Die NATO hat im Laufe ihrer bisherigen Geschichte insgesamt acht strategische Konzepte verfasst. Während des
Zwar veröffentlichen auch viele Staaten nationale Sicherheitsstrategien – Deutschland erstmals 2023
Von militärischen zu politischen Strategiepapieren
Die bisherigen acht strategischen Konzepte der NATO wurden bis auf das vierte einstimmig vom Nordatlantikrat verabschiedet. Allerdings unterscheiden sich die während des Kalten Kriegs verabschiedeten strategischen Konzepte in ihrem Entstehungsprozess, ihren Adressaten und ihren Funktionen deutlich von denen, die nach 1990 verabschiedet wurden. Vor 1990 wurden sie von militärischen Gremien, in der Regel dem NATO-Militärausschuss (Military Committee, daher die Dokumentkürzel „MC“) erstellt und vom Nordatlantikrat verabschiedet. Sie hatten eher den Charakter von militärstrategischen Dokumenten und wurden damals nicht veröffentlicht.
Mit der stärkeren politischen Ausrichtung der NATO nach 1990 wandelte sich der Charakter der strategischen Konzepte. Bei den letzten vier handelt es sich eher um politische Papiere. Sie dienen auch der Kommunikation mit den nationalen Bevölkerungen und mit anderen Staaten und sollen die Politik der Allianz erklären und begründen. Entsprechend wird die Vorbereitung der Papiere stärker von politischen Akteuren bestimmt. Den Anstoß zum letzten Konzept gaben etwa die Staats- und Regierungschefs auf dem Gipfel von London 2019 mit dem Auftrag an den damaligen NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, einen „vorwärts gerichteten Reflexionsprozess“ einzuleiten. Dieser Prozess wurde maßgeblich durch den Report einer Reflexionsgruppe unter der Leitung des früheren deutschen Verteidigungsministers Thomas de Maizière und des US-amerikanischen Chefdiplomaten Wess Mitchell gestaltet.
Etablierung eine integrierten Militärstruktur
Das erste strategische Konzept verabschiedete die Allianz kurz nach ihrer Gründung im Januar 1950 unter dem Titel „The Strategic Concept for the Defense of the North Atlantic area (DC 6/1)“.
Nach dem
Strategie der massiven Vergeltung und der flexiblen Reaktion
Die verschärfte Bedrohungslage und die neue Struktur beschrieb das zweite strategische Konzept, das der Nordatlantikrat am 3. Dezember 1952 verabschiedete (MC 3/5(Final)). Allerdings erwiesen sich die Planungen für eine konventionelle Verteidigung der NATO-Staaten als viel zu ambitioniert. Zudem schwenkten die USA unter Präsident Dwight D. Eisenhower unter dem Stichwort „New Look“ auf eine Strategie des frühen und massiven Einsatzes von Nuklearwaffen zur Verteidigung um. Die NATO folgte diesem Schwenk nach langen Diskussionen und verankerte sie im Mai 1957 als
Der überraschend schnelle Aufbau einer sowjetischen nuklearen Zweitschlagfähigkeit sowie Krisen wie die um Berlin 1958 und 1961,
Stärkung der politischen Ausrichtung der NATO
Trotz der Kontroversen um Nachrüstung und Entspannung verabschiedete die NATO das nächste strategische Konzept erst nach dem Ende des Ost-West-Konflikts auf dem Gipfel in Rom 1991. Stellt man die radikalen Umbrüche in Rechnung, war das fünfte strategische Konzept ein auf Bewahrung ausgerichtetes Dokument. Sein wichtigstes Anliegen bestand darin, trotz der Auflösung des Warschauer Paktes eine Begründung für die weitere Existenz der NATO zu liefern. Es sprach nicht mehr von akuten militärischen Bedrohungen, sondern von schwer kalkulierbaren Risiken und wollte Sicherheit mit möglichst wenigen Streitkräften schaffen. Das Konzept hielt aber an der Präsenz US-amerikanischer Nuklearwaffen und Truppen in Europa als Garant der Sicherheit fest.
Das sechste strategische Konzept verabschiedete die NATO auf ihrem 50. Jubiläumsgipfel im April 1999 in Washington D.C. Darin beschrieb sie sich selbst als unverzichtbaren Garant transatlantischer Sicherheit und bekräftigte ihre bereits laufende Transformation hin zu einem stärker politisch orientierten Bündnis. Das Konzept hielt einerseits an der Kernaufgabe der kollektiven Verteidigung einschließlich der nuklearen Abschreckung fest, formulierte andererseits ein breiteres Sicherheitsverständnis, das mögliche Rückwirkungen globaler Trends und Risiken wie Terrorismus, die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen, ethnische Konflikte, Menschenrechtsverletzungen und sozio-ökonomische Verwerfungen auf die Sicherheit der Mitgliedstaaten in Rechnung stellt. Entsprechend höher gewichtete das Konzept das Engagement der NATO jenseits der eigenen Bündnisgrenzen: zum einen die Partnerschaften mit anderen Akteuren wie Russland, zum anderen militärische Operationen zur Friedensunterstützung und zum Krisenmanagement.
Ebenso wichtig für ihre weitere Entwicklung war das Bekenntnis zur „Politik der offenen Tür“. Nachdem die Allianz kurz vor dem Gipfel im März 1999 mit Polen, Tschechien und Ungarn die ersten drei früheren Mitglieder des
Auf der Suche nach Orientierung
Kurze Zeit später wurde die Neujustierung der strategischen Ausrichtung der Allianz von den
Der eigentliche Zweck der Allianz wurde angesichts der Weiterentwicklung von Aufgaben immer unklarer; ob und wie die NATO ihre vielen Ziele erreichen könnte, immer ungewisser. Der Streit über die zukünftige Erweiterung um die Ukraine und Georgien zwischen den USA auf der einen und Deutschland sowie Frankreich auf der anderen Seite endete auf dem Gipfel in Bukarest 2008 mit dem Kompromiss, beide Länder aufnehmen zu wollen, aber nicht zu sagen, wann. Das militärische Eingreifen in Libyen 2011 war höchst umstritten. Zudem häufen sich Konflikte auch um harte militärische und politische Interessen insbesondere mit der Türkei – sei es deren militärisches Eingreifen in Nordsyrien gegen die mit den USA im Kampf gegen den
Hinzu kamen die alten Konflikte um Lastenteilung und als neuer Faktor die