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Bilder vom 21. August 2018. 50 Jahre nach der Militärintervention von 1968 wurde in Prag auf vielerlei Weise an die Geschehnisse von damals erinnert - und mit aktuellen Bezügen demonstriert. Ein Fotostreifzug von Holger Kulick
Am Morgen des 21. August 2018, dem 50. Jahrestag der Okkupation der CSSR durch rund 400.000 Soldaten des Warschauer Pakts 1968, waren zunächst nur
wenige Spuren im Stadtbild Prags wahrnehmbar, die an das damalige Geschehen erinnerten. Dieser Rentner aus einer nahen Kleinstadt durchstreifte demonstrativ mit einer tschechischen Fahne die heute stark von Touristen geprägte City und berichtete jedem, der ihn fragte, von seinen Erlebnissen als Jugendlicher vor 50 Jahren in der Tschechoslowakei. damals hätte ihn dies "sehr schockiert und traurig gestimmt", aber auch "entschlossen gemacht", politisch aktiv zu werden.
Einige Passanten fielen ebenfalls auf - mit Buttons, die an das Jahr 1968 erinnerten oder kleinen Banderolen am Revers mit der blau-rot-weißen
Flaggenfarbe Tschechiens.
Buchhandlungen präsentierten eine Reihe Neuerscheinungen, die sich mit der Okkupation des Landes 1968 durch die Truppen des Warschauer Pakts
befassen, darunter Titel wie "Okkupadce 1968", ein Sachbuch, in dem alphabetisch aufgelistet wird, welche Kommandeure und Militäreinheiten sich 1968 in welcher Form beteiligten.
Vorreiter für den Wandel in der CSSR 1967/68 waren sehr viele Künstler, insbesondere Musiker. Auch daran erinnerten Schaufenster von Buch- und
Plattenläden in Prag..
Auch alle tschechischen und slowakischen Tageszeitungen machten 1968 zum Aufmacher und behandelten das Thema auf mehreren Seiten, mit Grafiken,
Zeitzeugen-Interviews, Berichten von Gedenkfeiern und Fotostories über Situationen damals - und die gleichen Orte im Licht von heute.
Auch im tschechischen Fernsehen gab es punktuell Schwerpunktsendungen, die sich mit der Rekonstruktion des Geschehens von damals und dem Gedenken
heute beschäftigten.
Einen Zeitsprung zurück ermöglichten auch mehrere Prager Galerien und Museen mit Reportage-Fotos vom 21. August 1968. Diese Ausstellung organisierte
das Museum für Kommunismus in Prag, eine weitere präsentierte die tschechischen Nationalgalerie.
Dieses Foto von Vaclav Touzimsky zeigt einen sowjetischen Panzer, der den Arkadengang eines Hauses in der Prager Altstadt zerstört.
Zeitsprung 50 Jahre zurück auch in Prags Fußgängerzone. Die Fotos des ehemaligen Fernseh-Kameraassistenten Milan Linhart wurden am 50. Jahrestag
des 21. August 1968 öffentlich in der Prager Innenstadt ausgestellt.
Die Bilder aus dem August 1968 wirken heute wie aus einer anderen Welt - als Ideologen Menschen beherrschen wollten.
Auch Musiker hielten Erinnerungen an 1968 wach, tonangebend auf einer Bühne in Prags Innenstadt die Band "Aktual" des heute noch engagierten
Prager-Kunstprofessors Milan Knizak, der seit 1962 ein populärer Fluxus-Künstler in der CSSR ist..
Auch Gäste aus der Bundesrepublik traten bei den Prager Gedenkveranstaltungen auf. Der Berliner Vorsitzende einer Initiative für ein Denkmal für
Martin Luther King jr., Michael Schulz, hier neben der tschechisch-deutschen Politologin Eugenie Trützschler, erinnerte an den Einfluss des amerikanischen Bürgerrechtlers Anfang der 60er Jahre auch in der CSSR und DDR. Dessen Philosophie des gewaltfreien Proteste habe damals dort zahlreiche Menschen geprägt. Schulz berichtete auch, wie er 1967 und 1968 Demonstrationen und Konzerte populärer tschechoslowakischer Bands in Ost-Berlin und Prag besuchte, darunter die "Primitive Groups", Deren Engagement und späteres Verbot hätten ihn maßgeblich politisiert. Dies musste der damals 17-jährige jedoch mit dem Rauswurf aus seiner Ost-Berliner Schule bezahlen.
Am Rande auch Fotos aus der Gegenwart. Demonstranten aus der Ukraine erinnerten an den Krieg russischer Invasoren in der Ostukraine.
Am Abend des 21. August 2018 sammelten sich zahlreiche Bürger Prags auf dem zentralen Wenzelsplatz. Anlass war eine öffentliche Gedenkveranstaltung,
organisiert vom tschechischen Rundfunk. Ist der Kommunismus wirklich vorüber, fragte ein Demonstrant.
Und heute? Am Abend des 21. August 2018 versammelten sich etwa 100.000 Menschen auf dem Wenzelsplatz in Prag, verfolgten Zeitzeugengespräche, sahen
Filmaufnahmen aus dem August 1968 und erinnerten mit einem Konzert namhafter Showstars an populäre Songs während der Aufbruchsstimmung im Land vor 50 Jahren. Gesungen wurden am Ende auch die Hymnen von Tschechien und der Slowakei.
Hier Stationen des Abends im Detail: Drei Stunden dehnte sich das Programm, dass geduldig verfolgt wurde, mehrfach wurden einzelne
Zeitzeugenreflektionen mit Applaus bedacht, insbesondere, wenn sie auch die Gegenwart einbezogen, dazu gehört die Sorge vor einem neuerlich expandierenden Russland.
Dieser Demonstrant erinnerte an eine Parole aus dem Jahr 1968 - "TASS (die damalige sowjetische Nachrichtenagentur) übertrifft Goebbels"...
Mehrere namhafte Musiker Tschechiens trugen Songs vor, die in der Zeit des Prager Frühlings besonders populär waren - als Ausdruck für die
Aufbruchstimmung von 1968 - bevor die Panzer des Warschauer Pakts kamen.
In eingeschobenen Spielszenen wurde die Okkupation der CSSR abstrakt dargestellt.Trampolinspringer symbolisierten den Höhenflug und tiefen Fall der
Reformer, Blechmonster die einmarschierte Kriegsmaschinerie.
Am Ende gab es Applaus für eine versöhnliche Geste. Respektvoll wurden die tschechische und die slowakische Nationalhymne vorgetragen.
Und heute? Am Abend des 21. August 2018 versammelten sich etwa 100.000 Menschen auf dem Wenzelsplatz in Prag, verfolgten Zeitzeugengespräche, sahen
Filmaufnahmen aus dem August 1968 und erinnerten mit einem Konzert namhafter Showstars an populäre Songs während der Aufbruchsstimmung im Land vor 50 Jahren. Am Rande demonstrierte auch eine Facebook-Aktionsgruppe unter dem Banner "Die Okkupation ist jetzt", die Politikern aus der gegenwärtigen Regierung Tschechiens und aus Russland vorwirft, durch zunehmend populistische Machtpolitik die Demokratie in Tschechien erneut zu gefährden.
Zurück blieben an mehreren Plätzen, an denen Menschen durch die einmarschierten Truppen 1968 zu Tode gekommen waren, Blumen und Fotos.
Die meisten Todesopfer hatte es 1968 rund um das Prager Rundfunkgebäude gegeben, das Bürger gegen die anrückenden Panzer mit Blockaden verteidigen
wollten. Auch dort wurden 50 Jahre später Kränze niedergelegt und Gedenkreden gehalten, Prags russlandfreundlicher Präsident Zeman hatte aber eine Teilnahme abgesagt. Auch der Abendveranstaltung auf dem Wenzelsplatz blieb er fern.
Auch im Rundfunkgebäude wurden Fotos aus dem Jahr 1968 ausgestellt, die an die Intervention und ihre Opfer erinnerten.
Auch auf dem Wenzelsplatz blieben am nächsten Morgen noch zahlreiche Gedenkkerzen zurück.
Zwischen den Kerzen auch das das Symbol des Kommunismus - es ist zum Symbol militärischer Okkupation geworden.
Diese Stelle auf dem Prager Wenzelsplatz erinnert an den Selbstmord des Studenten Jan Palach im Januar 1969 - aus Protest gegen die sowjetischen
Besatzer. Palach war als lebende Fackel über den Wenzelsplatz gelaufen. Mit seiner schockierenden Tat hatte er die tschechoslowakische Öffentlichkeit aus ihrer Resignation wecken wollen, in der sie sich aus seiner Sicht sechs Monate nach der Besatzung der CSSR im August 1968 befand.
An Palachs Beisetzung hatten 1969 zahllose Menschen teilgenommen - ein stiller Protest gegen die Okkupation der CSSR.
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