Minecraft hat sich mittlerweile über 300 Millionen Mal verkauft und ist seit Jahren das bei Kindern und Jugendlichen beliebteste Game überhaupt. Worum geht es bei Minecraft, was tut man da genau und warum übt es eine solche Faszination aus? Und was sollten Eltern beachten, wenn ihr Kind Minecraft spielt?
Das Spielprinzip
Minecraft bietet eine frei begehbare 3D-Welt, die vollständig aus 1 m³ großen virtuellen Blöcken besteht. Alle Blöcke können in der Spielwelt abgebaut (englisch: „to mine“) und daraus etwas Neues erschaffen (englisch: „to craft“) werden – ähnlich einer riesigen Lego-Welt. Es kann sogar sehr tief in die Erde gegraben werden, wo Bodenschätze wie Eisenerz und Kohle warten, die zu Werkzeugen weiterverarbeitet werden können. Bei all dem gibt es kein konkretes Spielziel, stattdessen kann die Welt frei erkundet, nach den eigenen Wünschen verändert und urbar gemacht werden. Soll es eine einsame Burg auf einem Hügel sein, ein Bauernhof oder eine antike Pyramide? In Minecraft sind der eigenen Fantasie kaum Grenzen gesetzt.
Jedoch bevölkern auch Monster die Spielwelt und stellen insbesondere nachts oder unter Tage eine Bedrohung dar. Es müssen Nahrungsmittel gefunden, Waffen hergestellt und Gegner wie Skelette oder die berühmt-berüchtigten grünen Creeper, die bei Berührung explodieren, bekämpft werden.
Neben der fortlaufend generierten und praktisch unendlich großen Oberflächenwelt, die aus abwechslungsreichen Landschaften wie dichten Wäldern, verschneiten Bergen, Sumpfgebieten, Wüsten, Meeren und weiteren Biomen besteht, und der riesigen unterirdischen Welt mit ihren weitläufigen Höhlensysteme, gibt es die „Nether“ genannte Parallelwelt, die nur mittels spezieller Dimensionstore erreicht werden kann. Dort schweben riesige Geister umher, Lavaseen erschweren das Fortkommen, und schweinsähnliche Krieger patrouillieren durch düstere Festungen.
Wegen des offenen Spielprinzips, der riesigen Spielwelt und den vielfältigen Baumöglichkeiten wird das Spiel selten langweilig und ist nie ganz zu Ende. Mehrere Hundert Stunden Spielzeit sind keine Seltenheit.
Die Spielversionen: Java-Edition und Bedrock-Edition
Die ursprüngliche, heute „Java Edition“ genannte Version von Minecraft (nur für Windows, MacOS und Linux) wurde im Laufe der Zeit um immer mehr Materialien und Gegenstände erweitert, mit neuen Tierarten und Gegnern bevölkert und abwechslungsreicher gestaltet. Sie stellt im Grunde die Basis-Version von Minecraft dar, die das oben vorgestellte Spielprinzip in Reinform anbietet.
2015 wurde die parallel dazu entwickelte, heute „Bedrock Edition“ genannte Version für Windows veröffentlicht, die in den Folgejahren ebenfalls für Smartphones und Konsolen herausgegeben wurde, dort jedoch nur „Minecraft“ heißt. Die Bedrock-Edition hat sich damit in den letzten Jahren zur Standard-Version auf vielen Plattformen entwickelt, weicht allerdings in einigen Bereichen von der klassischen Minecraft-Erfahrung ab.
Die Bedrock-Edition enthält zwar die geschilderten Elemente der Java-Edition, ist jedoch über zahlungspflichtige Zusatzinhalte aus dem „Minecraft Marketplace“ in vielfältiger Weise erweiterbar. In diesem spieleigenen Shop gibt es beispielsweise eine offizielle Star-Wars-Abenteuer-Spielwelt für rund 8€ zu kaufen, die die Spielfigur bekannte Storys aus den neueren Star-Wars-Filmen nacherleben lässt. Neben diesen und vielen weiteren Themenwelten gibt es eine große Fülle an alternativen Skins (kosmetische Variationen der eigenen Spielfigur), Modifikationen und Inhalten, die teils vom Hersteller, teils von anderen Usern stammen. Abgerechnet wird über die spieleigene Währung „Minecoins“, die mittels Echtgeld gekauft werden muss und die die Umrechnung in Euro erschwert. Die Preise pro Bonusinhalt rangieren meist zwischen umgerechnet zwei und zehn Euro.
Die in der Bedrock-Edition empfohlenen Online-Server bieten eine große Anzahl an Mini-Spielen, die von Escape-Szenarien über Rollenspiele bis hin zu aus Spielen wie Fortnite bekannten Battle-Royale-Arenen reichen. Diese Mini-Spiele folgen dem sogenannten „Free-to-Play“-Prinzip: sie sind fürs Erste kostenlos spielbar, versuchen aber immer wieder, die Spielenden zu Extrakäufen zu bewegen. Es werden beispielsweise schnellere Upgrades, bessere Werkzeuge und stärkere Waffen angeboten, die klare Spielvorteile gegenüber Nichtzahlenden darstellen und daher besonders hohe Kaufanreize setzen.
KurzinfosMinecraft
Genre: Sandbox
Herausgeber: Mojang Studios, Xbox Game Studios
Plattform: Windows, macOS, Linux (Java-Edition) und Windows, Android, iOS, Xbox One, Xbox Series X/S, PlayStation 4, Nintendo Switch, iPadOS, ChromeOS, Fire OS (Bedrock-Edition)
Erscheinungsdatum: 18. November 2011
USK: ab 6 Jahren
bpb-Altersempfehlung: ab 6 Jahren (Java-Edition) und ab 12 Jahren (Bedrock-Edition)
Pädagogische Einordnung
Minecrafts Faszination speist sich aus der riesigen, frei erkundbaren Spielwelt, den selbstgesteckten Bauzielen und – im Mehrspielermodus – der sozialen Interaktion auf den Online-Servern. Dass es keine Story gibt, die durch das Spiel leitet, ist für Außenstehende oft schwer nachvollziehbar, sorgt aber für ungeahnte Freiheiten und letztlich dafür, dass sich die Story aus den zufälligen Begegnungen im Spiel ergibt.
Dabei steht oft die Zusammenarbeit im Zentrum, beispielsweise um gemeinsam große Bauprojekte zu verwirklichen. Es ist zwar möglich, einander anzugreifen, das kommt im Rahmen der Java-Edition aber kaum außerhalb von speziell dafür modifizierten, inoffiziellen Online-Servern vor. Im Vordergrund steht stattdessen meist das gemeinsame Gestalten der Spielwelt.
Eltern sollten jedoch die Spielzeit ihrer Kinder im Blick haben. Da das Spiel nie zu Ende ist und so viel zu tun bietet, droht es schnell, zur zentralen Freizeitbeschäftigung zu werden. Bevor andere Interessen verdrängt und (Entwicklungs-)Aufgaben vernachlässigt werden, sollten Eltern einschreiten und die Spielzeiten begrenzen.
Zwar ist Minecraft von der USK bereits ab 6 Jahren freigegeben, jedoch bedeutet das nicht, dass das Spiel pädagogisch betrachtet in diesem Alter sinnvoll ist. In Kombination mit der morgendlichen Schule kann bei ausufernden Spielzeiten zu wenig Zeit für andere Aktivitäten wie z.B. Sport oder das Treffen mit Gleichaltrigen übrigbleiben.
In der Java-Edition ist Minecraft inhaltlich weitgehend unbedenklich: Es gibt zwar Monster, diese muten in ihrer Klötzchenhaftigkeit jedoch eher lustig als gruselig an. In dieser Version stehen das Erkunden, Experimentieren und Bauen im Vordergrund.
Vorsicht bei der Bedrock-Edition
Anders verhält es sich mit der Bedrock-Edition: Gerade die empfohlenen Online-Server mit ihren Dutzenden Mini-Spielen haben mit dem eher kreativen Basisspiel wenig gemein und verlegen das Genre teils drastisch in Richtung Horror oder Battle Royale. Bei Letzterem geht es darum, alle anderen Spielfiguren zu eliminieren.
Diese „Minigames“ fordern zudem häufig dazu auf, Gegenstände, Upgrades oder andere Inhalte für Echtgeld zu erwerben. Da damit oft handfeste Spielvorteile, auch gegenüber anderen Spielenden, verbunden sind, ist der Kaufanreiz entsprechend groß. Diese Free-to-Play-Kommerzialisierung ist hier sehr präsent, zielt teils auf die kindliche Unbedarftheit ab und lässt erhebliche Zweifel an der Eignung der Bedrock-Edition für Kinder aufkommen.
Die Java-Edition ist nur für den PC verfügbar und wird, Stand 2025, nur noch im Bundle mit der Bedrock-Edition angeboten. Das macht es schwierig, das Spielen der Java-Edition zuzulassen, den Zugang auf die Bedrock-Edition jedoch zu beschränken.
Zumindest sollten Eltern darauf achten, dass keine unbegrenzten Bezahlmethoden wie Kreditkarten im Shop hinterlegt sind. Es können stattdessen Prepaid-Systeme (z.B. Guthabenkarten) genutzt werden oder eingegebene Kreditkartendaten nach jedem Kauf wieder gelöscht werden.
Eine interessante Alternative kann Externer Link: „Luanti“ (ehemals „Minetest“) darstellen, welches vollständig kostenlos ist, keine Werbung beinhaltet und den Fokus weiterhin auf die ursprüngliche, kreativitätsfördernde Spielidee legt.