Der Berliner Verein "Lichtjugend e.V." hat es sich zur Aufgabe gemacht, den interkulturellen und interreligiösen Dialog zu fördern und engagiert sich für die (Re-)Integration von ausländischen Mitbürgern in die deutsche Gesellschaft. Dazu gehört die Arbeit in Jugendgefängnissen und Jugendheimen, um sich dort um die Wiedereingliederung derjenigen zu kümmern, die in unserer Gesellschaft zu schnell abgestempelt werden. Zu diesem Zwecke ist "Lichtjugend e.V." seit seiner Gründungszeit im Jahre 2003 bewusst an die Gefängnisse herangetreten, um mit denjenigen vorwiegend muslimischen Jugendlichen zu arbeiten, die Religion als Ausflucht für ihre Straftaten zu instrumentalisieren versuchten. Hier stieß die herkömmliche Arbeit mit jugendlichen Straftätern schnell an ihre Grenzen.
Zu einer ähnlichen Einschätzung kamen auch die Gründer von "Lichtjugend e.V.", die es sich deshalb zu Aufgabe machten, "dort einen Beitrag zu leisten, wo die nicht-muslimische Mehrheitsgesellschaft nicht mehr ankommt." Hinter "Lichtjugend e.V." stehen junge, engagierte Menschen wie Chalid Durmosch. Er repräsentiert den Verein während der Tagung. Durmosch blickt selbst auf eine bewegte Vergangenheit während seiner Jugend in Neukölln zurück: "Ich hab früher selber viel Scheiße gebaut", erzählt er seinen aufmerksamen Zuhörern während des Weltcafés. Die Religion habe ihm damals sehr geholfen – so sehr, dass statt schiefer Bahn am Ende Abitur, Studium und nun sogar die aktive Prävention von Gewalt, gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Straffälligkeit standen. Im Team engagiert er sich seitdem ehrenamtlich für den Verein. Dabei erleichtert der geringe Altersunterschied sowie der gemeinsame Sozialisationshintergrun zwischen den Mitarbeitern und den Jugendlichen die Arbeit erheblich.
Religiöse Wissensbasis der Arbeit von "Lichtjugend e.V." ist ein neuerer Korankommentar (Risale-i Nur = Abhandlungen aus dem Lichte des Koran) des verstorbenen türkischen Gelehrten Said Nursi. Daraus leitet sich auch der Name des Vereins ab. Mit spiritueller Suche nach dem Sinn des Lebens hat das jedoch nichts zu tun, wie Durmosch direkt klarstellt: "Wir sind keine Sekte, sondern eine Bildungsinitiative." Philosophisch angehaucht seien viele der Diskussionen und Gespräche mit den Jugendlichen dann aber doch. Ziel sei es, die Jugendlichen zu befähigen, sich kritisch mit ihrer eigenen Religion auseinanderzusetzen und die Jugendlichen auf Widersprüche in ihrem bisherigen Handeln und ihrer Berufung auf den Islam aufzuzeigen.
Das Wissen über den Islam insgesamt haben sich die Mitarbeiter des Vereins zusätzlich autodidaktisch angeeignet. Diese Selbstständigkeit und der Eigenantrieb, gemeinsam mit ihrer Herkunft, machen den Kern ihrer Arbeit aus – die Mitarbeiter von "Lichtjugend e.V." haben in der Vergangenheit zum Teil ähnliches erlebt wie die Jugendlichen, die sie heute betreuen. Und diese Verbundenheit schafft das nötige Vertrauen für die gemeinsame Arbeit.
Der Verein "Lichtjugend e.V." ist schon mit verschiedenen Auszeichnungen geehrt worden. Zwischen 2009 und 2011 kooperierte der Verein mit der bpb. In einem Modellprojekt wurden damals Dialoggruppen an Brennpunktschulen gebildet. Das Besondere: Bei den Teamern handelte es sich um Muslime, die gemeinsam mit dem Co-Moderator, der aus dem Kreis der Schülerinnen und Schüler dazu kam, gemeinsam mit den Schülern über Probleme an ihrer Schule sprachen, um "die Jugendlichen dort abzuholen, wo sie stehen". Auch bei der zu trauriger Berühmtheit gelangten Rütli-Schule wurde "Lichtjugend e.V." konsultiert und in die Arbeit mit den Schülern eingebunden, da islamische Aufklärungs- und Antigewaltseminare an Berliner Schulen einen weiteren zentralen Bestandteil der Vereinsarbeit ausmachen. Weitere Informationen und Kontakt zum Verein erhalten Sie unter Externer Link: www.lichtjugend.de.