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Brawl Stars | Reihen | bpb.de

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Brawl Stars Aus pädagogischer Sicht

Christopher Wandel Matthias Thanos

/ 6 Minuten zu lesen

Dieses mobile Echtzeit-Strategiespiel besticht mit einem einfachen Einstieg und kurze, rasante Spielrunden. Wer dabei echtes Geld einsetzt, kommt schneller voran und ist im Vorteil gegenüber anderen.

Die Cartoon-artige Aufmachung von Brawl Stars spricht vor allem Teenies an. So nannten es 2024 immerhin 22% aller 12- bis 13-Jährigen als Lieblingsspiel (Quelle: JIM-Studie 2024, mpfs). (© Brawl Stars / Supercell / eigener Screenshot)

Zusammenfassung

Kinder und Eltern sollten sich nicht von der Cartoon-artigen Aufmachung täuschen lassen. Brawl Stars sollte nicht unter 12 Jahren gespielt werden, denn es bedarf eines gewissen Entwicklungsstandes, damit Kinder und Jugendlichen die Tücken des Belohnungs- und Bezahlsystems erkennen.

Das Spiel startet direkt mit einem Tutorial, eine Registrierung ist nicht notwendig. Die Steuerung und die grundlegenden Spielmechanismen sind recht überschaubar, mit dem linken Daumen wird die Spielfigur, der sogenannte Brawler, gesteuert, mit dem rechten Daumen wird die jeweilige Waffe abgefeuert. Außerdem verfügt jede Figur über eine individuelle Spezialfähigkeit, die ebenfalls gelegentlich zum Einsatz kommen kann. Ein Ladebalken signalisiert, ab wann die Attacke erneut bereit ist.

Spielmodi (Auswahl)

Nach Abschluss des Tutorials geben wir uns erst einmal einen Namen, um danach an der ersten Runde „Juwelenjagd“ teilzunehmen. Gemeinsam mit zwei weiteren Personen treten wir als Team Blau gegen das ebenfalls dreiköpfige Team Rot an. Ziel der Spielrunden ist es, jeweils zehn Juwelen einzusammeln und diese bis zum Ende zu behalten. Sterben wir, verlieren wir die Steine wieder und müssen erneut beginnen zu sammeln. In der stark umkämpften Mitte des Spielfelds gibt es eine Mine, die in regelmäßigen Abständen einzelne Juwelen ausspuckt. Wer durch eine gegnerische Waffe getroffen wurde, kann sich in hohe Gräser zurückziehen, um dort in Sicherheit verlorene Lebenspunkte zu regenerieren.

Alleine oder gemeinsam treten wir gegen Menschen aus der ganzen Welt an. (© Brawl Stars / Supercell / eigener Screenshot)

Nach einigen gewonnenen Runden können Belohnungen wie zum Beispiel neue Spielfiguren, Ränge oder Ausrüstung freigeschaltet werden. Auch der Spielmodus „Brawlball“ muss erst erspielt werden. Dieser ähnelt einem Fußballspiel: Es gibt zwei Mannschaften und der Ball muss ins jeweils gegnerische Tor. Gerät eine Spielfigur in Ballbesitz, kann sie sich mit dem Ball über das Feld bewegen und ihn schießen. Während dieser Zeit ist es nicht möglich, andere zu attackieren.

Das Ziel von „Tresorraub“ hingegen ist es, den jeweils gegnerischen Tresor zu zerstören. Das Spielprinzip dahinter ähnelt Capture The Flag, welches sich seit mindestens zwanzig Jahren reger Beliebtheit erfreut. Brawl Stars adaptiert also bekannte Spielprinzipien, um eine höhere Vielfalt an Spielweisen anzubieten.

KurzinfosBrawl Stars

  • Genre: Strategie, MOBA

  • Herausgeber: Supercell

  • Plattform: iOS, Android

  • Erscheinungsdatum: 12. Dezember 2018

  • USK: nicht geprüft | IARC, Google Play Store: ab 12 Jahren | Apple App Store: ab 9 Jahren

  • bpb-Altersempfehlung: ab 12 Jahren

Pädagogische Einordnung

Schnell wird deutlich, dass neben dem eigentlichen Spielspaß die Aufwertung, Ausrüstung sowie das Sammeln weiterer Brawler im Vordergrund stehen.

Für den schnelleren Aufstieg können Juwelen im Shop gegen Echtgeld erstanden werden. (© Brawl Stars / Supercell / eigener Screenshot)

Die Bezahl-, Tausch und Auszeichnungssysteme sind überaus komplex. Bei den vielen verschiedenen spielinternen Währungssystemen ist es schwierig herauszulesen, was davon nun mit echtem Geld gekauft werden kann. Tatsächlich sind lediglich „Juwelen“ direkt mit Echtgeld zu erstehen, diese lassen sich innerhalb des Spiels wiederum in Münzen, Skins, XP-Boni oder Brawler eintauschen. Die Preise für diese Juwelen sind hoch. Zusätzlich können kostenpflichtige Abonnements verschiedener Stufen („Brawlpass“ / „Brawlpass Plus“) abgeschlossen werden. Das Freispielen von Inhalten, ohne dafür echtes Geld zu investieren, dauert sehr lange und wirkt sich ab einem gewissen Zeitpunkt auf den eigentlichen Spielspaß aus – weil es einfach keinen Spaß macht zu sehen, wie andere spürbar schneller vorankommen als man selbst oder man gegen besser ausgestattete Gegner verliert.

Gruppendynamiken & Kommerzialität

Da es seitens Supercell nicht nur gewünscht ist fleißig zu spielen, sondern gleichermaßen Neulinge an Brawl Stars heranzuführen, ist es auf sehr unkomplizierte Weise möglich, sich mit Bekannten zu verbinden und gemeinsam zu spielen. Da alle über eine eigene Spieler-ID verfügen, können diese im Freundeskreis ausgetauscht werden, um sich anschließend innerhalb des Spiels schnell und unkompliziert zusammenzufinden.

Mithilfe der „Spieler-ID“ können Bekannte schnell gefunden werden. (© Brawl Stars / Supercell / eigener Screenshot)

Wer gerne und regelmäßig zusammen spielt, kann einen eigenen Brawl Stars Club gründen oder einem bestehenden Club beitreten. Hierbei besteht nicht nur die Möglichkeit des gemeinsamen Spielens. Es ist auch möglich, über ein entsprechendes Chatfenster miteinander zu kommunizieren und sich während der Spielrunde besser zu koordinieren. Laden Neulinge, die von uns angeworben und eingeladen wurden, ihr Konto mit echtem Geld auf, erhalten wir eine Belohnung. Hierbei besteht innerhalb des Freundeskreises die Gefahr, dass Druck untereinander ausgeübt wird, endlich Juwelen im Shop zu kaufen, damit man selbst eine weitere Belohnung erhält. Eltern sollten daher das mitunter heimtückische Bezahl- und Belohnungssystem mit ihren Kindern thematisieren und verbindliche Absprachen darüber treffen, ob In-App-Käufe getätigt werden dürfen oder nicht. Eltern können diese meist im jeweiligen App-Store sperren und/oder darauf achten, dass dort keine Zahlungsmethoden (wie zum Beispiel Kreditkartendaten) hinterlegt sind. Gegebenenfalls empfiehlt es sich auch, im Fall eines gemeinsam spielenden Freundeskreises den Kontakt zu den anderen Eltern zu suchen, um eine gemeinsame pädagogische Haltung zu finden.

Da es sich sowohl bei den Minispielen als auch beim Sammeln und Optimieren von Brawlern um permanente Wettstreit-Szenarien handelt, kann es zu Spannungen und Leistungsdruck kommen. Und da nichts so sehr eint wie ein gemeinsamer Feind, können Phänomene wie Hate Speech und Cyber Mobbing die Folgen sein. Zwar ist der Chat deaktiviert, wenn beim ersten Starten ein Alter von unter 16 Jahren angegeben wurde; diese Altersangabe wird jedoch vom Anbieter Supercell in keiner Weise kontrolliert.

Risiko Cybergrooming

Wer kein Teil eines bestehenden Clubs ist, der wird wild mit anderen zusammengewürfelt. Auch hierbei kann über das Chatfenster miteinander geschrieben werden, wobei auf diese Weise natürlich nicht nachvollzogen werden kann, um wen es sich auf der anderen Seite handelt. So wie auch wir unsere Identität verschleiern, so ist das auch allen anderen möglich. Diese anonyme und spielbasierte Kommunikationsform hat, wie auch im Fall der Messengerdienste, mitunter zur Folge, dass Kinder und Jugendliche auch mit Erwachsenen in Kontakt geraten können, die vorgeben, ebenfalls minderjährig zu sein. Wenn diese Herangehensweise pädosexuell motiviert ist, spricht man hierbei von „Cyber-Grooming“. Eltern sollten ihre Kinder über diese Problematik aufklären und als Vertrauenspersonen ansprechbar sein, wenn das Kind zum Ziel wird. Dabei ist es besonders wichtig, nicht mit Verboten zu drohen, um diese Vertrauensbasis nicht zu gefährden. Weitere Informationen zu diesem Thema werden auf Plattformen wie Externer Link: klicksafe.de, Externer Link: handysektor.de oder Externer Link: bei der Bundesbeauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs angeboten.

Mehr als nur ein Spiel für zwischendurch

Die wenige Minuten kurzen und sehr schnellen Spielrunden sind mit gemischten Gefühlen zu betrachten. Sicherlich fällt es nach kurzen Abschnitten leichter, einen zufriedenstellenden Ausstieg aus dem Spiel zu gewährleisten. Im Vergleich zu komplexeren Spielen, bei denen Missionen sich auch mal über einen Zeitraum von mehr als einer Stunde ziehen können, sollte es Eltern hierbei deutlich leichter fallen, einen gütlichen Abschluss der Spielphase auszuhandeln. Doch gilt es auch hierbei zu beachten: Die vielen kurzen und beliebigen Runden schaffen es gleichermaßen, das Gefühl für Raum und Zeit zu verlieren und sich schlichtweg dem Flow-Erlebnis hinzugeben. Unter Berücksichtigung des komplexen Belohnungs- und Bezahlungssystems ist es bereits nach kurzer Spielzeit nicht mehr ohne Weiteres möglich zu sagen, wie lange man eigentlich gespielt hat.

Belohnungs- und Bezahlsystem

In Brawl Stars geht es um weitaus mehr, als bloß Runde für Runde mit Freunden eine einfache und stimmungsvolle Arena-Spiel-Sammlung zu spielen. Da das Spielprinzip endlos ist, geht es vielmehr darum, eine Sammlung von Brawlern zusammenzustellen und diese möglichst schnell zu optimieren. Sei es durch eine entsprechende Ausstattung, individuelles Aussehen (Skins) oder das Optimieren der jeweiligen Fähigkeiten. Gerade im Wettstreit mit der Community entfaltet der Sog des Spiels seine Wirkung.

Brawl Stars kombiniert geschickt die Spielweisen bekannter Games-Klassiker mit dem Prinzip der Sammelkartenspiele. Die typische Optimierung des eigenen Kartendecks und das Herausfordern anderer fand auch schon vor Brawl Stars, vor der Erfindung von Smartphones und Apps und sogar vor der Erfindung des Internets statt und erfreut sich bis heute großer Beliebtheit. Bei Brawl Stars handelt es sich also um eine Sammlung und Zusammenstellung alt bewährter und erfolgreicher Spielprinzipien. Das Spiel macht sich dabei jedoch komplexe und mannigfaltige Belohnungs- und Bezahlsysteme zu eigen. Diese Inhalte und Mechanismen zielen darauf ab, die Spielenden möglichst lange im Spiel zu halten und ihnen dabei möglichst viel Geld zu entlocken.

Fussnoten

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Matthias Thanos absolvierte ein Magisterstudium der Politischen Wissenschaften, Geschichtswissenschaften und Wirtschaftspolitik in Bonn. Seit Dezember 2014 ist er wissenschaftlicher Referent im Fachbereich Zielgruppenspezifische Angebote der bpb. Er leitet für die bpb unter anderem die Eltern-LAN, eine an Eltern und pädagogische Fachkräfte gerichtete medienpädagogische Veranstaltungsreihe zum Umgang mit digitalen Spielen. 2016 hat er den „bpb:Game Jam“ ins Leben gerufen, eine dreitägige Veranstaltung, auf der Spieleentwicklerinnen und Spieleentwickler unter Zeitdruck Prototypen digitaler Spiele entwickeln, die für die politische Bildung eingesetzt werden können.