinsam gespielt werden. (© Roblox / Roblox Corporation / Screenshot by bpb.de)

Das Roblox Studio folgt einem Baukastenprinzip. Es ist, nach kurzer Eingewöhnungsphase, leicht und intuitiv bedienbar. Der Aufbau des Menüs wirkt recht vertraut und ähnelt dem Aufbau von Office-Anwendungen. Der Startpunkt kann eine völlig neue und somit leere Spielwelt sein oder aber eine bereits vorgefertigte. Danach beginnt der Entwicklungsprozess. Nun ist es möglich neue Gebäude, Pflanzen und Gebirge, weitere Spielcharaktere wie Händler oder Gegner sowie Abenteuer in dieser Welt zu platzieren. Zwischendurch lässt sich eine Sequenz zur Probe spielen, um sicherzugehen, dass die Spielinhalte miteinander richtig funktionieren. Nach Vollendung des Entstehungsprozesses muss lediglich auf einen Button geklickt werden und das Spiel steht der Welt zur Verfügung.

KurzinfosRoblox

  • Genre: Spielesammlung

  • Herausgeber: Roblox Corporation

  • Plattform: PC, iOS, Android, Playstation 4, Xbox One, Mac

  • Erscheinungsdatum: 27. Februar 2006

  • USK: nicht geprüft | IARC: ab 16 Jahren

  • bpb-Altersempfehlung: von konkretem Roblox-Spiel abhängig

Pädagogische Einordnung

Sowohl der Zugang zu den Spielen als auch das Vorankommen darin sind grundsätzlich kostenlos. Wem es jedoch nicht schnell genug geht, kann durch In-App-Käufe oder kostenpflichtige Mitgliedschaften die Ausgestaltung und Entwicklung seines Avatars beschleunigen. Rund 10.000 Robux kosten beispielsweise um die 120 Euro. Damit lassen sich viele verschiedene Gegenstände wie Kleidung, Ausrüstung sowie weiterer Accessoires erwerben, die der Spielfigur entweder einen Vorteil verschaffen oder sie einfach nur optisch verändern. Besondere Sammelobjekte oder sogenannte Community-Schöpfungen kosten durchaus mehrere Zehntausende Robux und werden damit zu einem virtuellen Statussymbol. Die spielinterne Währung ist somit sehr bedenklich, da die Kosten und finanziellen Ausmaße realitätsfern sind und Kinder und Jugendliche ein verzerrtes Bild hinsichtlich ihrer In-Game-Investitionen entwickeln könnten. Da in Roblox In-App-Käufe möglich sind, ist es ratsam, diese im jeweils genutzten Store (zum Beispiel Google Play) mit einem Passwortschutz zu versehen oder zu deaktivieren.

Zeitlich ein Fass ohne Boden

Bereits während der ersten Spielstunden wird zunehmend deutlich, dass die Spielzeit sich schnell ausdehnt. Aufgrund der verhältnismäßig niedrigen Spielanforderungen klickt man sich über die gesamte Spielzeit durch verschiedene Welten, sammelt Münzen und Weiteres, tauscht diese gegen bessere Ausrüstungsgegenstände, erlernt neue Talente, setzt diese ein, gelangt an seine Grenzen, investiert wieder, und so weiter. Zwischendurch duelliert man sich mit anderen, tauscht Haustiere oder zieht, wie im Mini-Spiel „Ninja-Legends“, gegen einen gemeinsamen Gegner ins Feld. Wem das alles noch nicht ausreicht, der springt mit seinen eindrucksvollen Doppel- und Dreifachsprüngen von Wolke zu Wolke und versucht, die immer höher gelegenen Ebenen zu erreichen. Nach acht Stunden Spielzeit könnte man über Vieles berichten, passiert ist de facto allerdings nichts. Die Beliebigkeit der Spielwelten stellt sich als wahrer Zeitfresser heraus. Somit birgt Roblox besonders für jüngere Kinder das Risiko, diese vollends in seinen Bann zu ziehen.

Extremistische und gewaltsame Inhalte

Die große Stärke von Roblox ist seine Vielfalt: Es gibt Angebote für jeden Geschmack und Anspruch. Doch bei näherer Betrachtung der Inhalte fällt auf, dass mitunter auch moralisch fragwürdige oder aus Sicht des Jugendmedienschutzes jugendgefährdende Inhalte jeder Altersstufe zugänglich sind. Mit „ab 16 Jahren“ eingestufte Roblox-Spiele sind beispielsweise auch Grundschulkindern zugänglich, selbst wenn diese ihr Alter wahrheitsgemäß angegeben haben. Zwar werden die Konten der Spielenden je nach deren Alter gekennzeichnet, jedoch wird dadurch lediglich die automatische Chatfilterung aktiviert.

HintergrundWarum Roblox nicht von der USK geprüft ist

Roblox ist ein reines Online-Spiel, das nicht auf einem physischen Datenträger erschienen ist. Interner Link: Daher musste es bei der Unterhaltungskontrolle Selbstkontrolle (USK), die in Deutschland für Prüfung der auf physischen Datenträgern erscheinenden Games verantwortlich ist, nicht eingereicht werden.

Es gibt im Netz zahlreiche Quellen, Externer Link: darunter auch die deutsche Wikipedia, die dennoch für Roblox das USK-Siegel "ab 12 freigegeben" anzeigen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Externer Link: sich die USK an der International Age Rating Coalition, kurz IARC, beteiligt. Diese bietet für Online-Spiele die Möglichkeit, über einen Selbsteinschätzungs-Fragebogen ersatzweise ein rechtlich nicht bindendes Label zu erhalten. Über diesen Fragebogen hat Roblox zunächst eine "USK 12" erhalten, dieses Ergebnis wurde jedoch Externer Link: vom IARC-Ausschuss der USK im Januar 2025 auf "USK 16" nach oben korrigiert. Roblox hat jedoch weiterhin Externer Link: nicht den USK-Prüfprozess durchlaufen und hat keine rechtsverbindliche Altersfreigabe durch die zuständigen Ständigen Vertreter der Obersten Landesjugendbehörden erhalten.

Da für eine Alterseinstufung der aus Jugendschutzsicht problematischste Inhalt entscheidend ist und Roblox aus Millionen von verschiedenen Spielen besteht, und täglich neue hinzukommen, wäre eine vollständige Prüfung und staatliche Alterseinstufung auch schwer möglich.

Im Gegensatz zu anderen Entwickler-Studios setzt Roblox auf eine Mischung aus technischen Sicherheitsmaßnahmen, integrierten Meldesystemen, gefilterten Chaträumen sowie Einstellungsoptionen für Eltern. Diese können die Account-Einstellungen und -Aktivitäten der Kinder mitverfolgen und eingrenzen. Unerwünschten Kontakten als auch den Ingame-Käufen kann somit Einhalt geboten werden. Zu diesem Zweck empfiehlt es sich, die Profileinstellungen gemeinsam vorzunehmen. Eltern sollten jedoch bedenken, dass sich Kinder jederzeit kostenlos einen neuen Account erstellen und damit die eingestellten Beschränkungen umgehen können.

Selbst mit aktiven Sicherungsfunktionen wird leider nicht vollends verhindert, dass Kinder und Jugendliche mit beispielsweise rassistischen und antisemitischen Inhalten in Berührung kommen. Im Spiele-Menü befinden sich diverse Shooter, Horror-Games und Survival-Adventure-Games. Die Bandbreite an jugendgefährdenden Inhalten ist mannigfaltig. Sie reicht von extremistischen User-Namen, bis hin zu ungeeigneten Vorschaubildern, tendenziösen Spielbeschreibungen sowie Aufgaben und Inhalten in den Spielen selbst. So benennen sich einzelne User nach der Berliner Neonaziband „Landser“ und veröffentlichen in ihren Spielewelten die entsprechende Musik.

Anbahnung sexueller Missbrauchsversuche im SpielRisiko Cyber-Grooming in Roblox

In Roblox begegnen Kinder und Jugendliche vielen fremden Avataren, hinter denen sich durchaus auch Erwachsene verbergen können. Diese Anonymität machen sich vermehrt Erwachsene zunutze, Externer Link: die mit pädophiler Absicht Kontakt zu Minderjährigen suchen. Das Schema läuft meist so ab, dass zuerst – auch über einen Zeitraum von mehreren Monaten – eine Online-Beziehung aufgebaut wird, Nacktfotos verlangt werden und das Opfer schließlich damit erpresst wird. Kinder sollten für dieses Risiko sensibilisiert werden. Externer Link: Plattformen wie das Internet-ABC bietet hierzu Hilfestellungen an.

Auch von sexuell anstößigen Inhalten wird immer wieder berichtet. Eltern und pädagogisch Tätige stehen also vor der schwierigen Aufgabe, den Überblick darüber zu behalten, welche konkreten Spiele ihre Kinder in Roblox spielen, und mit ihnen über problematische Inhalte zu sprechen.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Quelle: https://lionadegames.com/de/wie-viele-spiele-gibt-es-in-roblox/

  2. Quelle: https://platzpirsch.at/wie-viele-leute-spielen-roblox

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Sozial- und Medienpädagoge (M.A.). Von 2011 bis 2014 Mitarbeiter im Institut Spielraum-Institut zur Förderung von Medienkompetenz sowie im Institut für Medienforschung und Medienpädagogik an der TH Köln. Seit 2014 Gastdozent der Akademie der kulturellen Bildung des Bundes und des Landes NRW. Bis 2018 verantwortlich für das Spieletester-Angebot „Games4Kalk“ in der Stadtteilbibliothek Köln-Kalk in Zusammenarbeit mit der Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW. Im September 2016 durch den deutschen Bibliotheksverband (DBV) zum „Bibliothekshelden“ ausgezeichnet. Seit 2019 Bildungsreferent und freier Autor.