Die Schule ist das Milieu, in dem sich die allermeisten radikalisierungsgefährdeten jungen Menschen Tag für Tag bewegen. Hier werden einerseits soziale Werte vermittelt, andererseits festigen sich Frustration und Ausgrenzung. Daher kommt der Schule als Ort der Prävention naturgemäß eine zentrale Rolle zu. Darüber diskutierten Karin Heremans, Leiterin eines Präventionsprogramms in der belgischen Region Flandern, und Kurt Edler, langjähriger Bundesvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik. Alle Beteiligten waren sich darin einig, dass eine Kultur von Verantwortung und Respekt in der Schule vermittelt werden muss. Dafür müssten die Grundlagen geschaffen werden, zum Beispiel mit transkulturellen Trainings. Im Plenum zeigt sich, dass die Kollegien lange nicht so heterogen wie ihre multikulturelle Schülerschaft sind. Das ergibt in der Praxis die Frage, für wen diese Trainings verstärkt angeboten werden sollten? Ein postkoloniales Bewusstsein sei unter Lehrerinnen und Lehrern nach wie vor die Ausnahme, merkte eine Teilnehmerin an. Weitere Probleme wurden laut: Manche junge Geflüchtete entwickelten kein Vertrauen in Institutionen, somit auch nicht in die Schule. Andernorts sei Rassismus zwischen migrantischen Schülergruppen ein großes Problem. Ein abschließendes Statement traf nochmal einen wunden Punkt: Braucht Identität kulturelle Differenzen oder nicht? Soll die Herkunft der Schüler eine Rolle spielen, oder sollen universelle Gemeinsamkeiten betont werden? Heremans verwies hier nochmals auf Reziprozität als einen Faktor, der für die Anfänge jeglicher Präventionsarbeit notwendig sei.
Referenten:
Karin Heremans, Koninklijk Atheneum Antwerpen GO!, Antwerp & Co–chair Radicalisation Awareness Network - Education (RAN edu)
Kurt Edler, Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik, Hamburg
Moderation: Sindyan Qasem, Westfälische Wilhelms-Universität Münster