Die Präventionsarbeit für Jugendliche mit islamistischen Tendenzen ist ein vergleichsweise junges Feld in Deutschland. Eine viel längere Tradition hat hingegen die pädagogische Arbeit mit jugendlichen Rechtsextremisten. Seit über 20 Jahren wurde eine Reihe von Ansätzen erprobt, aus deren Erfahrungsschatz einige Parallelen zu Islamismusprävention gezogen werden können. Das liegt vor allem an einigen Gemeinsamkeiten, aus denen übertragbare Vorgehensweisen entwickelt werden könnten. Damit ist natürlich nicht gemeint, dass es sich bei Rechtsextremismus und Islamismus um die gleichen Phänomene handelt – deren Spezifika sollen nicht unbeachtet bleiben. Jedoch ist es lohnenswert zu überprüfen, welche Konzepte sich übertragen lassen.
Michaela Glaser und Susanne Johansson des Deutschen Jugendinstituts unterscheiden in der Präventionsarbeit zwischen zwei Feldern: Die Arbeit mit den sogenannten nicht radikalisierten Jugendlichen und die Arbeit mit jungen Menschen, die bereits Neigungen zu radikalen Strömungen entwickelt haben. Für beide Gruppen kann mit Einschränkungen von Ähnlichkeiten im Radikalisierungsprozess gesprochen werden:
Diversität von "Typen" und Verläufen, d.h. die Pluralität von biographischen Erfahrungen und Entwicklungswegen von Personen.
Ideologie für den Einstieg ist häufig nachrangig, oftmals ist aber ein Typus Radikalisierter in beiden Szenen erkennbar. Häufig sind es Führungspersönlichkeiten, für die das ideologische Interesse ein ausschlaggebender Grund für den Einstieg ist.
Großer Stellenwert sozialer Kontakte: Für den Einstieg besteht die Sehnsucht nach einer Gemeinschaft, hinzu kommen fehlende alternative Sozialbezüge.
Schwierige Lebenssituationen und die dadurch entstehende kognitive Öffnung für Radikalisierungsprozesse.
Durch ähnliche Rahmenbedingungen lassen sich natürlich auch in Maßen vergleichbare Arbeitsweisen und -erfahrungen darstellen. Als Anregungen dienen laut Glaser die Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit mit rechtsextremistisch orientierten Jugendcliquen, Trainings mit Gewaltstraftätern und "Ausstiegshilfen". Von Fall zu Fall sehen die Maßnahmen natürlich anders auch, weswegen regelrechte "Fallanamnesen" durchgeführt werden.
Insgesamt müssen die Ansätze aber noch weiter modifiziert werden, das machen Glaser und Johannson immer wieder deutlich - denn die Erfahrungswerte fehlen noch fast vollkommen.