1934 wurde in dem Gebäudekomplex der Bundesfestung Rastatt eine "Pflegeanstalt" eingerichtet, in der Patienten aus verschiedenen badischen Anstalten "verwahrt" werden sollten, die als nicht mehr therapierbar galten. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden die Patienten der Rastatter Pflegeanstalt nach Zwiefalten verlegt und von dort nach Grafeneck deportiert, wo im Rahmen der "Aktion T4", dem nationalsozialistischen "Euthanasie-Programm", ermordet wurden. Zwischen Januar 1940 und August 1941 wurde in der Tiergartenstraße 4 ("T4") in Berlin die systematische Ermordung von Menschen mit Behinderung geplant und koordiniert. Die Durchführung erfolgte in den so genannten Heil- und Pflegeanstalten.
Nach dem Krieg wurde die Pflegeanstalt als Durchgangslager für Ausländer und "Displaced Persons" genutzt. Zwischen 1952 und 1972 war die ehemalige Bundesfestung Flüchtlings- und Aussiedlerlager, anschließend bis 1989 als Unterkunft für Asylsuchende. Große Teile des Gebäudes standen während der provisorischen Nutzung als Landesaufnahmestelle für Um- und Aussiedler von 1989 bis 1998 leer. Seit 1998 lagern in der ehemaligen Pflegeanstalt archäologische Funde im Zentralen Fundarchiv des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg.
Das Gedenken der Opfer wurde durch den Einsatz engagierter Rastatter Bürgerinnen und Bürger sowie dem Künstler Henning Schwarz, der die Gedenktafeln gestaltete, in das Interesse der Öffentlichkeit gerückt. Er entwarf zwei Bronzetafeln und das ehemalige Eingangstor mitsamt der wiederhergestellten Schrift über dem Eingang. Auf der linken Tafel wird die Einrichtung der Anstalt erläutert, auf der rechten die Auflösung und Nachgeschichte des Ortes. Die Gedenktafeln rechts und links neben dem früheren Haupteingang in die Pflegeanstalt wurden am 5. September 2013, dem Jahrestag der Verlegung der Patienten nach Zwiefalten eingeweiht.
ÖffnungszeitenDas Gelände ist frei zugänglich.
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