Der Name "Herbert-Baum-Gruppe" steht für mehrere im Widerstand engagierte Gruppierungen und Freundeskreise. Die meisten der insgesamt etwa 100 Mitglieder waren jung und kamen aus unterschiedlich – teils sozialistisch, teils kommunistisch, teils links-zionistisch - orientierten Kreisen der ab 1938 verbotenen jüdischen Jugendbewegung.
Besonders viele waren junge Frauen; das Durchschnittsalter lag bei 22 Jahren. Die leitenden Gruppenmitglieder waren Herbert Baum und seine Frau Marianne Cohn sowie das spätere Ehepaar Martin Kochmann und Sala Rosenbaum, die bis 1933 im Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) gearbeitet hatten. Die oppositionellen Aktivitäten konzentrierten sich vor allem auf das Herstellen und Verbreiten von Flugblättern und Schriften, auf Kontakte mit ausländischem Zwangsarbeitern, auf kulturelle Arbeit, politische Diskussionen und auf Versuche, trotz ihrer Isolierung als Juden Verbindungen zu anderen Widerstandsgruppen herzustellen.
Am 18. Mai 1942 führten Angehörige der Gruppe einen – weitgehend wirkungslosen – Brandanschlag auf die antikommunistische Propagandaausstellung "Das Sowjetparadies" im Berliner Lustgarten durch. Die meisten Beteiligten wurden kurz danach von der Gestapo verhaftet, möglicherweise durch Denunziation. Zahlreiche Mitglieder der Gruppe wurden zum Tode verurteilt und hingerichtet. Herbert Baum kam nach schweren Folterungen vermutlich durch Selbstmord ums Leben. Es folgte eine Verhaftungswelle gegen Hunderte von Juden in ganz Berlin, die oft mit dem zeitgleichen Attentat auf Reinhard Heydrich in Verbindung gebracht wird. Viele Juden wurden verhaftet und in die Konzentrationslager Sachsenhausen und Auschwitz sowie in das Arbeitslager Theresienstadt verschleppt. Die meisten von ihnen starben.
Über die Aktivitäten und die Wirkungen der Gruppierungen um Herbert Baum, auch über die Rolle Baums selbst und den Brandanschlag gibt es unterschiedliche Informationen und Vermutungen.
Auf dem Schlossplatz am Rand des Berliner Lustgartens (Karl-Liebknecht-Straße) erinnert ein Gedenkstein in Form eines Würfels an die Mitglieder der Widerstandsgruppe um Herbert Baum. Er wurde 1981 von dem Künstler Jürgen Raue gestaltet und trägt auf der Vorder- und Rückseite die gleichlautende Inschrift: "Unvergessen / die mutigen Taten / Standhaftigkeit der von / dem Jungkommunisten / Herbert Baum / geleiteten / antifaschistischen Widerstandsgruppe". Auf den anderen beiden Seiten befinden sich die Worte: "Für immer in / Freundschaft / mit der Sowjetunion / verbunden".
Im Zusammenhang mit der Neugestaltung des Lustgartens Ende der 1990er Jahre geriet der zu DDR-Zeiten aufgestellte Gedenkstein zunehmend in die Diskussion. Im Vordergrund sollte fortan die Erinnerung an Herbert Baum und die anderen Widerständler stehen und weniger das politische Bekenntnis der DDR zur Sowjetunion. 2000 wurden die beiden Seiten mit der Bekenntnis zur Freundschaft zur Sowjetunion vom Bezirksamt Mitte durch zwei beschriftete Plexiglasscheiben überdeckt. Die eine Scheibe nennt 34 Namen von Menschen, die an dem Brandanschlag beteiligt waren, auf der anderen werden die historischen Zusammenhänge erklärt. Das Bezirksamt griff damit eine Idee von Gerhard Zadek auf, der selbst der Widerstandsgruppe angehört hatte.
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